In Griechenland wartet man verzweifelt darauf, dass ein Vertrag zwischen der griechischen Regierung und der „Troika“ (Europäische Zentralbank, Eurogruppe und Internationaler Währungsfond) zustande kommt. Danach sollen sich die Schleusen der EZB, des IWF öffnen und Gold, Geld auf uns regnen wie himmlisches Manna! Heute, spätestens morgen muss, muss, muss das Wunder geschehen! Das Pfingstwunder!
Denn morgen feiern wir in Griechenland Pfingsten, griechisch Pentakosti. Es heißt so, weil es fünfzig Tage nach Ostern stattfindet. Das Wort Pfingsten leitet sich übrigens davon her: Pentakosti – althochdeutsch fimfchusti – mittelhochdeutsch phingeste – neuhochdeutsch Pfingsten.
Was aber ist Pfingsten eigentlich?
Die Apostelgeschichte erzählt: „Als der Tag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. … Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden …“
Pfingsten ist somit der Gründungsakt der christlichen Kirche als Institution. Sie hat sich seither vielmals gespalten. Das „Große Schisma“ trennte die römisch-katholische und griechisch-orthodoxe Kirche. Lange bevor es offiziell wurde, hatten sich die Gräben zwischen der westlichen und östlichen Sphäre Europas vertieft. Traumatisch wirkte die Plünderung von Konstantinopel durch die Krieger des 4. Kreuzzugs (1204). Was nicht zerstört oder eingeschmolzen wurde, landete in Venedig. Den Rest erledigten die Osmanen 1453 (vergl. Die Übergabe der Braut).
Das Schisma ist dem modernen Agnostiker nur noch eine historische Kaprize, nehme ich an. Doch die tiefen Gräben zwischen der griechisch-slawischen und der fränkisch-lateinischen Welt sind bis heute spürbar.
Ein neues Pfingstwunder – wer wünschte es sich nicht! Dass sich die Menschen verschiedener Zunge und unterschiedlicher kultureller Prägung verstünden! Dass der Geist der Einigkeit, Menschlichkeit und Liebe in uns wirkte!
Wir werden vergeblich warten, wie immer. Es sei, es geschähe ein Wunder (die sind aber leider sehr, sehr selten).
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also besser nicht warten, sondern selbst was tun. Oder?
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Sofern es in unserer Macht steht….
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Pingback: Jahr 2 | GERDA KAZAKOU
Hat dies auf GERDA KAZAKOU rebloggt und kommentierte:
Pfingsten vor drei Jahren. „In Erwartung des Pfingstwunders“. Es ist wie es ist. Warten wir weiter auf das Wunder. Welches?
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Guten Morgen liebe Gerda, ein Wunder ist es nicht, aber die Welt redet heute in einer Sprache und die heißt Geld. Nur leider dürfen nicht alle mitreden, wie immer. Ich wünsche dir ein wunderbares Pfingstfest!
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Herzlichen Dank, Arno. dann wollen wir mal anders als die Welt zu reden lernen. Hab ein schönes Wochenende!
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Etwas,was mich fasziniert noch an der Pfingstgeschichte: weit über 300Mal kommt das Wort für Geist im Neuen Testament vor.IMMER in der neutralen Form .Hier in der Apostelgeschichte EINMAL in der weiblchen Form .Genau wie in der Genesis „die Ruach“ein „weiblicher“heiliger Geist ist.Die weibliche Urkraft ,die in jedem Menschen, Mann und Frau gleichermaßen, lebt–auf den weiblichen Geist zu hören,lauschen ,in ihrem Sinne tätig zu werden,ist vielleicht endlich dran.
Wenn ein 19 jähriger junger Mann konkret etwas erfindet und handelt und dem Plastik Müll in den Meeren wirksam zu Leibe rückt ,ist das für mich etwas in diesem Sinn.Nicht warten—aber vielleicht etwas anders tun als im üblichen Geist
Liebe Grüße, Elsbeth
Ergänzung: Also: nicht auf ein Pfingsgeistwunder warten…sondern quer, anders, zusammenhängend denken und tun…je an seinem Platz ,seinen Möglichkeiten… in dieser verrückten Welt und unserer geschundenen Erde..das ist für mich ein Aufblitzen des weiblichen schöpferischen, heilenden Geistes.
Das „Sprachwunder“ eines anderen Sprechens und Verstehens hängt unmittelbar damit zusammen!
Liebe Grüße und …
helle Pfingsten!!!
Elsbeth
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herzlichen Dank, Elsbeth, für dein philologisches Wissen! der „Geist“ weiblich – ja, gern will ich es so sehen. Möge er (sie) in Frauen und Männern wirken! (Grad Frauen würde es gut anstehen, finde ich, aber leider sehe ich in Politik, Wirtschaft und Bürokratie den weiblichen Geist in arger Verkrüpplung walten. Und in anderen Bereichen fehlt uns Frauen oft der Wille zur Tat.) Dennoch, kleine Schritte geschehen ständig auch in der richtigen Richtung, und wenn sich viele entschließen, wird es schon zu einer Strömung und vielleicht zu einem Strom.
(Gestern las ich deinen feinen Jona-Text und nahm die Gedanken zu Rechthaberei und Barmherzigkeit mit in den Schlaf) Liebe Grüße!
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Danke, dass du an die wirkliche Pfingstbotschaft erinnerst. Eigentlich geht es doch um miteinander reden und aufeinander zugehen.
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Das ist tatsächlich wohl die Quintessenz. So einfach. 🙂
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ich schließe mich sehr gerne violaetcetera an und mögen die gespaltenen Zungen sich auf Dauer selbst enttarnen…
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Ein Wunder wäre es wahrlich, würden sich alle verstehen, aber ich wünsche es sehr mit meinem bangen Herzen
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