Die erste Etappe unseres Wochenendausfluges war die mittelalterliche Burg Chelmutsi im äußersten Westen der Peloponnes. Von einer früheren Reise her hatte ich sie als gewaltige dunkle Festung in Erinnerung, mit schlechter Zufahrt und verschlossenem Tor. Hoch und stumm ragte sie aus der Ebene. Jetzt aber ist sie hell, offen und rundum renoviert.
Wie all diese Burgen war sie für die bäuerliche Bevölkerung eher eine Plage. Nicht nur mussten sie die Steine aufschichten, sondern sie mussten sich auch mit den wechselnden Herrschaften abfinden. Wie viele es waren, lässt sich nach den Namen dieser Burg erahnen:
Man nannte sie u.a. Castel Tornese (it), Chlairmont (fr) Holomuç (tü). Die ersten Herren waren französische Kreuzritter (1205), die, anstatt sich nach Jerusalem zu wenden, das reiche Konstantinopel plünderten und sich dann in den Besitz der byzantinischen Gebiete setzten. Erbaut wurde die Burg aus dem Erlös beschlagnahmter Kirchengüter – und natürlich mithilfe der zu Fronarbeit gezwungenen Bauern.
Wie es weiter ging? In der Geschichte der Burg spiegeln sich die verschiedenen Phasen der Fremdherrschaft, unter der die einheimische Bevölkerung litt, bis sie sie 1828 endlich abschütteln konnte: Ende des 13. Jh neapolitanisches Königshauses – im 14. Jahrhundert Herren von Mallorca, Burgund, Anjou – zu Beginn des 15. Jh Neapel mit Carlo I Tocco, dessen Nichte den letzten Kaiser von Byzanz heiratete – und so wurde Chlemutsi für vier Jahre erneut byzantinisch. Dann kamen für fast 400 Jahre die Türken: Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 eroberten sie auch Chlemutsi – die Venetianer setzten sich von 1687 bis 1715 erneut in ihren Besitz – 1715-1821 herrschten dann wieder für mehr als ein Jahrhundert die Türken. 1821 kamen endlich die Anwohner in ihren Besitz und verschanzten sich dort gegen die anrückenden ägyptischen Truppen von Ibrahim Pascha, der 1825 die Rückeroberung der Peloponnes im Auftrag der Hohen Pforte betrieb. Die Verteidiger wurden besiegt, die Befestigungsanlagen geschleift. Nach weiteren drei Jahren ging sie 1828 endlich in griechischen Besitz über.
In der Ferne siehst du die italienisch geprägten Inseln Zakynthos und Kefalonia, die nie von den Türken erobert wurden.
Zum Zeichnen fehlte leider die Zeit. Nur eine Skizze vom Innenhof habe ich mitgebracht.
Selbst die kleine Skizze ist angenehm 🙂
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Danke, Gerhard. Ich hätte gern mehr gezeichnet, aber wir wurden rausgebeten, weil zugemacht wurde.
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Burgen sind einfach immer toll!
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Toll, oder doch eher bedrückend? eine Zwingburg mit wechselnden Herrschaften. Doch wie herrlich gelegen auch diese hoch über dem Meer.
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Ja, Hellla, eine Zwingburg, auch ein Rückzugsort für die jeweillgen Herren. aber der historische Abstand lässt einen das vergessen. Heute ist es einfach nur schön, das umliegende Fruchtlland der Ebene bis hinunter zum Meer zu überblicken– und dahinter die Umrisse der Inseln
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Beeindruckend die Burg! Was für eine Festung und die Aussicht ist fantastisch. Alles andere: typisch Menschheit. Die Skizze gefällt mir auch gut. Reduzierung ist immer ansprechend (auch wenn sie, wie hier, den Öffnungszeiten geschuldet ist ;-).
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Danke, Almuth! Die Skizze ist schon in Ordnung, mehr ist oft weniger Ich hätte aber gern noch andere Ecken gezeichnet, das war mit ein Grund, warum ich hinfuhr. Nun müssen halt die Fotos als Erinnerungsstütze dienen.
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Das geht ja auch, auch wenn vor Ort zeichnen schöner ist. Bin gespannt, was du noch zeigen wirst.
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Deine Zeichnung enthält ganz den Charakter des Ortes, wie ihn deine Fotos vermitteln, Gerda. Isoliert, stark, luftig, hell, still. Sie verdichtet das alles.
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Herzlichen Dank, Ule!
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Was hat diese Burg alles erlebt , wievieles mußte die Bevölkerung erdulden.
Nun ist Ruhe, niemand wohnt mehr hier, *nur* noch ein Baudenkmal mit einer wechselvollen Geschichte, das zu besichtigen ist.
Deine kleine Skizze wirkt so hell und freundlich, als hätte hier niemals Schlimmes geschehen können.
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So sind solche Orte ja. Die meisten Reisenden interessieren sich nicht für die Geschichte, und wenn, dann eher für die präsentablen Seiten. So gibt es auch hier ein paar hübsche Artefakte, die man in Schaukästen bewundern kann. Man braucht ein bisschen Fantasie, um sich die wirklichen Umstände zu den Zeiten, in denen das Bauwerk entstand und verwendet wurde, vor Augen zu führen
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Ich denke, Du wußtest schon viel darüber als Du losgefahren bist?
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Deine Zeichnung ist wieder genial gut geworden! 👏👏👏👏👏👌👍
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Danke, Babsi, ich hab mich auch angestrengt, ordentlich zu zeichnen. In der Schule sagen sie „nicht über den Rand zeichnen“. 🙂
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Ah gut zu wissen! 👍😉
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