I Der Magier: Kandidatenkür (Collagen)

Nach dem Narren folgt im Tarot der Magier mit der Nummer 01. Der Gott Hermes ist ihr Ahnherr: ein undurchsichtiger Geselle, im Himmel ebenso zu Hause wie in der Unterwelt, Vermittler, Spieler, Trickster. Oben und Unten ein und dasselbe. Unmöglich, ihn einzugrenzen, einzuordnen. Hermeneutik – die Kunst der Interpretation – ist sein Revier.

Wie ihn darstellen? Muss es überhaupt ein „ER“ sein? Schließlich gibt es außer dem Narren auch die Närrin, zB bei Ulli Gau, bei Camba Skade auch. Eine Magierin? Ich durchforstete mein Archiv. Hermes war auch Götterbote, ein Amt, das vor ihm Iris, die Morgenröte, ausübte. Sie könnte vielleicht die Rolle ausfüllen:

Hm. Besser, ich probiere noch weitere Kandidaten aus. Auf meiner Liste stehen die medizinischen Magier ganz oben. Das sind allerdings wieder Männer. Ich habe sie im November 2016 gelegt (hier), aus Schnipseln, die ich einer medizinischen Zeitschrift entnahm. Diese Magier zaubern mit Bakterien, Viren, DNA, Röntgenstrahlen, stellen Humunculi her und sind überhaupt sehr zeitgemäße Herren.

Hier üben die Kandidaten ihre Rolle am Mani-Strand ein:

Doch ihre Brauchbarkeit wird sich erst in der Konfrontation mit Ritter-Tod-Teufel erweisen.

Welcher der vier Magier – eine Dame, drei Herren – wird den Umständen am besten gerecht? Wer gewinnt die Rolle?

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Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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29 Antworten zu I Der Magier: Kandidatenkür (Collagen)

  1. Ule Rolff schreibt:

    Madame Iris hat meine Sympathie, aber du setzt sie ein wenig ins Off, liebe Gerda, in der Konfrontation mit Tod und Teufel und Co agiert sie erst, wenn die Truppe vorbei ist, und auch am Strand wendet sie sich von den Menschen eher ab.
    Aber deine Bilderfolge heitert mein düsteres Gemüt sehr wirkungsvoll auf. Danke sehr.

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  2. lyrifant schreibt:

    Ich finde ja, ein Team von Magiern könnte nicht schaden (müssen ja nicht immer drei sein 😉).

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Gerda, natürlich gehen mir all Deine Bilder weiter durch den Sinn. Die Leichtigkeit Deiner bunten, schwebenden Wesen vor Himmel und Meer fasziniert, erinnert mich an Libellen und Schmetterlinge und eine Blumenelfe. Sie haben mit dem vorherigen Thema „Ritter, Tod und Teufel“ nichts zu tun. Es stehen hier gleichsam eine luftige, leichte Welt und eine schwere eisengerüstete gegenüber. Da gibt es eigentlich aber kein Gegenüberstehen, weil es 2 ganz unterschiedliche Ebenen sind. Aber warum so ernst, frage ich mich. Diese Lockerheit und Leichtigkeit kann ja manches abwenden, was sonst schwierig gewesen wäre. Ich mag Deine Wesen, freue mich mit über diese Heiterkeit.

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    • gkazakou schreibt:

      Beide Ebenen (und noch etliche andere) sind ja da, liebe Gisela, und beziehen sich aufeinander. Eine auszublenden, ginge an der Wirklichkeit vorbei, die ich, trotz meiner spielerischen Herangehensweise, nicht aus dem Auge verlieren, sondern herbeizitieren will..
      So heiter wie sie dir scheinen sind diese Wesen übrigens nicht. Wenn du die „Medizinmänner“ genauer betrachtest, siehst du, dass sie eine Collage aus moderner Medizintechnik sind. Und was von der Magierin und ihren Machenschaften zu halten ist, wäre auch noch zu ergründen.

