Heute wollte ich verstehen, wie ein großer Meister beim Schraffieren vorgeht. Und verstehen kann man am besten, indem man es nachmacht.
Diese Zeichnung ist ein winziger Ausschnitt aus Dürers „Der Hl Hieronymus im Gehäus„, und nur eine Annäherung an das Original, das natürlich nicht mit Kuli gezeichnet, sondern mit einer feinen Nadel in Kupfer eingeritzt ist*. Es hat mich einiges gelehrt. Ich weiß nun, dass Dürer in der Regel der Form und Oberflächenstruktur der Dinge folgt und nur selten – und zwar im Schattenbereich – schraffiert und dass ihm keine Unregelmäßigkeit des Holzes und anderer Oberflächen gleichgültig ist, sondern er getreulich ihrer Maserung und Struktur nachspürt, bis in den letzten Winkel des Bildes hinein. Jede Linie ist sorgfältig bedacht, erfüllt eine Funktion, keine ist mechanische Füllung.
Vor allem hat es meiner Bewunderung für die Beobachtungs- und Imaginationskraft, die unendliche Geduld und technische Vollkommenheit des großen Meisters noch einmal Auftrieb gegeben
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Wikipedia: „Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend in eine Kupferplatte „gegraben“. Die dabei entstandenen Linien nehmen dann die Farbe auf, welche mit einer Walzenpresse auf das Papier gedruckt wird“. Die Abbildung ist beim Artikel über Albrecht Dürers Leben und Werk zu finden.

Mein Gott, solche Vollkommenheit! Und Hut ab, daß Du davor nicht verzagst sondern ihr durch Kopieren nachspürst
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danke, Hella. Wie schon gesagt: es ist ja nicht nötig, sind zu vergleichen, um durchs Kopieren etwas zu gewinnen. Wenn ich ein Gedicht von Hölderlin auswendig lerne, denke ich ja auch nicht, ich könnte es erdichten. Und wer eine Klaviersonate von Beethoven spielt, versteht sie besser, als wenn er sie nur hört, aber ein Komponist ist er deshalb ja noch nicht
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1971 sah ich eine dürerausstellung in Nürnberg. Meine erste Kunstausstellung überhaupt und für sehr lange Zeit die einzige.
Deine Beobachtung bzgl. Seiner Technik ist zutreffend.
Ich kann mich erinnern, dass du mein „abzeichnen eines fotografischen portraits“ mal kritisch sahst. Ich meine: dadurch kann man doch studieren, wie es sich wirklich verhält: mit der augenstellung, dem aufbau des auges, der nasenform, dem mind, den Wangen, den Ohren ect.
Es fällt einem dadurch schwerer, ein Gesicht ohne Berücksichtigung der genannten Parameter zu zeichnen.
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Ja, Gerhard, ich habe das Abzeichnen von Fotos kritsch gesehen – tue es immer noch, wenngleich ich jetzt selbst ebenfalls gelegentlich nach Fotos arbeite (zB die gestrige Lunapark-Zeichnung). Man sollte nie aufhören, nach der Natur zu zeichnen und das Zeichnen nach Fotos tatsächlich nur als Hllfsmittel ansehen, um Dinge wie Bildaufbau oder auch Eigenschaften des Lebens, die man nicht leicht beobachten kann, zu studieren (das ist meine Meinung, die natürlich nicht unanfechtbar ist). Kopieren von Kunstwerken ist aber wieder was anderes. Da geht es darum zu verstehen, wie der Künstler vorgegangen ist.
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Das hatte ich schon verstanden. Unabdingbar ist das eigentlich.
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Wird aber kaum noch gemacht.
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Richtig, ich auch nicht 😦
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Wahrlich eine gute Übung beim großen Meister! Da gehört wirklich Mut dazu – und Geduld! Aber es lohnt sich, wie man an Deinem Ergebnis und Deiner Reflexion sehen kann.
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Mut nur, wenn man sich vergleicht. Was ich nicht wagen würde. Geduld:ja, die braucht es. Giacometti hat alle Werke des Louvre mehrfach kopiert….
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Ich bin echt platt, wenn ich sehe, wie Du daß wieder hinbekommen hast! 👏👏👏👌👌👌👍
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ist doch nicht so schwer: hingucken, nachmachen. Manchmal stimmen die Dimensionen nicht genau, dann schummele ich ein bisschen.
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Ja, nicht nur du lernst daran; so wie du dein Tun auch noch kommentierst, öffnest du auch mir die Augen dafür, wie Dürer gearbeitet hat. Und gibst mir eine Anregung, wie ich Zeichnen üben kann.
Eine gelungene Übung, die mich ein wenig anschubst …
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fein, wenn du dich angeschubst fühlst, liebe Ule! 🙂
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Von Deiner kleinen Zeichnung schon total begeistert, sah ich dann den ganzen Kupferstich von Dürer und zum ersten Mal sah ich einen Kupferstich so, wie er wirklich ist, liebe Gerda.
Ich sah endlich auch die Mühe, das geduldige Arbeiten, die Kunstfertigkeit und Ausführung auch der kleinsten Kleinigkeit bis das Kunstwerk tatsächlich gelungen war.
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danke, Buni, genau das ist es, was ich bei diesem Kopieren auch merkte: wie oberflächlich der Bllick oft ist, weil man zu viel sieht und sich nirgends vertieft. Das Bild kannte ich seit langem, aber erstmals hab ich die wunderbare Arbeit, die Dürer da gemacht hat, wirklich begriffen. Ich habe mir ja die relativ einfachen Teile rausgesucht, nur Ausschnitte, und stehe staunend vor der Gesamtleistung. .
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*lachel*, genau wie ich. Verrückt ist das.
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Liebe Gerda,
ich denke auch, dass man beim Kopieren viel lernt! Genauso viel wie beim genauen Hinschauen.
Eine schöne Woche von Susanne
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Ja, klar, wer genau hinschauen kann, braucht nicht zu kopieren. Aber wer kann heute, bei all der Eile, noch genau schauen? alles geht husch husch 🙂
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Das ist leider ein Problem.
Mein Problem ist oft, dass ich zuviel gleichzeitig will. Ich lerne immer noch Achtsamkeit und Prioritäten setzen. Was kann ich streichen? Was macht mich glücklich?
🙂
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