Die Menschen, die einst diese Bunker bauten, sind ihres Wegs gezogen und schuften nun in anderen Weltgegenden. Manche sind geblieben. Ihre Schafe, satt und träg vom Verzehr der Sommerblüten, suchen tagsüber die Schatten aus Beton, lagern sich nachts, sicher vor Wölfen, auf dem Spreu, das die Hirten ihnen auf dem Betonboden ausgebreitet haben. Wenn der Mond über der Landschaft emporsteigt, wenn der bittersüße Duft der Lemonen sich mit dem Salz des Meeres vermengt, dann wird das Herz still, die Angst weicht, und ein Sehnsuchts-Lied will über die Lippen.
Wie eine Rose (Refrain)
Die Liebe sieht man am Schweigen, wie das Trocknen der Rose nach Durst. Jetzt brauche ich ein Lächeln, das du mir schenkst. Ohne dich ist der Januar sehr kalt. Ohne dich wärmt mich nicht mal das Feuer. Warst der Erste, der meine grenzenlosen Gefühle geweckt hat.
(Albanisches Lied. Ich kann die Sprache nicht, fand diese Übersetzung von deQan007 im Internet)
Dieses Post ist ein Beitrag zu den abc-etüden dieser Woche, bei denen es gilt, aus drei Wörtern eine Kürzestgeschichte zu entwickeln. Die Wortspende „Bunker, bittersüß, Sommerblüten“ verdanken wir wortgeflumselkritzelkram.wordpress.com, die graphische Gestaltung der Einladung lz und die liebevolle Betreuung des ganzen Projektes Christiane.

Beim Wort Bunker fiel mir Albanien ein. Ganz Albanien war ein Bunker, damals, unter Hodscha. 173 371 Bunker hat man gezählt, die verunzieren nun das Land wie Narben aus einer schweren Zeit. Hodscha selbst und seine Führerbande hatten natürlich einen ganz besonders gut gebauten, Atombomben-sicheren Bunker, heute ist er ein Museum der besonderen Art. Schau mal hier. Sechs Jahre schufteten die Menschen, um ihn unter höchster Geheimhaltung zu bauen, und so mancher verschwand wie in den Zeiten, als es galt, die Mysterien der Pyramiden zu schützen.
Fotos von albanischen Bunkern findest du bei Wikipedia. Über ihren heutigen Gebrauch informiert u.a. ein Artikel der FAZ.
Ich habe Freundinnen und Bekannte aus Albanien, die nach der Grenzöffnung nach Griechenland kamen. Selbst war ich nie dort.

Ich hatte auch zuerst an Albanien gedacht, an die bunker-gewordene Paranoia des Enver Hoxha 🙂 Ein Jammer wenn das einzige, was aus einer Regierungszeit übrigbleibt schlechte Erinnerungen, wirtschaftlicher Ruin und zahllose Bunker sind ….
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o, es gibt noch so einiges mehr. Im Museum für zeitgenössische Kunst in Athen (documenta 14) fotografierte ich Gemälde aus jener Zeit. ich glaube, ich poste sie mal. ich möchte das Land gern besuchen. Wir haben eine sehr gute Freundin, die nach Albanien zurückgegangen ist und sich dort ein Häuschen gebaut hat. Wäre nicht unser Hund, hätten wir sie längst besucht.
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Ja, poste die doch ….
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Deine Beiträge bereichern und erweitern die Etüden immer wieder. Vielen herzlichen Dank dafür, ohne dich hätte ich wohl kaum in Richtung Albanien geschaut.
Liebe Grüße in den Süden
Christiane
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freu mich, Christiane, dass du mir diese Gelegenheit bietest. Wir haben hier viele albanische Nachbarn, unser Haus wurde von albanischen Steinmetzen gebaut, unsere Oliven werden von albanischen Arbeitern geerntet. Wenn die Bergdörfer wieder Treppen und heile Mauern, auch Schul-Kinder haben, so haben wir es ihnen zu verdanken … Denn inzwischen haben viele der dünnen bescheidenen und sehr fleißigen Menschen, die damals barfuß über die Berge kamen, Familien gegründet, einige haben sich selbständig gemacht, so mancher hat inzwischen einen Bauch. Sie sprechen sehr gut griechisch und haben griechische Vornamen angenommen, da wir anscheinend zu blöd sind, uns ihre Namen zu merken ;).
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Liebe Gerda,
wenn ich mir vorstelle, in einem Bunker zu übernachten, in dem gefoltert wurde, dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter.
Ich habe den Bericht gelesen und mich würden die Exponate von der Documenta diesbezüglich sehr interessieren!
LG Babsi
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Liebe Babsi, in den tausenden von Bunkern entlang der Küste und der Grenzen wurde meines Erachtens nicht gefoltert, ich glaube, da könntest du übernachten, ohne dass du Gespenster siehst. ….
Die Gemälde werde ich posten.
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Aber irgendwie hat es einen bitteren Beigeschmack, finde ich jedenfalls!
Ja, ich bin gespannt auf die Kunst aus dieser Unrechts-Zeit!
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Pingback: Das Arbeiter- und Bauern-Paradies zu Zeiten Hodschas. | GERDA KAZAKOU
Das wußte ich nicht, liebe Gerda, danke, dass du den Blick darauf gelenkt hast!
liebe Grüße
Ulli
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Geht mir genau so. Ich wußte nichts davon. Bei uns sind es die Polen, Rumänen, die zum Arbeiten kommen und sehr fleißig sind. Vor allem weiß ich es genau von den Polen, denen ich in der Erntezeit fast täglich begegne und viele schon jahrelang kenne
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Polen gabs früher viele, sie bildeten hervorragende Bautrupps, hatten eigene Schulen, Vereine. Das war, bevor sie Mitglied in der EU wurden. Jetzt gehen sie in andere Länder Europas. Rumänen gibt es hier, glaube ich, kaum, wenn dann sind es Roma oder Vlachen.
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Das weiß ich nicht, welche dieser Volksgruppen bei uns sind, liebe Gerda.
Ich habe nur unter all den polnischen Autonummern dieses Jahr auch einige rumänische entdeckt.
Ich gehe oft an ihren hölzernen Häusern vorbei, die sie während der Erntezeiten bewohnen und ihre PKWs stehen überall dicht dabei.
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Auf Deine besondere Art bist Du an die drei vorgegebenen Worte herangegangen und wie gut ist Dir die Geschichte gelungen, liebe Gerda, die auch von den albanischen Bunkern erzählt, die mir unbekannt waren.
Das albanische Lied an die Rose hat mich sehr getroffen, weil es bei mir einen sehr wunden Punkt trifft
Liebe Grüße in die Nacht von Bruni
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Ach, liebe Bruni, ja! Manche Rosen haben Dornen. Schlaf schön!
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