Da stehe ich nun an Bord der Fähre mit dem Namen Adamatios Korais (nach dem Gelehrten des 18. Jahrhunderts, der die griechische Sprache neu erfand) und grüße die Möwen, die eine Weile unserer Fahrt folgen. Das Meer ist fast schwarz.
Am Himmel wechseln die Farben, Wolkenwände bauen sich auf, reißen auf, Licht flutet in breiten Bahnen herab, in der Ferne Regenschleier. Die Wolken werden flockig und weiß, das finstere Meer lichtet sich. Ich spähe voraus, bis die Augen tränen. Ah, da ist sie! Oder ist es nur ein Schatten? Nein, unverkennbar, das ist Samothrake.
Mein Auge ertastet die Umrisslinien, als sei es die Fingerspitze einer Blinden. Jede Krümmung und Biegung will es nachvollziehen und sich für immer einprägen. Jetzt wird auch das Vorland sichtbar, deutlich hebt es sich vom Gebirgsmassiv ab. In Kürze werden wir mit großem Getute in den Hafen einfahren und anlegen. Ich werde mir meinen Rucksack schnappen und von ungeduldigen Mitreisenden, vorbei an stinkenden Lastern und PKWs, die den Motor schon laufen lassen, hinausgeschoben werden. Auf dem Kai wird eine Frau mit Peruhut stehen und mich begrüßen. „Hallo Gerda!“ – „Hallo, Karen!“
Wegen Karen und wegen eines Stücks Natur, das ich dort im Vorland besitze und das ich ihr übertragen will, bin ich gekommen. Und wegen Samothrake, natürlich.
Traumhaft schön!
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Wie lebendig Du diese Inselfahrt schilderst und die herrlichen Bilder dazu!
Danke für die Möglichkeit des „Miterlebens“, liebe Gerda.
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Ein schönes Vorhaben, liebe Gerda!
Es muß dich vieles mit der Insel und der Frau, die Du Karen nennst, verbinden
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Ja, mit der Insel verbindet mich viel, liebe Bruni. Karen habe ich persönlich erst jetzt auf Samothrake kennengelernt.
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Dein Mut hat sich ausgezahlt, Gerda!
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