Beim Anblick des einsamen Anglers wurde meine Erinnerung an einen anderen Angler wach, den ich vor vielen Jahren in deiner Heimat Österreich, liebe Myriade, am Mondsee sah. Ich war dorthin zur Hochzeit meiner lieben Nichte gereist. Wie lange ist es her! Inzwischen ist sie längst Mutter, ihre Tochter ist herangewachsen ….
Der Wind hat sich zum Schlafen gelegt, als dieses Kind, fachmännisch gekleidet und ausgerüstet seinen Köder ins glänzende Wasser des Mondsees versenkt und hofft, dass ein Fisch anbeißt, während ein Schwan heranschwimmt, um den Köder zu inspizieren – aufgepasst, Junge! … Ob dieses Kind, dieser Junge nun wohl als Mann an einem anderen, womöglich dunkleren Gewässer steht, die kräftige Angel ausgeworfen, den Eimer neben sich, um frischen Fisch nach Hause zu bringen? Um ihn zieht sich Gewölk zusammen, der Wind schlägt Wellen auf und lässt das Wasser singen. Dem Mann ist, als mische sich eine andere Musik hinein, die von Weitem, aus anderer Zeit und anderem Raum zu ihm herüberklingt. Damals, als er ein Junge war, von Mama wohl verpackt, von Papa mit einer Angel ausgestattet, stand er an einem See, und die Eltern saßen dort hinten, auf der Frühstücksterrasse, sie liebten es, dort zu sitzen und zu plaudern und ihn dabei im Auge zu behalten. Er lauschte. Aus dem Radio erklang ein Lied, es war ein Hit von Beyoncé, das wusste er damals nicht. Mama mochte diese Musik sehr. Er konnte sich vorstellen, wie sie dem Papa schöne Augen machte und er ihr freundlich zulächelte. Die Musik hörte man von Weitem.
In der Nähe des Mondsees gibt es eine Autobahnraststätte mit schöner Aussicht über den See, wo wir immer Halt machen, wenn wir nach Westen fahren. Das Foto erinnert mich auch an Zell am See, wo wir gerade ein paar Tage verbracht haben.
Ein schönes Bild ist das, die singenden Wellen, die den Angler zurück in die Kindheit tragen, sehr stimmungsvoll auch das dunklere Gewässer, das für vieles stehen kann. Auch in beide Rahmen hast du den Text eingepasst, was ja nicht so einfach ist.
Vielen Dank für den Beitrag, liebe Gerda. Gerade herrscht in der Impulswerkstatt eine gewisse Flaute und deinen Beitrag finde ich sehr geeignet um wieder Wind in die Segel zu bekommen.
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Danke dir, Myriade! Ich denke, jetzt im Herbst kommen mehr Beiträge,
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Ich warte gespannt 🙂
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Gegenüber dem Angelkind sieht man winzig den Obstbauernhof, in welchem wir einige Male zu Gast waren, so schöne Zeiten waren das!
Deine Erinnerung, so sinnlich, so schön!
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O, das freut mich sehr, dass auch du so schöne Erinnerungen mit dem Ort verbindest! Ich habe das Foto gleich mal vergrößert, um deinen Obstbauernhof zu besichtigen!
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So ein schönes Bild von damals!
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Ja, und schöne Erinnerungen! Dass du nach deiner schweren OP schon wieder lesen und kommentieren kannst – wie sehr mich das freut, Gisela! Alles Gute dir!
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Ja, das freut mich auch, Gerda.
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Was für eine schöne, und feine Erinnerung, liebe Gerda.
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