Die Beschäftigung mit der Kunst verändert auch die Wahrnehmung der umgebenden Welt. Das fällt mir immer auf, wenn ich aus einer Ausstellung komme. Doch gestern passierte mir dasselbe nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den Tücken von Lichteinfall und Schattenwurf auf den Köpfen, die ich zeichnete.
Als ich die unterweg eingekaufte Honigmelone auf den Esstisch legte und mein Glas in ihrem Schatten abstellte, sah ich verblüfft, wie sich im Schatten ein heller Ring abzeichnete. Ein zweiter dunkler Ring erschien auf der beleuchteten Matte.
Ich probierte den Effekt dann noch mit einem leeren Schnapsglas aus. Nun war der Lichtring sogar noch heller, während der Dunkelkreis verzerrt und verdickt war.
Ein Messer lag auch dort, also probierte ich, wie die Wirkung sein würde, wenn ich es dem Licht der Lampe aussetzte. Der Widerschein auf der Klinge wurde zur Lichtbahn im Schatten der Melone, die sich je nach Stellung des Messers veränderte. Mir scheint sogar, dass die Melone aufgehellt wird, wenn sie durch das von der Lampe über die Messerklinge als Lichtbahn im Schatten reflektierte Licht getroffen wird (im ersten Foto)
Diese physikalisch sicher leicht zu erklärenden Phänomene sind es, die das genaue Zeichnen schwierig machen. So änderte sich das Licht in der Zeichenschule stark, je später es wurde, denn das Streulicht von draußen verschwand zunehmend und es blieb die künstliche Beleuchtung, die ganz andere Schatten wirft als das Tageslicht.
Hinzu kommt: Ein hell beleuchteter Gegenstand wirkt größer als ein im Schatten liegender, und so täuscht sich das Auge leicht.
Schatten sind andererseits eine große Hilfe, weil sie die im Licht schwer erkennbaren Wölbungen eines Gegenstandes durch die Schatten genau nachgezeichnet werden, so wie bei der Jünglingsstatue der die Nase abgrenzende Schatten und bei meiner Brille die Wölbung von Nase und Wange.


Schön beleuchtet, Gerda. Ich hab letzte Woche die Schatten unter Zitronenbäumen beobachtet. Unspektakulär, aber sehr reizvoll.
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🙂 Ich mag die unter Olivenbäumen sehr. Sie sind nicht dicht, sondern ein spielerisches Gefunkel zwischen hell und dunkel
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