Dein erstes Foto, liebe Myriade, ist ein reminder der unvergleichlichen Wiener Kaffeehauskultur …, selbst wenn in der Tasse, wie du sagst, heiße Schokolade sein sollte. Eleganz, feinster Geschmack, Gemütlichkeit, Düfte, Stimmengemurmel, vielleicht auch eine leichte Musik – ein Asyl im gleichgültigen Getriebe der Städte. Gibt es sie noch, die legendären Etablissements mit den Marmortischchen und Thonetstühlen, den Logen, den Zeitungsständern, dem Zigarrenrauch, dem literarischen Klatsch und der politischen Intrige, wo „man“ sich traf? Oder sind sie in den Bereich des Mythos abgesunken?
Als ich heute in einem recht primitiven griechischen Kaffeehausgarten direkt an einer Hauptstraße Platz nahm, musste ich dran denken. Hier sitze ich manchmal, wenn ich warten muss. Dafür ist es bestens geeignet. Auch hier bemüht man sich um etwas Schick, Pergolas und ein ramponierter Blumenschmuck gehören zur Grundausstattung. Eigentlich aber geht es wohl darum, zufälligen Kunden einen kurzen Kaffee-Aufenthalt anzubieten. An der Theke gibt es eine recht große Auswahl an Kuchen und salzigem Gebäck, glänzende Kaffeemaschinen produzieren auf Wunsch Espresso, Filterkaffee, griechischen Kaffee oder irgendwas dazwischen …. es gibt ja jetzt so viele Varianten, dass ich den Überblick verloren habe. Nimmst du Filterkaffee im großen Pappbecher mit, kostet er dich anderthalb Euro, und du bekommst eine Fläschchen Wasser noch dazu. Ich aber will heute hier sitzen und bestelle am Tresen ein Tässchen Espresso. Es kommt zusammen mit dem Wasser und der Zuckerdose und findet auf dem runden rötlich schimmernden Eisentischchen Platz.
Außer mir gibt es heute keine Kunden. Zum Lesen habe ich keine Lust, also zücke ich mein Reporterblöckchen, aber das ist voll. Ich finde die Rückseite einer Rechnung, zeichne „alles“, was ich sehe, und das ist zu viel.
Also mache ich einen zweiten Anlauf und benutze diesmal den Pappdeckel des Reporterblöckchens. Die größere Festigkeit ist von Vorteil, ich kann präziser zeichnen.
Bei einem dritten Anlauf auf einer noch freien Rückseite konzentriere ich mich auf die Barhocker. Diese Verknappung finde ich attraktiv.
Du willst die Kaffee-Marke wissen? Aber gerne doch! Es ist die italienische Segafredi Zanetti, die, sofern man ihrer Werbung glaubt, seit vierzig Jahren den weltweit besten Espresso herstellt und die maschinelle und wohl auch sonstige Ausstattung für die Vertrag-Cafes liefert. (keine Werbung)
Den Namen findet man zusammen mit den Spuren des Gebrauchs auch auf der Tasse….
Dies ist mein Beitrag zum ersten Foto, das Myriade für die laufende Runde der Impulswerkstatt zur Verfügung stellte. Herzlichen Dank für den Impuls, liebe Myriade!
Hi Gerda,
die Verknappung beim Barhocker finden wir auch sehr attraktiv.
Wien war uns stets ein wenig fremd.
Herzliche Grüße vom sonnigen Meer
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
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Herzlichen Dank fürs freundlche feed-back, lieber Klausbernd!
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Die erste Zeichnung fasziniert mich, weil in dem Gewirr trotzdem eine gut erkennbare Szene dargestellt ist. So kannst nur Du zeichnen Gerda!
Die letzte reduzierte Zeichnung finde ich genial, weil man seine Fantasie spielen lassen kann! 👌👍
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Danke, Babsi, für dein liebes feed back!
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Diese anschaulich geschilderte Stimmung im Cafe gefällt mir. Die ganze Bild-Text-Geschichte finde ich hervorragend!
Abendgruß von Sonja
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Freut mich zu wissen, Sonja,dass es mir gelungen ist, dir lebendige Eindrücke zu vermitteln. :).
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Oja, es gibt schon noch ein paar dieser Oasen, mit allem, was du beschreibst, aber ohne Rauch und ob die Gespräche sich hauptsächlich um literarische Themen drehen, bezweifle ich auch, aber im Großen und Ganzen gibt es noch Kaffeehäuser, wo man stundenlang bei Kaffee und Wasser sitzen, Zeitungen lesen, tratschen und Menschen beobachten kann. Ganz bei mir in der Nähe gibt es eines aus dem auch das Foto stammt.
Den reduzierten Barhocker mit dem Hintergrund, der wie eine sorgfältig bearbeitete Leinwand aussieht, finde ich sehr schön. Er hat soviel Präsenz in großer Weite. Wobei überhaupt deine Beiträge mit Text, Photos und Zeichnungen eine Freude sind ! Vielen Dank für diesen und viele andere interessante und schöne Beiträge. Ich glaube, morgen gehe ich ins Kaffeehaus und überlege mir auch etwas zu dem Thema 🙂
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Schön sogar in der Vorstellung, mal wieder „stundenlang bei Kaffee und Wasser zu sitzen, Zeitungen zu lesen …und Menschen zu beobachten…“ (und zu zeichnen). Danke für deinen liebevollen Kommentar, Myriade! Ich wünsche gute Inspiration im Kaffeehaus!
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Gerade fasziniert mich das Thema Kaffeehaus ebenfalls. Schön eingefangen hast du die Atmosphäre. Sie ist sonnengriechisch hell. Ich denke für meinen nächsten Kalender an etwas Nostalgisches, viel liebevolles „Gerümpel“, flirrendes Licht… Ich arbeite schon seit einigen Wochen an der Lichtstimmung, die ich mir vorstelle. Dieses Kaffeehaus gibt es bisher nur in meinem Kopf, aber wird werden…
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O, ich bin sicher, dass es werden wird! Danke, Evaannacarola!
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Schön ist es, stundenlang zu sitzen bei Kaffee in irgend einer Variation (ich bevorzuge Cappuccino und Latte macchiato 🙂 ) und vor mich hin zu träumen.
Es ist nie einer da, der zeichnet, geschweige denn so wie Du, liebe Gerda.
Der halbe Caféhaustisch gefällt mir sehr und die Barhocker natürlich auch.
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