Zweimal wöchentlich fahren wir zum Einkaufen nach Kalamata. Eigentlich dürfen wir das nicht mehr, denn erlaubt sind nur 2 km Bewegung rund um die Wohnung. Wir könnten das Benötigte beim Supermakt bestellen und uns bringen lassen. So stellen es sich unsere Regierenden vor.
Wir fahren trotzdem. Würden wir erwischt, sollten wir 300 E Strafe bezahlen. Ja ja, wundert euch nur. Das ist Covid-Regime.
Nun, ich gehe sowieso nicht in Supermärkte, wo Maskenpflicht besteht, bin aber als Chauffeurin gefragt. Mein Mann macht die Einkäufe, und ich wandere solange auf Wegen, wo ich möglichst niemandem begegne. Traurig. Aber so ist das nun schon seit einem Jahr, mit geringen Unterbrechungen. Man will die touristische Saison retten. Funktioniert freilich nicht, die Zahlen steigen, grad hatten wir einen Rekord an Krankenhauseinweisungen. Das ändert nichts an der Politik. Bis zum bitteren Ende, der totalen Pleite.
Ich wandere nicht nur herum, sondern zeichne auch zwischendurch. Zum Beispiel diesen Gebäudekomplex hinter dem Supermarkt. Das Krickelkrackel vor dem Staketenzaun sind etwas krüppelige Oleanderbüsche.
In Griechenland herrschen andere Bausitten als in Deutschland. Man baut, wie man mag oder kann. Da gibt es kleine zerfallende Häuschen, geputzte Einfamilienhäuser, Wohnmaschinen, verwilderte Flächen mit Baumbestand, Gärtchen, Bauruinen, schicke Villen, alles nebeneinander. Die Straßen sind „irgendwie“, teils asphaltiert, teils Erde und Stein, Löcher, Unkraut, hier und da ein Stück Bürgersteig. Bei meinem Herumwandern bleibe ich auf einer Leerfläche stehen, wo irgendwer einen Unterstand für sein Feuerholz gebaut hat, im Hintergrund die Stämme von Oliven.
Nicht weit davon entfernt verlustieren sich hinter einem Gitter Hühner und ein Hahn. Ich gehe näher, um sie zu zeichnen, aber da beginnen sie gleich ein großes Spektakel, und so wird nicht viel aus der Zeichnung.
Ein sehr alter Mann hat mein Tun wohl beobachtet, jedenfalls überquert er etwas mühsam die Straße und fragt er mich, was ich treibe. Ich erkläre es ihm, aber er versteht nicht. Sein Gehör. Ich weise auf mein Hörgerät und wir verstehen uns: zwei Taube. Er kann auch nicht gut sehen, gesteht er mir. Eine Maske trägt er nicht, und so sehe ich ein richtiges Gesicht, mit großer Nase und mächtigem Kinn, alt und freundlich die Augen. Gerne würde ich ihn zeichnen. Wir plaudern ein wenig und verabschieden uns, als kennten wir uns schon seit Kindesbeinen.
🙄
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Liebe Gerda, da mein Supermarkt, der ziemlich klein ist, die einzige Möglichkeit ist, wenigstens dort menschliche Kontakte zu den Angestellten zu pflegen (wir kennen uns alle aus unmaskierten Zeiten und das wahre Gesicht hinter der Maske, wissen also, dass wir uns freundlich anlächeln beim miteinander sprechen) möchte ich die nicht missen und ab dem kleinen Parkplatz davor besteht Maskenpflicht, die ich auch einhalte. Die Hände, die Wagen können desinfiziert werden, woran sich auch jeder hält. Ähnlich ist es beim Türken, der so wunderbar frisches Gemüse und Lammflesich hat.
Im Haus selber (4 Stockwerke, ich auf dem Dach allein = 13 Parteien) sehe ich wochenlang niemanden, dort ist der einzige Kontakt der Paketbote, der wie oft bei mir klingelt, um die Pakete für die anderen abzugeben, weil ich fast immer zu Hause bin. Die lagern dann auf der Treppe zu mir und niemand braucht dann bei mir klingeln.
Bei meinen Spaziergängen am Main laufe ich zu Zeiten, wo ich auch fast allein unterwegs bin und würde wenigstens bei den wenigen Begegnungen ins Gespräch mit den Leuten kommen (ich kontakte gern von mir aus), aber die Leute dort grüßen zum Teil noch nicht einmal zurück.) Maskenpflicht herrscht dort nicht.
An die Masken haben sich wahrscheinlich fast alle schon gewöhnt – jetzt entbrennen die Kämpfe zwischen den Geimpften und denen, die dem aus dem Weg gehen möchten.
Dann die Medien, die uns täglich keine besseren Bilder in den Nachrichten zeigen können als entblößte Oberarme, in die eine Nadel gestochen wird oder vom Band rollende Impfdosen – ob denen bewußt ist, was sie da eigentlich machen?
Es gibt mutige Politiker (der Palmer in Tübingen gehört für mich dazu), die versuchen, für ihren Bereich eine tragbare und gemeinsame Lösung für die Situation zu finden – sie ist ja da -, die auch ein Risiko eingehen, das aber von allen auch getragen wird.
Davon würde ich mir mehr wünschen.
Lieber Gruß vom heute windumtosten Dach, Karin
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Hab lieben Dank, Karin. Zum Glück sehe ich täglich den einen oder anderen Menschen – Nichtmaskenträger, habe auch gute Gespräche, versuche hier und da auszuhelfen. Aber ich empfinde viel Trauer und Wut. Jetzt gehts rund mit dem Impfen mit einem neuartigen Impfstoff, über dessen längerfristigen Wirkungen nichts bekannt ist.
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Ach Gerda….. so traurig…..
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„alt und freundlich die Augen“ , in solchen Worten steckt Liebe Zu den Menschen, und auch eine gewisse Zuversicht. Schön ist das!
Gruß von Sonja
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Danke, Sonja. Ja, das stimmt so 🙂
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Das Herumwandern wäre langeweilig, könntest Du nicht immer wieder zeichnen, liebe Gerda, und Gelegenheiten gibt es viele. Deine Hühnerzeichnung finde ich ganz zauberhaft. Hast Du sie dem alten freundlichen Herrn gezeigt?
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Langweilig ist es ja nie, liebe Bruni. Aber das Zeichnen bringt einen besonderen Akzent ins Herumwandern. Die Hühner hab ich dem Alten nicht gezeigt, er hätte sie sowieso nicht erkannt, da er fast blind war. Aber ich freu mich, dass du für die Hühner Sympathie zeigst – wie in Morgensterns Gedicht („nicht für es gebaut“).
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Ach so,.stimmt, das hatte ich nicht bedacht, liebe Gerda.
Morgensterns Gedicht, ach ja, habe es mir eben mal durchgelesen *lächel*.
So ein feiner Humor spricht aus seinen Zeilen.
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Danke für diese schlichten, menschlichen Eindrücke, die das Herz bewegen.
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Danke mit bewegtem Herzen, liebe Johanna.
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💛
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