Projekt ABC bei Wortman: E wie Erinnerungsstätte, E wie Ermordete, E wie Engel

Projekt ABC: E wie Einstichstelle

Dies ist mein dritter Eintrag zum Buchstaben E. Erinnerungsstätten. Viele habe ich gesehen, in vielen Ländern. Meistens haben sie mit Kriegen zu tun, erinnert wird an gefallene Soldaten oder an zivile Kriegsopfer. Die Namen von Ermordeten wurden in Stein gemeißelt, damit sie nicht vergessen werden. In Griechenland gibt es nicht wenige solcher Erinnerungsstätten aus der Zeit der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg.

Auf der Insel in Rom besuchte ich ein kleines Museum, das die Erinnerung an Gräuel wachhält, die besonders uns als Deutsche immer noch angehen und umtreiben.

Vor dem Morgengrauen kamen sie, am 16. Oktober 1943 war es, und trieben sie zusammen. Vor allem Alte, Frauen und Kinder, denn die Männer, die glaubten, man habe es auf sie abgesehen, waren untergetaucht. Arme Leute, die letzten Bewohner des im 19. Jahrhundert aufgelösten Ghettos, zweitausendeinundneunzig Seelen. Wer kam? Deutsche, die nach Musolinis Sturz zur Besatzungsmacht Italiens avanciert waren.

Es gab auch Fotos von den vor Ort verantwortlichen Tätern, junge und ältere deutsche Männer der Militärpolizei. Gewöhnliche Zeitgenossen. Auch ihr weiterer Lebensweg wurde beschrieben: der eine starb im folgenden Jahr, der andere brachte sich um, der dritte blieb in Italien und wurde dort alt. Ich las all diese Geschichten und ging dann hinaus aus der Erinnerungsstätte, ging hinein in die Kirche des St. Bartolomeo, um mich dort hinzusetzen. Da drehte sich ein Engel zu mir um, traurig und ein wenig streng, wie mir schien, wegen unserer Taten.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu Projekt ABC bei Wortman: E wie Erinnerungsstätte, E wie Ermordete, E wie Engel

  1. Wortman schreibt:

    Ein sehr interessantes E.

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  2. Es ist sooo traurig und versetzt einen in große Demut und Dankbarkeit, daß unsere Generation dies noch nie erleben und durchleben musste!🙏😪

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  3. Karin schreibt:

    Aber es gibt sie nach wie vor überall auf der Welt – wir Nachfolger der Verursacher der damaligen Gräuel leben im eigenen Land noch in Frieden, was uns aber nicht daran hindert, einen sehr großen Anteil unseres Reichtuns mit dem Export von Waffen zu verdienen und Waffen haben neue Gräuel zur Folge.

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    • gkazakou schreibt:

      Ja Karin. Gut dass du den Finger drauf legst. Deutschland ist inzwischen der Welt zweit- oder drittgrößter Waffenexporteur und schämt sich nicht, sondern brüstet sich mit seiner Friedfertigkeit. Scharf auf Atomwaffen sind die deutschen „Eliten“ auch, hetzen gegen Russland wie seit eh und je, und an Kriegen und Weltraummanövern „unterstützend“ teilzunehmen halten sie für völlig in Ordnung. Den Impass für jeden geben sie bei eben der Firma in Auftrag, die ihnen schon 1933 so nützlich war, um Juden, Zigeuner und andere „Fremdvölker“ zu erfassen, und der Geist, der zur Euthanasie geführt hat, ist immer noch wach. Die deutschen „Eliten“ stehen in bester Kontinuität mit ihren Vorgängern. Natürlich sind es nicht nur die Eliten, aber die bestimmen den Weg, und die anderen lassen sich führen.

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  4. Diese Gräuel sind mit nichts zu entschuldigen.
    Ich verstehe nicht, daß es diese fürchterlichen Dinge überhaupt geben konnte.
    Ich fühle mich nicht schuldig, aber ich schäme mch für diese unmenschlichen Gräueltaten, für den Krieg, der nicht hätte sein dürfen und für das Morden und Zerschlagen.

    Die Waffenlieferungen sind mir ein dicker Dorn im Auge, liebe Gerda, Ich hoffe immer noch, daß es sie in naher Zukunft nicht mehr geben wird. Vielleicht werden wir ja ausnahmsweise mal angenehm überrascht….

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