Wortmans Themenwort für diese Woche ist „beherrschen“. Da steckt das Wort Herr drin, und die ersten Gedanken gehen in Richtung: Macht, Gewalt, oder jedenfalls mächtig, gewaltig, beherrschend, groß.
Nun bin ich aber eine Querdenkerin, und ich mag das Wort „beherrschen“ nicht so auslegen, wie es „nomalerweise“ konnotiert ist. Ich entscheide mich für einen Webstuhl aus dem Neolithikum, aus der Jungsteinzeit also (6800-3300 v.u.Z.). Damals schon beherrschten die Frauen die Technologie des Webens mit großer Perfektion, so dass sie nicht nur nicht nackt gehen mussten, sondern mit kunstvoll verzierten Garderoben prunken konnten.
Wenn ich sage: sie „beherrschten“ die Kunst des Webens, so gilt das in viel höherem Maße, als wenn ich sage: ich beherrrsche das Autofahren oder weiß, wie man eine Spülmaschine bedient. Sie verstanden nämlich den Mechanismus, den sie selbst erdacht hatten und technisch jederzeit herstellen konnten. Das kann ich leider bezüglich des Autos und der Spülmaschine nicht behaupten. Die kann ich bestenfalls bedienen, solange sie funktionieren. Und was das Weben anbetrifft – also ich müsste tatsächlich nackt herumgehen, wenn nicht irgendwelche mir unbekannten Frauen irgendwo in der Welt das Weben für mich übernommen hätten. Und auch sie beherrschen die Kunst des Webens meist nicht, sondern wissen nur, wie man eine Maschine bedient. Lass die Maschine kaputt gehen, und aus ist es mit der Beherrschung der Webkunst. Die Beherrscher dieser Welt … was beherrschen sie eigentlich?
Hier nun ein paar Kostümbilder aus einer Sonderausstellung zur Schönheit und Verschönerung von der Jungsteinzeit bis zum Hellenistischen Zeitalter, die im November 2018 im Archäologischen Nationalmuseum von Athen lief.
Mehr, darunter auch erstaunlichen Schmuck, siehst du hier.
Erstaunlich! Und wir dachten immer, alles vor 1970 wäre noch Schwarzweiß.
Es gibt ja auch die Herrin, aber Beherrschen lässt sich leider nicht gendern;)
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Gute Idee hast da gehabt.
Beherrschen im Sinne von Gewalt und/oder Unterdrückung hatte ich so allerdings nicht im Sinn. 😁
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Was ist das, was eine Frau trägt: eine baskenmütze?
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Wer beherrscht denn noch etwas in dem von dir problematisierten Sinn? Kaum jemand, allenfalls einen winzigen Teil bei einer arbeitsteiligen Produktion. Selbst Künstler spenden oft nur die Idee für ein Kunstwerkt und lassen produzieren…
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Sicherlich sind es die Festtagsroben der Damen aus der Jungsteinzeit, liebe Gerda.
Es wird ein mühseliges Leben gewesen sein. Eine Zeit, die wir uns kaum noch vorstellen können.
Und doch gab es Anlässe für besondere Kleidung, die man nicht schnell mal in einer Boutique erstehen konnte… Um so wertvoller war sie und wurde sorgsam aufbewahrt und weitervererbt.
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Danke, Bruni. Ob das Leben damals mühseliger war? Es war anders, sicher, die Mühsal war anders, die Freuden auch. Die Menschen lebten weniger Jahre. Aber in diesen wenigen Jahren waren sie womöglich kreativer als wir in all unseren vielen Lebensjahren.
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