Zeichnen, Malen, oder was? Schritte zur Klärung.

Heute habe ich mal wieder rumexperimentiert, um mir klarer zu werden, was ich eigentlich will. Zeichnen und Malen sind nämlich ziemlich verschiedene Vorgänge, auch wenn sie natürlich auf einem Bild zusammenwirken.

Farben haben „Seele“, aber keine Form, die wird ihnen erst durch die Zeichnung gegeben.

Es gibt Maler, die lassen sich von der Farbe leiten und wenn sie Glück haben,  ergibt sich die Form „wie von selbst“, sonst müssen sie  ihr hinterherjagen (Beispiel Emil Nolde).  Andere Maler haben kein Problem mit Bildaufbau und Formgebung (Zeichnung), aber die Farbe  müssen sie sich mühsam erobern (Beispiel Paul Klee).

Was bin ich? Sicher kein Farbmaler. Ich habe große Probleme damit, mich den reinen Farben anzuvertrauen. Ich brauche Gerüste, Begrenzungen, Konstruktionen. Am liebsten bewege ich mich in einer Farbskala mit unklaren, gemischten Tönen, denn die „beißen“ sich nicht. Ein oder zwei reine Farben halte ich aus, aber darüber geht bei mir selten was. Das aber möchte ich ändern. Ich will es jedenfalls versuchen.

Nun aber zu meinem heutigen Experiment:

Als erstes mache ich eine schnelle Kohlezeichnung in einem mittelgroßen Block.

Dann verstärke ich die Hell-Dunkel-Kontraste und verwische die Zeichnung leicht, die dadurch „malerischer“ wirkt.

Mein nächster Schritt ist, mit Ölkreiden Lokalfarben einiger Gegenstände einzutragen: Rot die Sofadecke, Rotbraun die Vase, Goldgelb der Sonnengong, Blau der Flokati. Das Ergebnis: ein unschöner Mischmasch.

Ich nehme ein Pergamentpapier und ziehe die Umrisslinien nach. Dadurch finde ich den ursprünglichen Bild-Gedanken wieder, der in der rhythmischen Zusammenordnung von Kurven und Geraden besteht.

Was ist jetzt aber mit dem Malen? Ich nehme einen dicken Borstenpinsel, tauche ihn in Wasser und Pigmente… Ja, das ist nun schon eher Malerei. Daraus könnte, wenn ich dran bleibe, was werden.

Aber die Zeichnung? Der Bildgedanke? Ich lege das Pergament mit den Umrisslinien auf das „Gemälde“ und mache ein Foto davon. Jetzt ähnelt es einer colorierten Zeichnung. Nicht Fisch und nicht Fleisch, aber ich wäre nicht die erste, die sich dadurch hilft, dass sie die Farben durch eine Zeichnung „zähmt“.

Mir hat diese Versuchs-Reihe ein paar Aufschlüsse über mich selbst gegeben. Mal sehen, wie es nun weitergeht und ob ich doch noch Vertrauen zu den Farben gewinne.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Responses to Zeichnen, Malen, oder was? Schritte zur Klärung.

  1. Avatar von Gazelle3 afrikafrau sagt:

    Die Kohlezeichnung finde ich wunderbar- braucht keine Farbe.
    Farben ja, aber vielleicht für andere Motive——– Die Entscheidung trifft immer
    die Künstlerin selbst , je nach Befindlichkeit ……

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  2. Das letzte Bild hat irgendwie keine Tiefe, aber von den Farben her finde ich es ansprechend.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Da hast du recht, es hat keine Tiefe, denn es ist durch das Pergament abgedeckt und die Farben scheinen nur durch. Mir gings hier, wie so oft, nicht so sehr ums künstlerische Ergebnis sondern darum, meine Gedanken zu illustrieren.

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  3. Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

    Danke, liebe Afrikafrau. Magst du die erste Zeichnung oder die Variante mit dem Licht-Schattenverwischungen lieber?

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  4. das unterste gefällt mir gut.

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  5. Vertrauen in Farben habe ich nicht.
    Da ich rotgrünschwach bin, wurde ich nach Verlassen des Gymnasiums nicht Künstler….was vielleicht ganz gut so war.

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  6. Hach, klasse, Dein Aufsatz!
    Der Satzteil *Farben haben Seele* gefällt mir außerordentlich gut!
    Die Form gibt der, der die Farbe bearbeitet, mit ihr arbeitet.
    Deine Herangehensweise ist klar und deutlich beschrieben.
    Am Ende ist die Farbe gezähmt und ich weiß nicht mehr, was mir besser gefällt,
    Dein Anfang, das erste Bild oder aber doch das Gezähmte *lächel*

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