Welttheater 4. Akt, 5. Szene: Gelungener Abstieg

Was zuletzt geschah: Jenny, Trud, Clara und Domna haben Wilhelms Lager verlassen und steigen auf der kahlen Rückseite des Berges hinunter ins Tal.

Nun haben sie die Ebene erreicht.

Domna

Bewahren,
wie die Linien
zwischen Gras
und grasbedecktem Stein
verlaufen,
den Astsprüngen
und den Sprüngen der Verzweigung,
Licht- und Schattenlauten.
Den Trauer- und Freudefesten
auf der Spur bleiben,
den Firsten
und den Rauchzeichen darüber,
solange, bis sie,
eins geworden,
sich im Flug entdecken,
kein Untergang.

(Ilse Aichinger: BEYOND
für Clemens Podewils. Poesiealbum 365)

 

Jenny

Uff, ächz, da wären wir, nun ist es Nacht

Dass es so schwer wär, hätt ich nicht gedacht.

Bin heilfroh, dass wir unten sind.

Sind alle da? Wo ist das Kind?

Clara:

Hier oben bin ich, siehst du mich?

Hab keine Angst, ich sehe dich!

Hab ja das Dora-Licht dabei

da hüpf ich sicher eins-zwei-drei

und falle nicht, geh nicht entzwei.

Jenny

Nun komm schon, denn wir müssen weiter,

dahinten wird der Weg schon breiter

Und Häuser gibt es, Höfe, Gärten,

da können wir paar Äpfel ernten.

 

und finden auch ein Unterschlupf

so komm schon, mach noch einen Hupf

dann bist auch du in Sicherheit

Ich fang dich auf, ich steh bereit.

Trud

Was ist das hier? ist dies Asphalt?

Machen wir hier jetzt endlich Halt?

Was gibt es hier denn nun zu tun?

Wo solln die alten Knochen ruhn?

Jenny:

Ich weiß nicht wo wir schlafen werden

Schön wär es ja bei den Schafherden

da ist es warm, auch wenn es stinkt.

Mal sehn was uns das Glück noch bringt.

(Eine Szene mit Schafen wird auf die Bühne projiziert)

Da sieh mal an, ich glaub ich spinne

es täuschen mich vielleicht die Sinne,

doch was ich sehe, das sind Schafe

grad wie bestellt für uns zum Schlafe

 

 

Clara:

Ich weiß, wer die uns hergebracht

damit wir schlafen diese Nacht!

Die Dora hat sie uns geschenkt

Die hat uns auch hierher gelenkt!

Du glaubst ja nicht,

dass dieses Licht

das ich im Traum geschenkt bekam

mehr ist als nur ein Trödelkram.

(Die müden Wanderer lassen sich zwischen den Schafen nieder und schlafen schnell ein.)

Domna

Verflossen ist das Gold der Tage,
Des Abends braun und blaue Farben:
Des Hirten sanfte Flöten starben
Des Abends blau und braune Farben
Verflossen ist das Gold der Tage.

(Georg Trakl, Rondel)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Dichtung, Dora, Fotografie, Legearbeiten, Malerei, Meine Kunst, Tiere, Welttheater abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu Welttheater 4. Akt, 5. Szene: Gelungener Abstieg

  1. lyrifant schreibt:

    Schlafschafe – wie schön!

    Gefällt 1 Person

  2. Gisela Benseler schreibt:

    Deine Szenenbilder überraschen immer wieder und auch Deine wechselnden Kulissen. Ebenfalls die Handlung sowie die Sprache der verschiedenen Personen…

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