Im Grund schauen wir immer von innen nach außen: durch das Loch der Pupille. Im Griechischen heißt die Pupille οπή (opi), Loch/Öffnung und das Gesicht heißt πρόσωπο (prosopo, das vor dem Loch), und das, was man dann noch vor das Gesicht setzen kann, ist dann die Maske, προσωπείo (prosopio). Drinnen, dahinter aber wohnt der Mensch…
Über dieses Thema habe ich mich schon früher ausgelassen, zB hier, im griechischen Alphabet des freien Denkens.
Dort schrieb ich:
Von opi gesprochen habe ich euch bereits unter dem Buchstaben o = omikron, als ich meine Gedanken zu Orama /Vision (hier) und Organe (hier) vorbrachte. Op – wie in Optik – hat im weitesten Sinne mit Sehen zu tun. Das Auge des Op-Art-Künstlers Vasarelli erschien daher bereits … bei A wie Ανθρωπος / Mensch. „Wieso“, fragte ich dort, „kann der Mensch sehen? Weil er im Auge eine Οπή (Opi) hat, eine enge Öffnung, ein rundes Loch: die Pupille. …“
Durch diese winzig kleine Öffnung tritt die Welt in den Menschen hinein und durch sie schaut er hinaus in die Welt. (Mehr dazu hier).
Heute aber geht es um ein anderes Hinausschauen. Ich habe mich ins Dunkel des Ateliers zurückgezogen und schaue hinaus in den leuchtenden Garten. Das Atelier ist wie mein erweiterter Körper, die geöffnete Tür ist die „Pupille“ des Raums, durch die die Draußenwelt hereinscheint und durch die ich hinausblicke. Außerdem gibt es noch die zwei Öffnungen der Fenster, das linke durch die Staffelei halb zugestellt. Mir fällt das tiefsinnige Grimmsche Märchen Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein ein.
Ich möchte zeichnen, was ich vor mir sehe. Mein Auge wandert über die vielen Gegenstände – Utensilien fürs Malen, Besen, Behälter und Kartons, die sich im Dunkeln des Raums angesammelt haben. „Wie in meinem Inneren“, denke ich. Unaufgeräumt und vieles inzwischen unbrauchbar geworden, das meiste lange nicht mehr benutzt. Warum werfe ich das Nutzlose nicht weg?
Gleichzeitig zeichne ich all dies nutzlose Zeug, widme mich mit Sorgfalt den Teppichen und habe keinen Platz für den hohen Türbogen. Ein bisschen klaustrophobisch kommt mir die Zeichnung vor, die mir in ihrer Verschachtelung und dem Ineinandergreifen von Innen und Außen aber doch gefällt.
Ich lege dann die Zeichnung über das Foto, mit 50% Transparenz. Voila!
Nun aber wird es Zeit, nicht nur zeichnerisch aufzuräumen, sondern tatsächlich. Schließlich ist Frühling, da sollte längst Platz für Neues geschaffen sein.
Wie schön, daß Du diese romantische „Unordnung“ noch in Deiner Zeichnung künstlerisch dargestellt hast, Gerda!
Da sieht alles aus, als könne es nur so und nicht anders sein.☺️
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Aber der Besen erinnert Dich daran, hier doch etwas zu tun. ☺️
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Der Baum sieht aus. als wolle er gleich hineinspazieren in diesen gemütlichen Raum.☺️
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Bei der bearbeiteten Zeichnung zieht der Baum aber das Licht und die Farben im Draußen vor.☺️
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1 zu 1. 🙂
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Der Frühjahrsputz lässt sich leider nicht zeichnerisch oder gar gedanklich erledigen. Da ist also etwas, das diese Differenz ausmacht.
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Ja, leider. Das reale Aufräumen fällt mir ziemlich schwer. 😉
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