Was zuletzt geschah: Auf der einen Bühne, wo sich der Sumpf mit lichterem Wald mischt, sahen wir Danai und Hawi Beeren sammeln und feststellen, dass sie beide vom „Afrikanischen Horn“ stammen, aber verschiedene Muttersprachen sprechen. Sie wollen zu Danais Höhle gehen. Auf einer anderen Bühne, dem Sumpf, verließen wir Wilhelm, der durch seine herrische Rede Abud verscheuchte. Er ist allein. Wir wenden uns der dritten Bühne zu – dem Haus mit dem Totenmahl -, mit Jenny, Clara, Trud und Danai.
Danai
Wenn alle nun gesättigt sind
dann sollten wir ans Schlafen denken.
Da draußen bläst ein kalter Wind
Wir wollen unsre Schritte lenken
zur Höhle, die Danai uns zeigte.
Wer von euch weiß den Weg dort hin?
Jenny
Ich nicht. Den weiß vielleicht der Tschinn?
Clara:
Den mag ich nicht, der schreit herum
und hat ein Tier, das ist saudumm!
Jenny:
Saudumm ist nur, wer nicht drauf hört!
Das Essen hat dich nicht gestört.
Trud:
Wo ist er denn? Wer weiß Bescheid?
Domna:
Ich weiß es nicht, es tut mir leid.
Kairos tritt auf
Die Damen wissen nicht aus und nicht ein?
Was wollen sie denn? Was darf es denn sein?
Jenny:
Wir wollen zur Höhle, wie geht es dahin?
Und wo ist dein Meister, der Macher, der Tschinn?
Kairos
Der Tschinn, mein Meister, hat andere Sorgen.
Der ruft mich erst wieder am kommenden Morgen.
Ich könnte die Damen derweil gut bedienen.
Doch wenn ich recht lese die finsteren Mienen
dann wollen sie lieber unter sich bleiben
Ich geh schon, bevor sie mich wütend vertreiben.
Jenny:
Halt an, ja warte, du bist viel zu schnell
Komm her und sei mein lieber Gesell!
Bringst du mich zur Höhle, so sag ich nicht Nein
zur Not mache ich den Weg auch allein,
ohne die Clara und ohne die Trud,
ohne die Domna, denn Ich habe Mut.
Doch lieber noch ging ich, den Wilhelm zu sehn.
den Langen mit Feder, du weißt doch wohl wen?
Der ist mir am liebsten, ein Mann – eine Tat.
Der kennt sich im Leben aus, weiß immer Rat..
Kairos:
Nur zu, pack an, den finden wir schnell
wir sind bei ihm, noch eh es wird hell.
Kairos mit Jenny gehen ab.
Domna:
Und wir, wo werden wir schlafen?
Clara.
Warum nicht wieder bei Schafen?
Trud
Gibt es hier Schafe? wo mögen sie sein?
Finden wir sie denn beim Mondenschein?
Domna
Ich wandre mal los. Ein Pfad wird sich finden.
Ob Tag oder Nacht ist dasselbe dem Blinden.
(für sich)
Erblinden mag ich, sprach ich kühn, –
mir bleibt nichts Neues mehr zu schauen! …
Da wandelt sich der Erde Grün
zum odemraubend kühlen Grauen.
Ein Schleier fällt auf die so recht
geliebten Wesen und Gelände,
und zu der – Geister Lichtgeschlecht
erhebt – ein Blinder seine Hände …
(Christian Morgenstern, Wir fanden einen Pfad)
Clara (klagend)
Bleib ich allein nur mit der Trud?
da wird mir bang, geht das wohl gut?
Trud
Ich weiß nur Fragen, liebes Kind,
und Domna ist ja leider blind.
Was machen wir? wo solln wir bleiben?
Wo wird der Wind uns noch hintreiben?
Solln wir gar bleiben im Totenhaus?
Oder ists besser, wir gehn hinaus?
Clara:
Hier bleib ich nicht, so lass uns gehen.
Zum Glück kann ich den Weg ja sehen.
Die Domna sagt uns, wo entlang.
Nun ist mir auch schon nicht mehr bang.
Domna (für sich)
Die zur Wahrheit wandern,
wandern allein,
keiner kann dem andern
Wegbruder sein.
Eine Spanne gehn wir,
scheint es, im Chor …
bis zuletzt sich, sehn wir,
jeder verlor.
(Christian Morgenstern, Wir fanden einen Pfad)
Oh ist das spannend! Doch irgendwie scheint Licht in das Dunkel zu kommen, und Verflochtenes entknotet sich, und Dichtung weist neue „Pfade“…
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