In der Zeichenschule (12) Jünglingskopf, Geometrie und Bewegung

Gestern am späten Nachmittag war ich wieder in der Zeichenschule. In der vergangenen Woche konnte ich wegen der Hitze nicht hin. Jetzt aber ist es ganz angenehm.

Die Wände sind jetzt mit Zeichnungen geschmückt, Motive neu geordnet, und die Zahl der farbigen Arbeiten hat zugenommen. Ich schaue mich um und freue mich. Viele Schüler sind diesmal nicht da, denn der Hauptunterricht wurde auf den Vormittag und die Mittagsstunden verlegt. Es geht jetzt auf die Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie zu, da wird von den Kandidaten viel Fleiß und Konzentration gefordert.

Ich nehme mir einen Jünglingskopf vor, der zusammen mit Ball und kleiner Säule ein Stillleben bildet. Im Hintergrund freilich ist bewegtes Leben, denn da sitzt eine junge Frau  über ihrer Zeichnung. Sie bewegt sich vor und zurück, so dass manchmal (wie auf dem Foto) das Profil des Jünglingskopfes gut zu sehen ist, meistens aber nicht. Und was die Binnenzeichnung des Kopfes anbetrifft, so kann ich fast nichts erkennen.

Ich begnüge mich daher mit einer schwachen Zeichnung des Kopfes und konzentriere mich abwechselnd auf die geometrischen Formen im Vordergrund und die lebhafte Bewegung im Hintergrund. Das Zusammenspiel dieser drei Bildelemente ist es, die mich faszinieren, aber auch überfordern.

Viel schaffe ich nicht. Immer wieder zeichne und lösche ich aus. Nur eine Phase habe ich fotografisch festgehalten.

Die Überblendung mit dem Foto zeigt, inwieweit ich die Proportionen getroffen habe.

Nach dem Unterrichtsstunde setzt sich der junge Lehrer hin, um meine Zeichnung ein wenig weiterzubringen. Ich mag es, ihm beim Zeichnen zuzuschauen, wenngleich das, was dabei herauskommt, nicht mehr meine Zeichnung ist. Ich bin diesmal auch nicht einverstanden mit der Art, wie er die Schwarz-Weiß-Kontraste im Jünglingskopf setzt. Zudem fehlt nun das, was ich als „mein“ Motiv entdeckte: der Dreiklang von geometrischen Formen, Kopf und Bewegung im Hintergrund.

Hier seht ihr, wie leicht und spielerisch er die Kohle zwischen den Fingern hält.

Hat wieder Spaß gemacht und mich motiviert, morgen einen neuen Anlauf zu wagen.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu In der Zeichenschule (12) Jünglingskopf, Geometrie und Bewegung

  1. Anonymous schreibt:

    Leicht und spielerisch, das wär‘s doch!
    Es muss wunderbar sein, sowas in der Nähe zu haben!

    Gruß von Sonja

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  2. Ich finde Zeichnung eben gerade mit der jungen Frau im Dreiklang, wie Du so schön nennst r7ch5ig gut

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  3. Richtig gut! Es ist echt mühselig mit der Schreiberei, es schleichen sich ständig Tippfehler ein!🙈🙆🏻‍♀️

    Sicher kann man in einer Kunstschule viel lernen, dennoch wäre es mir ein zu großes Korsett!
    Mir haben Deine Zeichnungen schon immer sehr gut gefallen, weil Du auch dabei deinen ganz eigenen Stil hast!👌🏻👍🏻

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    • gkazakou schreibt:

      keine Angst, ich bin zu alt, um mich noch zu ändern! Aber ich sagte dem Lehrer gestern – und er stimmte mir zu – , dass ich einige Schülerzeichnungen richtig gut finde, obgleich sie „akademisch“ unzureichend sind, und dass ich es sehr traurig finde, wenn ihnen ihre Eigenheiten ausgetrieben werden, damit sie auf die Akademie kommen. Und da geht es dann weiter.

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  4. Finde ich gut, daß Du ihm daß gesagt hast! Und Du bist so gut, und daß nicht nur im Zeichnen, da kann noch so mancher Kunstlehrer was von Dir lernen!

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    • gkazakou schreibt:

      Danke, Babsi Ich lerne auch gern von ihm. Denn immer kann jeder vom andern lernen. Aber es sollte in Kunstdingen kein Zwang durch Noten und Prüfungen ausgeübt werden. Kunst braucht Freiheit.

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  5. Genau, Du sagst es! Freiheit und Kunst gehören für mich auch zusammen!

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