Welttheater: 4. Akt, 25. Szene: Zur Höhle (Mensch und Tier)

Was zuletzt geschah: Jenny hat sich Kairos anvertraut, um zu Wilhelm zu gelangen, den sie bewundert. Trud, Clara und Domna wandern zu Dritt los, hoffend, dass sie den Weg zu Danais Höhle finden.

Trud (zu Clara):

Bist du sehr müde? Kannst du noch weiter?

Du möchtest ausruhen und willst auf mich steigen?

Das Pferdchen bin ich und du bist der Reiter?

Soll ich mich noch tiefer herunter dir neigen?

Clara:

O Trud, du bist lieb, ich bin wirklich sehr schlapp

Doch bin ich bestimmt viel zu schwer

Trud:

Nun komm schon, steig auf und papperlapapp

Ein Kindchen zu tragen gereicht mir zur Ehr.

(Clara steigt auf)

Nun halt dich fest und fall nicht runter!

Das Pferdchen läuft: Hühott und munter!

Clara (singt)

Hopp hopp hopp! Pferdchen lauf Galopp

über Stock und über Steine

aber brich dir nicht die Beine

Hopp hopp hopp! Pferdchen lauf Galopp!

Seit ich aufgesessen,

Hast du’s Fragen vergessen!

Trud

Ein Pferdchen trabt, anstatt zu fragen

es kann nur wiehern und nichts sagen.

Ich glaub ich mag ein Pferdchen sein

denn das erspart mir manche Pein.

Clara:

Und ich mag reiten, liebe Trud

Als Reiter hab ich viel mehr Mut!

Da unten war mir doch sehr bang.

Ist denn der Weg zur Höhle lang?

Domna

Die Höhle ruft, ich fühle tief in mir

den Ton, der auch in meiner Brust sich bricht

Die Höhle ist da draußen und in dir

und wenn du lauschst, sie zu dir spricht.

 

Vernimm den Ton, der wie das Herz der Erde

in ihren Tiefen klopft und singt.

Es ist als ob vom Huf der Pferde

die ganze Erde schwingt und klingt.

 

Dein Fuß, o Trud, hat diesen Ton erweckt

als du das Kind auf deine Schulter nahmst.

Ich hab es selbst soeben erst entdeckt.

Doch nun ists gut, nicht dass du noch erlahmst!

 

Wir sind ja da, ich spüre schon den Hauch

der aus der Höhle Tiefe dringt

Und du, mein Kind, fühlst du es auch,

wie er uns Schlaf und Ruhe bringt?

Clara

Das Pferdchen hat mich gut getragen

Nun will ich es nicht weiter plagen.

Hier ist es gut, hier will ich schlafen

in dieser Höhle bei den Schafen.

Domna:

So ists, die Schafe sind versammelt.

Trud:

Jedoch der Eingang ist verrammelt!

Auch sind da Hunde, die bewachen

die Tiere, fast wie früher Drachen

die Jungfrau in der Höhle hat bewacht

bis dass der Ritter Rettung ihr gebracht.

Domna (zu Clara)

Geh nur hinein, die Hunde sind nicht wild

wenn guter Absicht du in ihre Höhle trittst.

Sie fühlen ob der Mensch der kommt ist mild

sobald du ihre Schwelle überschrittst.

Clara öffnet das Gatter, und schlüpft hindurch

Trud:

Siehst du, wie sie der Clara wedeln?

Sie streichelt sie, sie lecken ihr Gesicht!

Dann werden sie auch uns, den alten Mädeln,

den Zugang wohl gestatten, meinst du nicht?

Beide gehen hinein

Domna:

Jetzt ziehen wir das Gatter zu.

Ich wünsch uns allen tiefe Ruh.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihr wandelt hier oben  und wisset fast nichts

von der tiefer schürfende Arbeit von Zwergen

Ihr ertastet mit Augen die Spuren des Lichts

nicht ahnend die Höhlen,  und welches Leben sie bergen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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7 Antworten zu Welttheater: 4. Akt, 25. Szene: Zur Höhle (Mensch und Tier)

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Phantastisch, Gerda! Diese Wendung zum Guten hätte ich mir nicht träumen lassen. Und wie Trud sich als „Pferdchen“ für Clara entpuppt, ist „klasse“!👏

    Gefällt 1 Person

  2. Gisela Benseler schreibt:

    Und wie hier ein Vertrauen zu den Wachhunden gewagt wird, ist ebenfalls „klasse“, Gerda!

    Gefällt 1 Person

  3. Gisela Benseler schreibt:

    Und die Bühnenbilder werden immer lebendiger!

    Gefällt 1 Person

  4. Herrliche Bilder – schöner Text…

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