Vor Jahr und Tag haben wir in Kalamata eine Selbsthilfegruppe gebildet, die sich als Zeichen die „Blume des Lebens“ gewählt hat. Ineinander greifende Kreise von Menschen, die für sich und für einander sorgen, die ihr Wissen und Können teilen, die Gemeinsames zum Blühen bringen, bilden ein lebendiges Netzwerk, ohne Statuten und Hierarchie. Verbindlichkeit gibt es nicht, jeder ist frei zu kommen und zu gehen, oft oder manchmal teilzunehmen. Einmal in der Woche treffen wir uns nun, um verschiedene Ansätze zu Therapien und Lebenskonzepten und -techniken auszutauschen. Die Idee dahinter ist: Wir alle sind Experten in irgendetwas. Wenn wir unser Wissen, unsere Erfahrungen in verständlicher Form einbringen und zuhören, was andere uns lehren können, haben wir alle Expertise, die wir auch in schwierigen Zeiten brauchen, um angenehm zu leben.
Gestern ist Christina, Expertin für alte Samen und natürliche Landwirtschaft, unsere Gastgeberin. Das Thema ist „zyklische Ökonomie“. Nach einer theoretischen Einführung (nichts wird weggeworfen, alles kehrt in den Lebensprozess zurück) zeigt sie uns praktisch, wie wir Salben aus Bienenwachs und diversen Ölen herstellen können, durch die Wunden schneller heilen. 20 Salbengläschen füllen sich und gehen als Gastgeschenk an die Besucher.
Christinas Wohnraum in einem hässlichen Wohnhaus ist so anders als alles ringsum: warm, lebendig. Fast wirkt er wie ein Museum mit den alten Werkzeugen, Puppen, Stapeln alter Bücher, Kräuterbündeln, keimenden Pflänzchen in Reagenzgläsern …, doch hat er nichts Museales und Verstaubtes, alles ist belebt, wird benutzt und umgewandelt, etwa zu Schmuck aus recycelten CDs, Schals aus alten T-Shirts, Gewebe, gefertigt auf einem einfachen Rahmen, Essenzen, Ölen, Salben, Tees, Setzlingen… Jedesmal, wenn ich dort bin, gehe ich herum wie in einer Wunderwelt, staune, frage.
Warm und lebendig ist auch die Gesellschaft, die sich gegen Abend einfindet, sich austauscht, Anteil nimmt. Die meisten sind Frauen, ein paar Männer sind auch gekommen und zeigen Interesse. Man kennt sich oder lernt sich kennen. Ich halte mich am Rande, denn meine Schwerhörigkeit ist in von vielen Stimmen belebten Räumen ein Problem. Ich lasse mein Auge über das Naheliegende schweifen, nehme das eine und andere in die Hand, fotografiere es. Die Hände am Ende der Fotogalerie sind die, die all dies und vieles vieles mehr hervorgebracht haben und unermüdlich weiter hervorbringen.
Ein wunderbares Unternehmen! 🌺💓🖐️
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Die Idee ist die Entwicklung einer „Kleinen Volkshochschule“, wo jeder sowohl Dozent als auch Lernender ist.
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Sehr schöne Idee!🖐️
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Welch eine kreative Idee, zwanglos zusammen zu treffen für einen Austausch der Gedanken, Wissen zu teilen mit Interessierten Menschen. Zuhören, Voraussetzung
daß klar und deutlich gesprochen wird, nicht durcheinander, Vorher ein oder 2 Themenbereiche festlegen, wäre sinnvoll, eine Struktur, nach meiner Erfahrung.
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Danke, ja, wir legen die Themen vorher fest. Oder genauer: wir kündigen auf unserer gemeinsamen Seite an, wenn wir eine Einführung, Übung oder was auch immer anbieten. Die „Anbieterin“ bzw Gastgeberin lädt, wenn sie möchte, weitere Freunde und Bekannte dazu, sorgt für den Rahmen etc, ist also verantwortlich für das Gelingen. Das größte Problem ist immer, einen gemeinsamen Termin zu finden. Einmal in der Woche ist fix, aber manche können nur am Wochenende. Immer sollte auch etwas Praktisches dabei herausspringen, denn außer mir gibt es keine „Akademiker“, eine ist ehemalige Staatsbeamtin, die anderen kämpfen als Kleinstunternehmer und-oder Freiberufler mit dem Rücken an der Wand ums wirtschaftliche Überleben. Der ursprüngliche Anlass für die Gruppenbildung war die durch Lock-downs und Impfzwang erzeugte Situation, hinzu kamen Besorgnisse, dass das Überleben in einer schrumpfenden Ökonomie immer schwieriger werden würde.
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Ein Netzwerk dieser Art könnte unterstützend sein, – hat Christina denn eine Website oder einen Web-Shop , wichtig -?
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Nein, Christina und Webshop passen überhaupt nicht zusammen. Ihre Produkte gehen von Hand zu Hand, sie wirbt nicht, sie verschenkt viel, braucht wenig, da sie ja alles zum Leben Nötige selbst herstellt. Man kann, wenn man will, eine Spende dalassen, Materialien bringen usw.
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Ein wunderschöner Artikel, liebe Gerda und eine tolle Idee.
Leider brach unsere Gruppe von Frauen, die sich aus dem Elternbeirat der Schule unserer Kinder bildete, zusammen, als eine Freundin starb.
Seitdem treffen wir uns kaum noch und eine andere zog weg in ihre Heimatstadt.
Dein Bericht hat mich sehr daran erinnert.
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Viele Gruppenzusammenhänge sind im Laufe meines Lebens eingeschlafen oder zerbrochen. Man muss immer dran arbeiten.
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und ich lasse es irgendwann schleifen…, weil es so mühsam ist, alle zusammenzukriegen und dann wird noch eine sterbenskrank und eine andere interessiert sich nur noch für die Enkelchen… Das war es dann…wenigstens für ein kleines oder großes Weilchen 🙂
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Meine Bewunderung reiche ich weiter an Christina
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Danke, sehr gerne.
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Ich war mal in einer Selbsthilfegruppe für Zwangskranke.
Mein Kommen mobilisiert die Gruppe
Das 2te und dritte Mal war ich alleine mit der „Leiterin“ .
Ich hatte einiges zu geben, aber es bestand offenbar kein Interesse.
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Das sind traurige Erfahrungen. Unsere Gruppe hat keinen solchen Inhalt und Verlauf, existiert nun schon 14 Monate lang, trifft sich jede Woche für 2 Stunden. Macht Spaß, ist gesellig und informiert,
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Das lag sicher auch an der Thematik der Gruppe. Zwangskranke haben schon alleine Probleme damit, einen Termin wahrzunehmen.
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Sicher. Es ist ja eine ganz andere Situation
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