„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Beim Spazierengehen in Kalamata fiel mir ein hoher Baum mit stark beschnittenen Ästen auf. An seinem Stamm war ein Täfelchen angebracht. Neugierig wie ich bin, ging ich über den Rasen, um nachzuschauen, was es mit dem Baum auf sich hat.
Und las, in gebildeter Hochsprache: „Gepflanzt von Pantelis Dormousoglou 1941.“
1941. Hm. Da war Krieg. Griechenland war von Deutschen und Italienern besetzt. Hunger und große Not. Und jemand hat einen Baum gepflanzt, den man mit einem Schildchen ehrte. Kein Apfelbaum, kein Fruchtbaum. Ich kann nicht erkennen, was es für ein Baum ist. Vielleicht im Sommer, wenn er wieder Blätter hat.
Was war denn damals eigentlich los in Kalamata?
28. April 1941: Die Schlacht von Kalamata, die letzte auf dem griechischen Festland zwischen den Deutschen und dem britischen Expeditionskorps…
27. September 1941: Gründung der E.AM (Griechische Befreiungsarmee)
Irgendwann dazwischen, davor oder danach hat der Herr Dormousoglou Lust verspürt, ein Bäumchen zu pflanzen. Ich lege meine Hand an die Rinde des Baumes und flüstere ihm zu: „Da hast du das Rechte getan, Panteli. Der Krieg ging vorbei, der Weltuntergang ist noch nicht eingetreten: Dein Baum aber ist da.“
ps. Den obigen angeblichen Lutherspruch habe ich im Netz aufgesucht und folgendes Interessante gefunden:
„Luthers Apfelbäumchen ist ein Begriff, der 1944 erstmals nachweisbar ist… Der …Spruch erlangte als Symbol für den Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg bundesweite Bekanntheit, verursachte Baumpflanzungsaktionen und ist Titel eines Benefizalbums bzw. einer LP von Reinhard Mey aus dem Jahr 1989 …..
Der Theologieprofessor und Lutherforscher Martin Schloemann, der ein Buch über dieses Zitat schrieb, kam zu dem Ergebnis, dass es nicht von Martin Luther stammt. Vielmehr entstamme er dem Lutherbild aus dem 19. Jahrhundert, des den Familiengarten pflegenden, frommen Hausvaters. Luther habe sich tatsächlich aber mehr auf den Weltuntergang gefreut, als ihn zu fürchten.
Nach dem Krieg hätten der Landesbischof Hanns Lilje und der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann das Wort weiter verbreitet. Es wurde Symbolwort für den Wiederaufbau. … Auch Otto Grotewohl, bestimmte RAF-Sympathisanten, der schwedische Ministerpräsident Olof Palme, Rita Süßmuth, Wolfgang Schäuble und Helmut Kohl hätten das Wort „Apfelbäumchen“ vielfach verwendet…. (alle Infos von Wikipedia)
Dass Luther sich mehr auf den Weltuntergang gefreut haben soll als ihn zu fürchten, wirft doch ein interessantes Licht auf ihn …
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Na klar, der wollte das Jüngste Gericht, wo böse und gute Menschen gerichtet werden und das erhalten, was sie „verdienen“, möglichst schnell haben.
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Er war sich wohl sehr sichet…
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Wenn es so ist. Es wird so kolportiert. Tatsächlich war er wohl ein kräftig gläubiger Mann, der vor dem Letzten Gericht aufrecht zu stehen gedachte.
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Ja, das denke ich auch.
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Ob Luther das nun gesagt hat oder nicht.Wer kann das schon wirklich wissen?Viel wichtiger finde ich, dass Panteli es getan hat.!!!Und das 1941 .Das wirkt weiter
und ist sichtbar. Bis jetzt.Ein nachdenklich machendes Fundstück, Gerda.Danke !
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Ja, klar, Elsbeth, der Held ist für mich heute der unbekannte Pantelis, sowie die, die dies Schild angebracht haben. Mich sprang das Jahr an: 1941. Im Winter 1941 starben so viele an Hunger, infolge der deutschen Besatzungspolitik. Mein Mann wurde in dem Jahr geboren und überlebte dank der Oliven der Familie
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Und wäre es, wenn man seinen eigenen baldigen Tod erwartet? Würde man dann noch ein Bäumchen pflanzen? Gewiss doch! Denn man pflanzt ja Bäume nicht nur für sich selber.
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Genau, Peter. Und der Sinn des Satzes istnicht auf die Bäumchen beschränkt, sondern auf alles, was wir tun.
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Ach Gerda, ich liebe deine philosophisch-historischen Überlegungen.
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Danke, das freut mich sehr, Marion! 🙂
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Eine wundervolle Geste fürs Weiterleben, trotz allem, das Pflanzen eines Bäumchens
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