Was zuletzt geschah: Jenny und Abud kommentieren Wilhelm und die Personen, die sich ihm nähern: Danai und Domna mit Hawi. Wie denken sie? Was werden sie tun?
Danai (vorauseilend)
Wilhelm, du hier? wie gut, dass ich dich finde!
denn dass ich dich verließ, so sprach die Blinde,
sei gar nicht recht getan. Ich ging mit Hawi fort im Zorn,
denn deine Worte über Fremde waren wie ein Dorn
in meinem Herzen, der seit langem tief in mir schon steckte
und den dein hartes Reden dann von Neuem weckte.
Wilhelm
Danai? Wie gut, dass du zu mir zurückgekehrt,
denn selbst zu gehen ist mir noch verwehrt.
Was sagt ich denn, dass es dich so betroffen?
Du sagst es mir jetzt gleich, so will ich hoffen.
Danai
O ja, sehr gerne will ich es dir sagen
und hoff, du wirst dich nachher nicht beklagen.
Du sprachst am Sumpf sehr harsch mit dem Abud
und schimpftest bös, warst maßlos in der Wut:
Beeil dich, Halunke, hier wird nicht verhandelt
jetzt mach schon voran, du schwarzes Gesicht!
Erst kommt ihr hierher und das Land wird verschandelt
dann wollt ihr noch Geld – doch bei mir holst du’s nicht.“
und dann, als er ging und Hawi ging mit mir
rief Abud ihm nach: es wird nicht gutgehn dir!
Du aber wütetest noch mehr und schriest
als wär der Hawi ein gefährlich Biest:
Ganz recht, ins Kittchen, da gehört ihr hin
doch immer gibt es Leute die euch trauen
und schwörn: ein Mensch ist er, wie ich es bin,
er wird mit mir das Land bebauen.
Haha, nene, das Land wird er versauen!
Da war ich zornig, und verließ dich dann
im Sumpf allein, dich, den verletzten Mann.
Es tut mir leid, ich sollte dich beschützen.
Die Bitte um Vergebung wird nichts nützen.
Wilhelm
Ich weiß nicht, was in mich gefahren
dass ich so sprach, es tut mir herzlich leid
doch wahr ist auch: sie kommen her in Scharen
und fordern nur, sind nicht zum Dienst bereit.
Danai:
Der Abud schon, er hat dich weit geschleppt,
doch dann hat er nach seinem Lohn gefragt.
du lachst ihn aus und er fühlt sich geneppt
warum hast du ihm denn den Lohn versagt?
Wilhelm.
Weil ich, nun ja, er könnte ja vielleicht
auch mal was tun, nicht gleich nen Lohn verlangen
als Gast, mein ich, dem es zur Ehr gereicht,
weil er bei uns die Chance hat, neu anzufangen.
Danai
Und warum sollt er dir denn diesen Dienst erweisen?
Hast du ihn denn so freundlich aufgenommen?
Warst du es nicht, der ihn nicht wollte speisen,
als er mit uns am Lager angekommen?
Für dich war er ein Dieb, bevor du ihn noch kanntest,
du gingst hinaus, um Draußen ihn zu jagen!
ein Schwarzgesicht und Gauner du ihn nanntest,
und dann sollt er dich ohne Lohn noch tragen?
Wilhelm
Es ist ja nicht nur er, es sind so viele
War nicht das Lager ausgeraubt?
Was wollen sie, was haben sie für Ziele?
wer hat ihr Kommen überhaupt erlaubt?
Danai
Ich spreche nicht von vielen, denn nur einen
hast du beschimpft und einen Schuft genannt.
Nur einer ist Abud, dann gibt es noch den Kleinen.
Da schau, er kommt schon angerannt!
Hawi (sichh beklagend)
Was machst du denn so lang beim Mann,
der sagte, dass wir klauen?
Ich weiß das noch und denke dran
und kann ihm nicht vertrauen.
Danai:
Hawi, mein Kind, wir reden hier
um zu verstehn, wie’s jeder meint.
Κomm nur heran, ganz nah zu mir,
der Wilhelm ist ja nicht dein Feind.
Wird fortgesetzt
Wenn man nahe herangeht an die Einzelnen und zuhört, sieht vieles ganz anders aus, als wenn sie in Massen kommen.
Von Angesicht zu Angesicht, ja, da findet man, wenn man inzwischeischen dazu bereit ist, manche Wege der Verständigung.
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Danke, Gisela, aber ich möchte deiner Formulierung widersprechen. Niemals geht „man“ an „sie“ heran, das geht gar nicht, denn „man“ und „sie“ sind Fiktion. Immer geht nur ein Mensch auf einen anderen Menschen zu . Jede Begegnung ist persönlich, einmalig. Da lässt sich nichts verallgemeinern.
Auch du bist ja ein einmaliges Wesen, das niemand dadurch besser kennt, dass er sich mit Herrn Müller und Frau Meyer unterhalten hat.
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Ja, Gerda, so sehe ich das natürlich auch. Nur hatte ich mich an die auch in Deinem Welttheater hier und da auftauchenden Theorien gehalten , die dann oft maßgeblich werden für gesellschaftliche und politische Entscheidungen,
die dann – über die Medien gesteuert – wiederum die Mehrheitsmeinungen prägen.
Inwieweit die Einzelmenschen sich dann von den Mehrheitsmeinungen freimachen können, ist nicht leicht vorauszusagen.
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Ich bin jedenfalls diesmal – mit Dir – nahe an die Einzelschicksale herangetreten und habe damit zugleich versucht,
solche Pauschalurteile einerseits zu verstehen, andererseits zu überwinden.
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Ganz herzlichen Dank, Gisela, für deine zurechtrückenden Kommentare, denen ich zustimmen kann, Der Spagat zwischen Verständnis fürs Pauschalurteil und persönlichem urteilsfreiem Offensein ist tatsächlich schwer zu bewerkstelligen. Da kommt es dann auch schon mal zu schiefen Formulierungen.
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