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      • Gisela Benseler schreibt:

        Gerda, gut, daß Du an alle Ebenen denkst und sie Hoffentlich auch wachsam im Auge behältst, damit sie keinen Schaden anrichten. Wenn möhlich, wollen wir doch das Gute und Aufbauende unterstützen und nicht das, was Gefährlichem werden könnte. Den „Teufel“ gibt es ja. Wenn er so kindlich-harmlos erscheint wie bei Dürers Zeichnung ( Kupferstich?), dann liegt das meiner Meinung an der Aufrichtigkeit des,Ritters, der sich von Ihm nicht irritieren und verführen läßt, sondern seinen Blick geradeaus gerichtet hat. Undmweil,ihm das Ziel wichtiger ist als alle Gefahren, hat auch der Tod es aufgegeben, ihm zu schaden. Das hast Du ja alles wunderbar gezeichnet und somit ja ebenfalls erkannt und überwunden.

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  4. kopfundgestalt schreibt:

    Eine Närrin brauchen wir nicht. 😀
    Handfeste Mathematik, Politik und Medizin brauchen wir.
    Liebe Grüsse
    Gerhard

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  5. kowkla123 schreibt:

    passe auf dich auf, liebe Grüße vom Klaus

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  6. Da hast du mal wieder das ganze Darstellungsrepertoire in inniger Verknüpfung aufspielen lassen. Ich finde es ästhetisch ansprechend und gleichzeitig Phantasie anregend. Sehr schön – in Zeiten der Corona…

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Joachim. Ich habe ja jetzt versuchsweise Narr und Magier aufmarschieren lassen. Es sind die beiden ersten Tarot-Karten. Nicht dass ich da eine Spezialistin wäre! Aber ich probiere aus, wie verschiedene „archetypische“ Haltungen sich ausnehmen angesichts einer heranreitenden Gefahr – hier repräsentiert durch Dürers Bild. DienächsteNummer ist die „Hohepriesterin“.
      Ich bin mir bewusst, dass beide – die ernste und wunderbar gestaltete Szene Dürers und meine eher kuriosen Legefiguren – künstlerisch auf völlig verschiedenen Niveaus angesiedelt sind. Aber ich liebe es eben, das Ernste mit dem Unernsten zu konfrontieren und dadurch aufzulockern.
      Liebe Grüße und bleibt gesund!

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      • Deine Darstellung hat den Vorteil, in bestimmter Weise didaktisch zu sein. Die von dir benutzten Mittel sind zumindest wesentlich zugänglicher für die Heutigen (?) Denke ich.
        Auch dir liebe Grüße, ich hoffe, dass ihr einigermaßen geschützt seid.

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  7. Mitzi Irsaj schreibt:

    So schön in Szene gesetzte Magier und die Ablenkung der Gedanken machen mir Freude. Filigran zur stark wirken alle vier.

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  8. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Es ist die Närrin, die Tod und Ritter dazu bringt, daß beide
    ihre Todesbotschaften für den Moment vergessen.
    In ihren Mienen lese ich nun weniger Verkrampftes und Verbissenes :dank Dir, liebe Gerda 🙂

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    • gkazakou schreibt:

      Die Närrin, auch gut. Für mich ist sie ja die Magierin.

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      • www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

        Magierin ist auch besser, aber ich dachte daran, daß es wohl bissel närrisch ist, darauf zu hoffen, daß es gelingen kann…

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    • gkazakou schreibt:

      Der Magier, die Magierin haben schon was vom Scharlatan, vom Trickster und Täuscher. Ich habe der männlichen Variante ja den ironischen Namen „moderne Medizinmänner“ gegeben, da sie vorspiegeln, mit ihren Mittelchen die Tatsachen des Lebens und Sterbens tiefgreifend verändern zu können: nimm dieses Mittelchen, vermeide jenen Kontakt, und du bleibst am Leben…., sagen sie und treffen damit den Nerv der Zeit. Und wenn man ihn dabei ertappt, dass er den Mund zu voll genommen hat (was unweigerlich passieren muss, genau wie bei den Magiern, die aus Blech Gold zu machen versprachen), dann verhöhnt man ihn und jagt ihn davon.
      Ich muss da oft an Kafka und seinen „Landarzt“ denken. Hier der letzte Satz: „Nackt, dem Froste dieses unglückseligsten Zeitalters ausgesetzt, mit irdischem Wagen, unirdischen Pferden, treibe ich mich alter Mann umher. Mein Pelz hängt hinten am Wagen, ich kann ihn aber nicht erreichen, und keiner aus dem beweglichen Gesindel der Patienten rührt den Finger. Betrogen! Betrogen! Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt – es ist niemals gutzumachen.“

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