Das Wort Putzlappen – eines der drei von Ludwig Zeidler für Christianes neue Etüdenrunde gestifteten Wörter (die anderen beiden sind elegant und schlafen) – spielt merkwürdigerweise in zwei früher in diesem Blog veröffentlichten Texte eine Rolle. Ich habe sie für die Etüden angepasst. Hier der erste : das Wort „Schlafplatz“ gab es bereits, „schlafen“ fügte ich hinzu. „Schön“ ersetzte ich durch das geforderte „elegant“. Schließlich fügte ich noch einen aktualisierenden Absatz ein.

Im Eisenbahn-Park von Kalamata
Im Eisenbahn-Park von Kalamata, wo schöne alte Loks und Waggons Kinder und Erwachsene zu Abenteuern bzw nostalgischen Reminiszenzen einladen, machte ich heute eine Pause. Ich setzte mich an einen schattigen Platz im offenen Gemeinde-Cafe und skizzierte, was ich vor mir sah.
Zwei große Pinien bildeten einen eleganten Rahmen für die Menschen, die den Park durchquerten.
Ein junger Mann in weißem T-Shirt und Jeans bewegte sich unschlüssig auf dem Perron: mal setzte er sich auf eine Kante, dann wieder stand er auf, schaute sich um, hangelte sich die paar Stufen zur offenen Tür eines Waggons hoch. Ich setzte mehrfach zu Skizzen an.

Schließlich holte er einen alten Besen und begann, den Waggon innen und außen abzufegen, machte sich dann mit Putzlappen und Wasser zu schaffen. Vermutlich ein wohnungsloser Ausländer, der hier seinen nächsten Schlafplatz einrichten möchte.
Ich wollte ihn nicht stören, beschränkte mich auf eine weitere Skizze eines altmodischen Kranwagens, hinter dem der Waggon mit der geöffneten Tür sichtbar ist.

Diese Beobachtungen machte ich vor vier Jahren. Zwischenzeitlich waren die frisch renovierten Waggons ziemlich vandaliert worden. Sie inspirierten mich zu Legebilder-Geschichten (bei Interesse zu finden unter Geschichtengenerator, Jutta Reichelt).

Inzwischen schläft niemand mehr in den Waggons. Das Gelände wurde umzäunt und alles erneut proper hergerichtet. Die eine und andere Maschine dient als Klettergerät für Kinder, aber die meisten Züge stehen verschlossen und unbeachtet herum – eine hübsche nun unbelebte Fassade, die an Zeiten erinnert, als hier nach langer beschwerlicher, aber landschaftlich hinreißender Fahrt durch die peloponnensischen Berge die Züge dampfend und fauchend zum Halten kamen und die Passagiere mit vom langen Sitzen steif gewordenen Beinen über hohe Stufen aus den Waggons kletterten, wo sie von Anverwandten, Gepäckträgern und Taxifahrern in Empfang genommen wurden.
Da würde ich auch gerne mal hingehen, auch wenn ich die lebendige Variante der sterilen vorzöge. Ich fahre grundsätzlich gern Bahn, da stecken viele Kindheitserinnerungen drin. Sogar mit Dampfloks bin schon gefahren, aber wann und wo, o weh!
Danke fürs Erinnern und die Etüde! 😁🚂
Abendgrüße 🌅🌳🍷🍪
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Und da ist sie, mitten in Deinem Text, gänzlich unerwartet, die Erinnerung an meine Grossmutter: diese Wort „Perron“ für das hier übliche „Bahnsteig“ 😊. Danke Dir dafür! 🤗
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Ein Schlafplatz… wie gut, wenn er in einem echten Heim sein darf.
Ein Text, der mich sehr nachdenklich macht…
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Diesmal habe ich zugeschaut, wie dein Kommi verschwand. Ich las in den Mails, dass einer da war, wollte ihn aufmachen, aber da stand, dass er sich nicht öffnen lasse. Und dann war er ganz weg, samt Mail-Ankündigung.
Danke für deine Nachdenklichkeit, liebe Bruni.
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kommi im spam…
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„Perron“ hat auch bei mir alte Erinnerungen wach gelegt. Meine Großmutter benutzte diesen Begriff immer.
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