Die Zeichenschule in Kalamata, die ich seit Anfang März einmal wöchentlich aufsuche, um wieder mal „Schülerin zu sein„, ist umgezogen. Zugleich ist die große Jünglingsstatue mitsamt dem Klimbim aus Obstkisten, Trichtern und Flaschen verschwunden, und an ihre Stelle sind allerlei antike Köpfe in Gips getreten. Der Raum ist breit und hat wenig Tiefe, so dass man überall relativ nahe bei den ausgewählten Motiven sitzt. Die Beleuchtung ist besser, die Atmosphäre stimmt, aber es ist eng.
Ich fand gestern einen Platz, von dem aus ich den Kopf einer (vermutlich) Göttin sehen kann, halbwegs gegen das braune Tuch gewendet, das hinter ihr drapiert ist. Vor mir malt eine sehr junge Teilnehmerin (sie ist 18 und sehr begabt, aber wenig konzentriert) den Kopf in Farbe.
Mein Platz ist eigentlich Magdas Platz, deren Zeichnung vom letzten Mal auf der niedrigen Staffelei steht. Letztes Mal fehlte ich, diesmal sie. Wenn wir beide da sind, wird es arg eng werden.
Drei Blicke in den Raum.
Als erstes muss ich entscheiden, welchen Ausschnitt des Motivs ich zeichnen will. Ich entscheide mich für den Kopf der Göttin, deren Gesicht im Halbschatten liegt und die einen tieferen Schatten gegen das dunkle Tuch wirft. Zunächst suche ich die Konturen und die Schatten- und Lichtpartien korrekt widerzugeben.
Dann arbeite ich Details wie den wellenartigen Verlauf der Haare, die Schatten auf dem drappierten Tuch aus, korrigiere das Profil und vertiefe die Kontraste. Nach zweieinhalb Stunden ist die Zeichnung fertig.
Zu Hause überblende ich die Zeichnung mit einem Foto…
und siehe da: es passt!
Da ich noch etwas Zeit habe, beginne ich eine zweite Zeichnung. Dieses Mal wähle ich einen kleineren Ausschnitt. Um schnell voranzukommen, nehme ich den Längsseite der Kohle und fülle grob die dunklen Flächen aus. Das Gesicht lasse ich hell erleuchtet. Dies ist keine Göttin, sondern eine ganz normale etwas füllige Frau.
Woran liegt es, frage ich mich, dass die eine göttlich, die andere alltäglich-lebendig wirkt? Liegt es daran, dass die zweite ihre Haare nachlässig nach hinten gerafft und in einem Knoten zusammengebunden hat? Oder liegt es an der Intensität des Blicks, die einer Göttin nicht ansteht.
Ich hätte die zweite Zeichnung gern noch ein wenig korrigiert, aber dafür fehlte die Zeit.






Der Raum voll Kreativität ist mir sehr sympathisch. Du kennst mich kleinen Papageien schon, Gerda. Immer sagt er, dass ihm deine Zeichnungen gefallen. Aber immer stimmt es und ich betrachte sie ohne sinnvolles darunter schreiben zu können.
Ich bin eher der wortlose Genießer. Ähnlich geht es mir übrigens jeden Tag beim Aufwachen. Ich hänge sehr an „meinem“ gelben Bild und mag es, es jeden Tag zu sehen. Die anderen auch. 🤗 damit hast du mir eine so große Freude gemacht!
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Und du mir, liebe Mitzi, gerade jetzt wieder. Ein schöner Abschluss eines rundum schönen Tages.
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Das freut mich Gerda. So soll´s sein 🙂
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Deine Zeichnungen von „Göttin“ und Frau sind wieder sehr gut gelungen, mit den farbigen Überblendungen besonders schön.
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danke Gisela für deine genaue Rückmeldung.
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Bei Deiner Zeichnung der Frau ist der Blick menschlicher, aber auch der Mund und das Kinn.
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Und auch die Haartracht ist „menschlicher“.
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Aber auch Stirn und Nase sind etwas weniger streng.
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Frau und Göttin unterscheiden sich, oh ja, so muß es auch sein, und Du hast es wundervoll herausgearbeitet, Gerda!
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