Zwölf Wörter hat Christiane aus der Lostrommel mit eingesandten Vorschlägen gezogen. Von denen sollen sieben in einer Geschichte Verwendung finden. Es dürfen auch alle zwölf sein. So erklärte uns Spielleiterin Christiane.
Als ich gestern abend im Meere schwamm, kam mir ein Lied in den Sinn, das hat viele viele Stophen. Es singt vom Sommer und von Gottes Gaben, denn der Dichter Paul Gerhardt war ein frommer Mann und lebte zu einer Zeit ((1607–1676), als Gott noch nicht zum toten Mann erklärt worden war. Ich machte mich daran, schwimmend eigene Verse zu schmieden. Viele gingen auf dem Weg vom Meer nach Hause verloren, aber es kamen andere hinterher vagabundiert. Sie haben nicht die edle Form der Vorlage. Das wäre auch zu viel verlangt, denn wir leben in der Postmoderne, wo jede Art von Flickzeug aus alt und neu genehm ist und wo man endlos Sinnvolles und Sinnloses, Erhabenes und Banales aneinanderreimen darf. Oder etwa nicht?
Wenn nicht, sagen dir vielleicht doch die Bilder zu, die ich aus meinem Archiv gezogen und dazugesetzt habe.
Geh aus, mein Herz
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Vergiss ein Weilchen alles Leid
In das du dich vergraben
Die Welt ist bunt, die Erde rund,
das singt die Amsel, bellt der Hund
willst du nicht Anteil haben?
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Zum Winter ist es ja noch weit
Ihr Mädchen und ihr Knaben!
Das Meer es lacht, hat hergebracht
Ne Muschel, schaut nur, welch Pracht!
Im Sand war sie begraben.
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Wer drin bleibt, hat es bald bereut
Vergällt die Lebensgeister
Drum schnell hinaus aus deinem Haus
Bist keine Schnecke, keine Maus
Bist Wasserläufer-Meister
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Hör nicht auf sorgenvolle Leut
Die Eigentore schießen
Die Glühwürmchen für teuflisch halten
Und gern mit Fliegenklatschen knallten
Die Unglück froh begrüßen.
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Was gestern war, das ist nicht heut
Füll reich das Sommerloch
Mit Lachen, Bummeln, Streit und Singen
Mit Trauben, die zu hoch dir hingen
Kriegst sie am Ende doch!
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Und Heiterkeit, ist Sommerzeit!
Stört dich das Wetterleuchten?
Grollt auch der Donner, unbeirrt
Die Grillen riefen zum Konzert
Bis Schauer sie verscheuchten.
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Noch steht der Sommer dir bereit
Mit allen seinen Gaben
Mit Hitze und mit schwerem Regen
Mit Stürmen die durch Bruchwald fegen
Auch Feuer kannst du haben
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Der Himmel lacht, denn er ist weit
Dem Menschentun entrückt
Er lächelt über Dachbegrünung
Genau wie über Meeresdünung
Durch nichts wird er zerstückt
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Vor allem meide jeden Neid
Denn Neid macht niemand heiter
Am Similaungletscher wärst du gern?
Ach lass ihn doch, den werten Herrn
Der kaxelt mühsamst weiter.
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Wo immer unterm Himmelsweit
Dein Lager du gebreitet
Der Himmels Bau, sein Sternenmeer
Der Göttersitz von altersher
Hat Schutz uns stets bereitet.
Herrscht Willkür auch an jenem Thron
Wo Götter Sterblichen den Lohn
Für Lebensleistung zahlen
Was geht’s mich an, mir ist es recht
Denn mir geht’s heute auch nicht schlecht,
muss nicht mit Goldschmuck prahlen.
Geh aus mein Herz und suche Freud
Am liebsten gehst du wohl zu zweit?
Doch geht es auch alleine
Gehst du nicht aus, so gehst du ein
Egal zu zweit oder allein
Auf auf du hast zwei Beine!
