Es ist weit nach Mitternacht – Silvester ist vorbei und alle Feuerwerke, die über Kalamata hochgingen, sind erloschen. Auch ich bin entschlossen, ins Bett zu gehen und das Neue Jahr erst mal Neues Jahr sein zu lassen …, da höre ich ein leises „pssst“ und „hej du!“. Dora! Das kann nur Dora sein.
Aber wo ist sie? Ich sehe sie nicht. „Ich soll nicht mehr auf die Bühne“, flüstert ihr Stimmchen nun. „Der olle Chronos, der die Jahreszahlen verwaltet, sagt: Deine Zeit ist um und basta! Aber von unten, von der Erde, kam ein Geheul und mächtiges Feuerwerk: ‘Wir wollen Geschenke! Wir wollen Dora!’ Da lässt er sich erweichen und spricht zu mir (pardon, er kann nicht anders, er muss immer reimen)*:
Du bist ja nun sehr welterfahren
Und gereift in deinen Jahren
So geh nur hin als Assistent
Für die sich Dramaturgin nennt
Des Welttheaters, welches dort
Auf Erden spielt in einem fort.
Geh hin und hilf ihr, dass die Sachen
Welchselbe manche Menschen machen
Nicht etwa gar den großen Plan
Ganz werfen raus aus seiner Bahn.
Denn Freiheit, die der Gott gegeben
damit die Menschen selbst erleben
was Wille und was Tugend ist
hat im Gefolge manchen Mist.
So pass du auf, dass alles geht
wie es korrekt im Drehbuch steht.
„Ich höre also“, fährt Doras Stimmchen fort, „dass ich wieder runter darf zu dir, und zwar als deine Regieassistentin. Auf die Bühne darf ich nicht mehr, sagt der Alte. Aber weißt du was? Nicht nur die Jahreszahlen ändern sich, auch die Machtverhältnisse bleiben nicht immer die gleichen. Man wird sehen, was noch kommt. Was meinst du? Willst du mich engagieren?“
Natürlich will ich, zumal Dora in der Zeit ihrer kurzen Abwesenheit einen echten Entwicklungssprung gemacht zu haben scheint. Sie war halt bei den Göttern, da lernt man schneller als hier auf Erden.
„Ja!“ rufe ich also begeistert und schlage mein Auge dankbar zu Gott Chronos auf. „Dora, hilf mir bei dieser Regie! Werd meine Regieassistentin!“
Über die Begegnung Doras mit den Göttern versuchte ich mir ein Bild zu machen (ich weiß, ich weiß, das soll man ja eigentlich nicht). Ich hoffe, du siehst Dora rechts unten zu Füßen von Gott Hermes.
In den Hallen des Chronos (ΧΡΟΝΟΣ) ist nicht alles auf dieselbe Weise durchgetaktet wie bei uns Menschen. Zeit ist eben ein kompliziertes Ding, und der göttliche Chronometer geht anders als unser irdischer.
Chronos (ΧΡΟΝΟΣ) nimmt ein menschliches Gesicht an, als er mit Dora spricht. Warum er mit einer Karte mit kyrillischen Ortsbezeichnungen maskiert ist? So waren die Schnipsel halt, die mir Susanne Berkenkopf im Mai 2020 schenkte. Es wird schon nichts bedeuten.
Auf jeden Fall bin ich erleichtert, dass ich nun eine Regie-Assistentin habe, mit der ich gern zusammenarbeiten werde. Gute Beziehungen unter Kolleg*innen sind doch das A und O.
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*Anm.: Die hier regelmäßig Mitlesenden wissen, dass Geschenke auf Griechisch Dora (δώρα) heißen. Und da Chronos ein griechischer Gott ist, sprechen die beiden natürlich Griechisch miteinander. Die wörtliche Rede von Gott Chronos ist daher eine etwas unbeholfene Übersetzung ins Deutsche.
„Meister Hora“ aus Michael Endes „Momo“ ist die deutsche Entsprechung zu „Chronos“.
Wunderbar ist sein Begrüßungsgedicht für Dora als Regieassistentin.
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Dora als Deine Regieassistentin, Gerda.
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Dora wird die Zeit zu vergolden wissen!! Frohes neues Jahr euch allen!
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Ach, wie schön! Ich freue mich!
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Ach wie schön, dass du dich freust, Marion! 🙂 Es spielt sich doch viel leichter vor freundlich zugewandftem als vor schimpfendem Publikum 😉
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*lach*, und so kommt Dora wieder zu uns, Gerda!
Das hast Du richtig gut gemacht.
Von Deinem Erfindungsreichtum begeistert grüßt Dich ganz herzlich
Bruni
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allerdings unsichtbar (bisher)
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Macht nix. Ich denk sie mir 🙂
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