Bilder bewerten und ausrangieren: Bleistift 92-126

Auch hier Katzen? O ja. Diese sind mit sehr weichem Bleistift auf einem Doppelblatt gezeichnet. Ich nannte sie  „Mäuselchen“, nach dem Wort: man ist, was man isst.

Die Mappe enthält darüber Zeichnungen und Skizzen aller sonstigen Rubriken.

Portraits und Menschenstudien. Manche dieser Skizzen, auf billigem Papier gezeichnet, sind stark vergilbt, was ihnen den Charme des Alters verleiht. Manche sind im Atelier entstanden, andere sich schnelle Notizen von Menschen, die ich unterwegs sah.

Architektonisches und Landschaften. Ich zeichnete anfangs mit sehr hartem Bleistift, denn dazu riet mir meine damalige Lehrerin. Das sei solide, da gerate man nicht vorschnell auf die Abwege der expressiven Zeichnung.

Stillleben, Hände

 

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Und nun ein paar Betrachtungen dazu:

Wenn ich manche der damaligen Zeichnungen betrachte, sage ich: Bravo! Das geduldige Registrieren und Zeichnen (mit hartem Bleistift) dessen, was dir vor Augen ist, ist tatsächlich eine zwar harte, aber gute Schule. Da wird jeder Backstein, jede Spiegelung, jedes Rohr und jeder Ziegel beachtet und geehrt.

Die vielen Bewegungsstudien haben mir die Basis auch für meine sehr viel späteren Legearbeiten gegeben: Wie füllt der Mensch den Raum, wie drücken sich Beziehungen zwischen Menschen körperlich aus… das mit ein paar Strichen festzuhalten, ist eine unerlässliche Übung.

Selbstverständlich braucht man, um da weiterzukommen, auch die Einzelstudie im Atelier.

Ein anderes Thema ist die Plastizität der Figuren. Man kann sie auf vielfältige Weise erreichen, etwas durch genaue Wiedergabe von Licht-Schattenverläufen (1) oder durch Hervorhebung der Figur vom Hintergrund (2) oder auch durch Umrisslinien, die man dort verstärkt, wo helle und dunkle Partien aufeinander treffen (3).

„Unvollständige“ Zeichnungen ermuntern den Beschauer, seinerseits aktiv zu werden.

Ein atmosphärisch ansprechendes Ergebnis mit dem harten Bleistift zu erzielen, ist keine kleine Herausforderung. Denn die Licht-Schatten-Verhältnisse lassen sich nur mühsam herausarbeiten. Hier steht der Krug mit den Mimosenzweigen Modell …

den ich gestern als Aquarell zeigte.

Ich glaube, jeder, der mit dem Malen oder Zeichnen beginnt, hat Momente, wo er die Fingerübungen satt hat und endlich ein „richtiges Bild“ zustandebringen will. Schließlich kennt man all die berühmten Maler, die „Bilder malen“ und denen man nacheifern möchte. Solchem Verlangen ist wohl auch das Doppelportrait geschuldet, das ich  „Schwestern“ nannte, das aber keine realen Personen abbildet.

Dagegen ist das „Selbstportrait“ ein ernsthafter Versuch, mich selbst zu analysieren. Dass dabei eine alte Frau zum Vorschein kam (die ich nicht war), erinnert mich an Gertrude Steins Protest, als sie ihr von Picasso gemaltes Portrait betrachtete. „So sehe ich nicht aus!“ – „Nun, jetzt nicht, aber Sie werden so aussehen“, war seine Antwort.

 

 

 

 

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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10 Responses to Bilder bewerten und ausrangieren: Bleistift 92-126

  1. Tolle Bilder! Toller Schwung in den Linien. Ich mag es!

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  2. Avatar von Linienspiel linienspiel sagt:

    Lange betrachte ich die Zeichnung „Schwestern“. Du schreibst, es handle sich nicht um reale Personen. In der Frau rechts sehe ich dich. Ganz deutlich. Hmm.
    Und lange verweile ich auch bei dem reizvollen Blick aus dem Hotelfenster (Hotel Passy Eiffel), versinke in den Spiegelungen, blicke in Gedanken nach unten auf die Straße und lasse meiner Phantasie freien Lauf …

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Danke dir, Beate. Etwas von mir steckt sicher im Portrait. Immer macht man – schreibend oder malend – ja auch Selbstportraits. Übrigens erinnere ich mich nicht, ob ich auch einen Spiegel benutzte. – Dein Verharren bei der Aussicht aus dem Fenster hat auch mir zur Aufklärung meines Irrtums verholfen: ich glaubte, es handele sich um einen Fensterblick in Athen. Nun kommt schattenhaft eine Erinnerung herauf…. Ist halt lange her, vermutlich 40 Jahre, dass ich dort an einem Pariser Fenster saß und die Ziegelmauer und die Spiegelungen betrachtete.

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  3. Nur das:
    man ist, was man isst.

    Und wenn man es nicht isst? Eine Katze jedenfalls legtze eine unversehrte tode Maus auf einer meiner Keramikkugeln ab.
    SOLLTE ich das jetzt schön finden?!?!?!

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  4. dessen, was dir vor Augen ist, ist tatsächlich eine zwar harte, aber gute Schule.

    Ich zeichnete auch einst akribische Portraits, pointillistosch dfast, allerdings mit Bleistift.
    Ich finde diese nachwievor gut, eine Freundin von mir damals nicht, da wohl zu sehr „Kopie“. (https://kopfundgestalt.com/2017/06/21/navratilova/)

    Dein Altersgesicht ist sicher viel breiter als das von Dir gezeichnete.
    Auffalllend der stechende, aufmerksame Blick, das Werten.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Genaues Kopieren hat ja auch seine Bedeutung und Schönheit, finde ich. Meine Gesichtsform hat sich nur wenig verändert seither, aber die weich gewordenen Backen lassen es im unteren Bereich breiter erscheinen. (Ich habe zur Überprüfung extra ein Selfie gemacht) Lifting würde die Ähnlichkeit wieder herstellen. 😉

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  5. Avatar von Karin Karin sagt:

    Die Katzenzeichnungen haben es mir natürlich angetan – mein Herz ging auf, liebe Gerda

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