Toll gemacht. Da weiß man wirklich nicht was schöner ist, die Realität oder die Legearbeiten. Danke fürs Zeigen, und beste Wünsche für ein schönes Wochenende! LG Michael
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Dankeschön, Michael. Bei uns ist das Wochenende freilich schon vorbei 😉
Gefällt mirGefällt 1 Person
Hier auch, Gerda! Sorry! 😉 Freut mich, dass es euch gut geht. Ich hoffe, ihr hört nicht so viel wie wir über die Deltavariante, oder diese anderen negativen Dinge, die jetzt wirklich Schlag auf Schlag eintreffen. Eben schrieb ich jemandem, dass es irgendwie an einen dieser bekannten Endzeitfilme erinnert. Habe eine gute Woche! LG Michael
Gefällt mirGefällt 1 Person
Großartig. Seeehr beeindruckend liebe Gerda. Form und Inhalt ganz wundervoll 🌟
Dankeschön für deine feinen Worte und Bilder…
Herzliche Abendgrüße vom Lu
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Ich danke dir, lieber Lu! 🙂
Gefällt mirGefällt 1 Person
⭐ ⭐ ⭐
Gefällt mirGefällt 1 Person
Mir haben auch die Bilder sehr gut gefallen – eine richtig schöne Bereicherung des Gedichtes.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Das freut mich, danke. ich mache diese Etüden ja immer als Kombination von Text und Bild
Gefällt mirGefällt mir
Stimmt – ich sollte öfters bei Dir vorbeischauen.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Freude suchen, ein sehr schönes Thema und schön ausgestaltet. Passt auch sehr gut zu unsrem Automechaniker, von dem wir grade zurückkommen. Er strahlt immer. Ein echtes inneres Strahlen und das obwohl er fast Tag und Nacht arbeitet. Er ist ein wahrer Zauberkünstler. Immer findet er, woran es grade hakt. Heute in zwei Sekunden. Seine gute Laune und die Freude, die er ausstrahlt sind ansteckend. Einfach toll. Bei deinen schönen Bildern fiel mir vor allem die Tarotkarte auf. Darf ich fragen, ob da schon wieder weitere entstanden sind oder das Deck vielleicht doch noch fertig wird?
Gefällt mirGefällt 2 Personen
So Menschen wie dein Automechaniker sind freilich Gold. Wegen der Tarotkarte: Nein, es gibt weiterhin nur die „Große Arkana“, ich hatte auch nie vor, einen ganzen Spielsatz zu machen. Vielleicht lasse ich sie doch noch drucken, dann gebe ich dir Bescheid. Liebe Grüße!
Gefällt mirGefällt 2 Personen
das wäre schön, danke…
Gefällt mirGefällt 1 Person
„Geh aus, mein Herz“ rufen mir derzeit viele Litfaßsäulen zu: Es ist die Werbung für das Schleswig-Holstein-Musik-Festival, DAS renommierte Musikfestival hier im Norden. Von daher wandere ich schon einige Zeit mit diesem Aufruf durch die Gegend, und kann dir nur zustimmen. Geht raus, nehmt wahr, genießt, seid achtsam, vernetzt euch, haltet euch an das Leben! 🌳🧡🌼
Danke auch für die Bebilderung und speziell die Tarotkarte. Deine Bilder sind immer ein Mehrwert.
Wie schön, dass du mitgemacht hast! 😁🌞❤️
Herzliche Abendgrüße 😁☁️🌳🌼🍷🥨🧀👍
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Ist ja witzig, dass dieses alte schöne Lied nun auch wieder in Hamburg umgeht. Das Musikfestival kenne ich aus alten Tagen, am Jugendmusikfestival am Plöner Schloss durfte ich sogar mal mitmachen (Geige), was zu meinen schönsten Jugenderlebnissen gehört. Wie ich schon schrieb: Die Bebilderung der abc-etüden ist für mich genauso wichtig wie der Text, und ich freu mich, wenn sie gefällt. Du bist ja auch immer bemüht, jeder neuen Etüdenzeit durch die Bebilderung einen besonderen Pfiff zu geben – was dir meistens ausgezeichnet gelingt.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Oh ja, Freude, Natur und Sonne sammeln! Tolle Legearbeiten und sehr symphatische Hippiehose! (Habe ja auch einige …)
Gefällt mirGefällt 1 Person
🙂 Bei der Hippiehose frag ich mich: meinst du den bunten Rock?
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ah, genau!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Auf jeden Fall wunderschöne Bilder, am schönsten das von der Grille, finde ich.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Die Grille hat mich auf dem Computer besucht. 🙂
Gefällt mirGefällt mir
Ah, also nicht bei Dir in der Wohnung.
Gefällt mirGefällt mir
Doch, zu Hause auf dem Computer.,
Gefällt mirGefällt mir
Ja, sagtest Du.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Rundum wunderschön.
Ich mag das alte Lied auch so gerne
Gefällt mirGefällt 1 Person
Vielen lieben Dank!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Eine gelungene Anregung, mal wieder dieses schöne Lied zu singen – danke!
Die Collagen gefallen mir sehr.
Gefällt mirGefällt 1 Person
herhlichen Dank Friedrich.Ich freu mich, wenn es gefiel und anregte.
Gefällt mirGefällt mir
Geh aus mein herz und suche Freud
ich glaube, wir kennen es alle, liebe Gerda, aber Deine feinen Verse kannten wir nicht.
Statt Freud finden wir in diesem Sommer unendlich viel Leid.
Die Freude muß warten.
Die Bilder, die Du zwischen die Verse setzt, passen gut und ich mag sie alle sehr.
Gefällt mirGefällt mir
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 36.37.21 | Wortspende von Ludwig Zeidler | Irgendwas ist immer