Was zuletzt geschah: Wilhelm liegt immer noch im Olivenhain, wo Jenny ihn verlassen hatte. Inzwischen kam Tschinn der Macher auf der Suche nach Kairos vorbei. Wilhelm ohne Bezahlung zu helfen lehnte er ab: „Ich bin kein Samariter“ und ging weiter. Nun erscheinen im Hintergrund Jenny und Abud.
Jenny:
Hier irgendwo auf den Terrassen
mit den Oliven hab ich ihn gelassen.
Er war mir wirklich nicht egal,
doch hatt ich keine andre Wahl.
Abud
Was findest du denn so an diesem Mann?
Was kann er denn, was ich nicht kann?
Jenny
Ich weiß nicht, kenn ihn nicht so gut,
doch scheint mir, er hat großen Mut.
Abud
Mut hab ich auch, das kannste gern mir glauben
Jenny
Ja ja, ich weiß, den Mut um andre zu berauben.
Abud
He, nein, das tu ich selten, tu es nur aus Not.
Jenny
Und warum gehst du nicht malochen für dein Brot?
Abud
Ich habe keine Lust, mich tot zu schinden.
Wo kann ich eine leichte Arbeit finden?
Wenn du das weißt, dann mache ich das gern.
Ansonsten halt ich mich der Arbeit lieber fern.
Jenny
Das sag ich ja, du bist ein Tagedieb.
Du sagst am liebsten: Her damit und Gib!
Abud
Und was machst du, darf ich mal fragen?
Jenny
Das werd ich dir ein anderes Mal sagen.
Denn wenn mich nicht die Augen trügen
seh ich da vorn den Wilhelm liegen.
Und von da drüben kommt Danai,
die Domna und der Hawi sind dabei.
Was tun sie? ich kanns schlecht erkennen,
Ich hoffe, dass sie Wilhelm helfen können.
Er war zuletzt ja völlig durcheinander.
Die Sinne hatt‘ er nicht mehr beieinander
und schrie mich an, er wollte zu ner Frau.
Ich wurde aus ihm überhaupt nicht schlau.
Und so lief der Kairos uns auch noch fort
danach dann ließ ich ihn an diesem Ort.
Ich weiß nicht, was die andern von mir denken.
Drum will ich mir das Hallo! erst mal schenken.
Danai hat Wilhelm auch im Stich gelassen,
egal ob ihn im Sumpf die Ratten fraßen.
Und weißt du wohl warum?
Da lachst du dich gleich krumm!
Ich hörte sehr genau, was sie ihm sagte,
bevor sie dann auch mich zum Teufel jagte:
„Du Wilhelm musst jetzt selber schauen
wie aus dem Sumpf du dich erretten kannst.
Erlerne erst, den Menschen zu vertrauen
und wie Verachtung du aus deinem Herzen bannst.“
Wie findst du das? Ich finde das genial.
Der andre stirbt und dir ist es egal.
Du sagst ihm einfach ins Gesicht:
Vertrau erst mal, sonst helf ich nicht.
Jenny
Das ist nicht wahr! Du lügst mich an!
Abud
Ich schwörs! erinnere mich genau daran.
So sind sie, die von der Moral stets sprechen
und über andern immer gern den Stab zerbrechen.
Jenny:
Und mit der Domna, was ist wohl mir der?
Sie ist ja blind und dennoch kommt sie her.
Abud
Ja, blind ist sie und dann macht sie Gedichte
sie sagt, dass über Menschen sie nicht richte.
Sie hat wohl ernsthaft mit Danai gesprochen
und dann sind sie zusammen aufgebrochen.
Nun sehn wir mal, ob sie nur wieder reden.
Denn praktisch helfen, dass ist nicht für jeden.
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Und die Moral der Geschicht, es ist ein kluges Gedicht❣️👌🏻👍🏻
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Danke dir, Babsi! 🙂
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Dauernd verändert sich das Bild vom Menschen, wandelt sich, je nachdem, aus welchem Blickwinkel es gesehen wird.
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Ja, so ist es, das zu zeigen ist mir sehr wichtig.. Danke Gisela.
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☺️
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Im erweiterten Blick die innere Balance zu halten, ist nicht einfach, aber eine gute Übung. „Blick auf zu den Sternen, hab acht auf die Gassen“ fällt mir ein.
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