Alltägliches Zeichnen: Zypressenzapfen

Die silbrigen weiblichen Zypressenzapfen sind für mich kleine Weltkugeln. Als ich heute einen seit langem vertrockneten und samenlosen Zapfen in die Hand nahm, dachte ich freilich mehr an unsere arme Erde und ihre Plattentektonik, deren immer noch nicht ganz erloschene Dynamik uns dieser Tage so dramatisch vor Augen geführt wurde. Ich nehme an, auch du hast den tiefen Spalt gesehen, der ein wohl bestelltes Olivenland im türkisch-syrischen Grenzgebiet auseinandergerissen hat. Was der Türkei jetzt geschah, ereignete sich 2001 in Tibet, dessen Platte nach Osten abdriftete. Auch in Kalifornien und in vielen anderen Weltgegenden kann man die Wirkung der sich gegeneinander verschiebenden Erdplatten betrachten.

Ich nahm die holzige leere Kugel zwischen die Finger, um sie mitsamt der haltenden Hand zu zeichnen (Schreibmaschinenpapier DIN A4, Tintenstift).

Übrigens bleibt der weibliche Zapfen oft Regel viele Jahre lang geschlossen und öffnet sich unter Feuereinwirkung, um dann, quasi in höchster Not, seine Samen auszustreuen. 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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8 Antworten zu Alltägliches Zeichnen: Zypressenzapfen

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Ganz wunderbar gezeichnet und beschrieben, Gerda! Welch ein Wunder sind solche Zapfen!

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Den tiefen und 200 Meter breiten Erdspalt zwischen Syrien und der Tyrkei habe ich gesehen, dann aber nicht wiedergefunden.

    Gefällt 1 Person

  3. Daß Du den kleinen rundlichen Zapfen festhalten kannst, Gerda, und dann auch noch in der Hand zeichnen… toll!

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    • gkazakou schreibt:

      So ein kleines Ding zu halten, ist nicht weiter schwierig. Anders ist es bei größeren Gegenständen, da erlahmt die Hand schon mal. Das Herausfordernde ist vor allem die Perspektive, denn die Hand ist ja an mir angewachsen, ich kann sie nicht nach Belieben hinrücken wie einen Gegenstand.

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