Der Tempel, den ich euch gestern vorstellte, wird durch eine signalrote Latte gestützt. Das Element „rote Latte“ erscheint in einer Reihe weiterer Bilder wieder, die alle im Sommer 2008 entstanden sind und die ich im Februar 2009 in Athen ausstellte (Träume und Alpträume). Zunächst ordnet sich die rote Latte in architektonische Bilder ein: sie wird zur Messlatte in einer Ausgrabungsstätte oder in einem Gebäude, das alte Tempelteile mit den Anbauten späterer Zeiten zu versöhnen trachtet.
Auf einem anderen Bild stützt sie nummerierte Fundstücke, die in einem Museum ausgestellt sind.
Und schließlich wird sie zum Teil eines Gerüstes, das gewaltige Felsmassen zusammenhalten soll. Sie wirkt wie ein ironisches Ausrufungszeichen: „Schaut her, was ihr aus den alten Tempeln gemacht habt! Meint ihr etwa, sie so wieder herstellen zu können?“ Das Missverhältnis zwischen den architektonischen Gliedern und dieser lächerlich roten Latte verweist auf das Missverhältnis zwischen Original und Restaurierung antiker Bauten.
Doch seine eigentliche Funktion, die es, mir unbewusst, die ganze Zeit schon hatte, offenbart sich erst in den beiden letzten Bildern dieser Reihe. Sie zeigen Kulissen von Städten, die versinken. Das Wasser steigt, steigt lautlos und undramatisch, und die rote Messlatte zeigt an, wie lange wir noch Zeit haben, uns zu retten.
2008 – ich fühle, wie das Wasser steigt, und die signalrote Messlatte zeigt den Wasserstand.



Ich bin gerade durch Susanne Haun auf deinen Blog aufmerksam geworden, liebe Gerda, ich bin gerade absolut angetan von dem, was ich sah und las … ich komme wieder!
herzliche Grüsse
Ulli
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ich hab dich auch entdeckt, Ulli, und freu mich drüber.
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Was für interessante Themen und wie du sie in deinen zur Darstellung bringst, finde ich bewundernswert und grossartig,Bilder mit wichtiger Aussagekraft. was wäre heute in neuen Bildern zu sehen?????
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vielen Dank, Afrikafrau, ich bin froh, dass die Bilder dir etwas sagen.
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Sehr hübsch!
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hübsch? Na, ich weiß nicht. Wie ist es wohl, wenn einem das Wasser bis zum Halse steht.
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Hast vollkommen Recht! Ich habe nur das Bild gesehen, fand es auf den ersten Blick wirklich sehr hübsch, schwupps kommentiert und dann erst die Infos gelesen. Huppsala und sorry!
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Und dass ich es hübsch fand, könnte an meiner leicht morbiden Art liegen. … *räusper*
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Ich bin z.B. ein riesen Fan von Zdzislaw Beksinski – den würde sonst keiner als „hübsch“ bezeichnen. 😉
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