Der 29. Mai 1453 ist ein traumatischer Tag im Bewusstsein der Griechen. Der Sturm der osmanischen Truppen fegte das tausendjährige Byzanz hinweg. Konstantinopel starb, Istanbul wurde geboren. Zugleich wurde eine weiträumige Bewegung ausgelöst. Die christliche Kaufmannschaft, die den wichtigsten Vorposten ihres Osthandels verloren hatte, suchte nach neuen Handelswegen. Nach Westen, so der Genueser Kolumbus, müsse sie sich wenden, wenn sie sicher, unter Umgehung der islamischen Reiche, nach Indien wolle. Und so wurde Amerika entdeckt. Der Südosten Europas wurde zur Sackgasse und aufgegeben. Für die Völker Griechenlands und des Balkan begann eine 400jährige Knechtschaft unter dem „türkischen Joch“, die erst im 19. Jahrhundert abgeworfen wurde. Im Westen Europas erhoben sich derweil neue Kulturen. Habsburg übernahm das Regime. Sein Kaiser konnte sich bald rühmen, dass in seinem Reich die Sonne nicht unterging.
Die „Alosi“ (Plünderung, Zerstörung) von Konstantinopel war also der Startschuss für die Verlagerung des Zentrums der damaligen Welt nach Westen.
Mein heutiges Bild fasst diese Weltereignisse in ein unschuldiges Märchenmotiv: die Übergabe der Braut. Die Braut – das ist das Griechentum. Sie wird verschachert. Zwei moderne westliche Menschen betrachten die Szene, gleichmütig der Mann, aufgeregt deutend die Frau.