Tagebuch der Lustbarkeiten: Alte Türen bewundern (kleine Beobachtungen)

Das Bergdorf, das ich heute besuchte, hat einen Großteil seiner Bewohner verloren, und die, die geblieben sind, kämpfen mit den Unbilden des Wetters, dem Zustand der Straßen, den Rissen in den Häusern … . Man behilft sich, streicht hier, flickt dort, setzt hier einen Nagel, dort ein Stück Blech. Das Ergebnis ist oft fotogen. Zu Zeiten, als ich noch bei FB unterwegs war, gab es eine Gruppe, wo ausschließlich Fotos von alten Türen und Fenstern gezeigt wurden. Wunderbare Fundstücke mit viel Geschichte waren darunter. 

Heute blieb ich bewundernd vor einer gelben Tür stehen, die mit einer weißen Holzplatte geflickt war. Welch Leben steckt in dieser alten rissigen Holztür! Wie oft wurde der Griff, wurden Schlüssellöcher und Sicherungsketten umgesetzt, vernagelt und verschraubt! Wie oft wurde die Tür von Neuem mit einer Schicht Farbe übergangen!

Die Fensterklappen gehen jetzt wohl nicht mehr auf, das Haus scheint unbewohnt zu sein. Aber sicher bin ich nicht. Denn bei so manchem ehemals prächtigen Haus, das nun halb verfallen und leer zu sein scheint, gibt es plötzlich ein Fenster, das auf Bewohner hindeutet….

und sei es auch nur während der Sommermonate, wo sich das Dorf belebt und die alten Gemäuer für ein provisorisches Wohnen zurechtgemacht werden. Noch sind die Stromzähler angeschlossen, Blumentöpfe oder auch, wie hier, angefangene Schnitzwerke aus dicken Hölzern stehen vor der verschlossenen Tür. Und vor der Tür gleich daneben, mit Wasserbehälter für Katzen, liegt eine Matte…

Auch diese schöne alte Tür eines anderen Hauses wird sich vielleicht noch einmal öffnen.

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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4 Antworten zu Tagebuch der Lustbarkeiten: Alte Türen bewundern (kleine Beobachtungen)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Ja, solche alten Türen und Fensterverriegelungen können dem, der sich hineinversetzt, lebendige Geschichten erzählen: von Liebe, Leid, Not, Überlebenskampf, menschlichen Schicksalen…
    Andere spricht es nicht an. Und das ist vielleicht auch gut so und vielleicht sogar gewollt von den Überlebenskünstlern.♥️🌱

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  2. Malerisch schaut es aus, aber immer dort wohnen, wäre vermutlich kaum machbar.
    Schade um die einstmals lebendigen Dörfchen

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    • gkazakou schreibt:

      Es gibt ja einige Menschen, die dort dauernd wohnen. Zum Beispiel die Wirtsleute, oder jetzt auch der Herr Manikis und seine Mitarbeiter. Und ein paar Bauern gibts auch.

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  3. Herr Manikis trägt zum Erhalt des Dörfchens bei?
    Was ist denn FB?

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