Οδός άνω κάτω μία και αυτή / (Der) Weg (nach) oben (und) unten (ist) ein und derselbe.
So sprach der weise Heraklitos von Ephesos (um 520 – 460 v.Chr.).
Ich aber, ich muss mich entscheiden.
Nehme ich den Weg hinauf zur Stadt, zu den Bergen und dem Wolkengebirge darüber? Oder lenke ich meine Schritte abwärts zum Hafen mit seinen Booten und dem Meer?
Da steh ich nun wie Buridans Esel zwischen zwei gleich attraktiven Möglichkeiten und kann mich nicht entscheiden. Hinauf? Hinab? Nehme ich den einen Weg, versinkt der andere ins Unbetretene. Nehme ich den anderen Weg, versinkt der eine ins Nichtverwirklichte.
Gehe ich keinen der beiden Wege – lösen sich Raum und Zeit dann auf? Nein. Der Esel verhungert.
Ich gebe zu bedenken: Wer nicht aus freiem Willen wählt, für den wird gewählt.
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Die Frage, die Johannes Buridan (14. Jh) sich stellt (in seiner Auseinandersetzung mit der Nikomachischen Ethik des Aristoteles):
„Wäre der Wille, vor zwei vollständig identische Alternativen gestellt, in der Lage, eine Alternative der anderen vorzuziehen?“ (zitiert nach Wikipedia)
Auf eine andere Weise stellt sich das Buridan-Dilemma dem heimstrebenden Odysseus: Skylla oder Charybdis? Zweimal muss er durch die Meerenge. Das erste Mal entscheidet er sich für Skylla, das zweite Mal ist Charybdis dran. So verliert er Mannschaft und Schiff, rettet aber das nackte Leben. Und das auch nur, weil eine Göttin ihm half.
Hat das etwa etwas mit einer gewissen „alternativlosen Politik Richtung Katastrophe“ zu tun?
Interessant wie du die beiden Alternativen in den bearbeiteten Bildern spiegelst. Was bleibt bei zwei ganz identischen Wahlmöglichkeiten? Das Bauchgefühl?
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Tja. wüsste ich auch gern.;)
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Da kommt mir das Gedicht von Robert Frost in den Sinn, das mit den zwei Wegen. Eines meiner liebsten Gedichte.
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Ich wählte den wenig begangenen Weg … .Ja, dazu neige ich, in der Natur und auch sonst
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Ein vielschichtiger Beitrag – danke dafür!
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Ich danke dir, Sandra.
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Wie hast Du Dich wohl entschieden? Interessant, was Du da alles miteinander verknüpfst.
Das gespiegelte Photo finde ich gut. Deutet es doch auf Grundsätzliches hin, was Deine Ausführungen auch sagen.
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Die „alternativlose“ Politik.. Ach Gerda: Handeln! ruft die eine Seite. Halt! ruft die andere Seite. So stehen wir auf diesem Kreuzungspunkt und sehen: Was wir auch tun oder nicht tun, kann in eine Katastrophe führen.
Wir haben uns – so oder so – verrannt.
Nur wer versucht, aus der Vogelperspektive einen Blick auf das Ganze zu werfen, kann einen erweiterten Blick und Weisheit erlangen.
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Ja, Gisela. „Vogelperspektive“ hilft, um ein bisschen Übersicht ins Chaos zu brigen. Es stimmt auch, dass der eine Hü und der andere Hott schreit, und dass sowohl Handeln als auch Nichthandeln in eine Katastrophe führen kann. Die Entscheidungen und die damit verbundene Verantwortung muss man dennoch immer selbst treffen und kann sie nirgendwohin abgeben.
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Ja, wenn man in der entsprechenden Position ist. Ich sehe immer mehr ein, wie wenig wir uns einmischen müssen in Dinge, für die wir nicht die Verantwortung tragen.
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Wir tragen vielleicht nicht die Verantwortung, wohl aber die Folgen der Handlungen anderer. Wenn wir die Folgen nicht tragen wollen, müssen wir uns wohl oder übel einmischen.
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Wir tragen eigentlich nur für unsere eigenen Entscheidungen die Verantwortung.
Darüber denke ich gerade nach: Die Politik trifft Entscheidungen, die alle tragen müssen, obwohl sie nicht vorher gefragt wurden. Ob die Politiker sich der Tragweite ihrer Verantwortung bewußt sind? Und dann müssen wir die Verantwortung für alle Folgen übernehmen.
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im universum gibt es nur eine richtung durch die raumzeit hinein in die vergangenheit. insofern stimme ich heraklit zu.
das oben und unten ergibt sich lediglich durch das phänomen der gravitation.
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Skylla oder Charybdis ist doch nur eine einfache Entscheidung. Zur Alternative kann sie doch nur werden, wenn ich jeweils weiss oder berechnen kann, was in Schritt zwei, drei …. auf mich wartet. Die Schachspieler unter uns werden das bestätigen.
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Verstehe ich nicht, die Unterscheidung zwischen Entscheidung und Alternative. Beim Schachspiel kannst du vielleicht die Möglichkeiten vorausberechnen, die dein Mitspieler hat, um auf deinen Schachzug zu reagieren. Im „wahren“ Leben „weisst“ du doch aber nie wirklich, was dich in Schritt 2, 3, 4 usw. erwartet. Du hast Vermutungen, Hoffnungen, Wahrscheinlichkeiten. Aber eben immer auch jede Menge unbekannte Größen dabei, die dir plötzlich alles Vorausgesehene und Vorausberechnete zunichte machen können: Du hast vielleicht Mitspieler, die sich komplett unlogisch, vielleicht auch unerwartet unfair verhalten; vielleicht einen Starkregen, der den zuerst gewählten Weg unpassierbar werden lässt; vielleicht hast du plötzlich einen Krampf im Fuß, während deine Mitspieler fröhlich an dir vorbeiziehen. Das heißt im „wahren“ Leben gibt es nach deiner Definition nie Alternativen, sondern immer nur Entscheidungen?
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Was bei der Betrachtung zählt, ist doch nur der Zeitpunkt der Entscheidung. D.h. wenn ich eine Alternative sehe, dann spielt es keine Rolle, ob sie hinterher so eintrifft oder aber nicht. Selbst wenn ich die Situation falsch beurteilt und mich „verrechnet“ habe, dann war es für mich eine „echte“ Alternative.
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Nun, ganz so einfach finde ich solche Entscheidungen nicht, lieber Werner: Odysseus hat ja eine recht klare Alternative vor Augen; er hat die Wahl, dass entweder Skylla ein paar seiner Genossen herausgreift und auffrisst oder dass Charybdis das Schiff ansaugt und verschlingt. Die erste Variante heißt: Opfere einige, um dich und das Schiff zu retten, die zweite: opfere das Schiff, und jeder möge sehen, wie er als einzelner schwimmend überlebt.
Was würdest du denn wählen?
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Wobei Odysseus aber keineswegs weiss oder es überhaupt abschätzen kann, ob er das selbst überlebt.
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Buridans Dilemma ist nur theoretischer Natur, denn es gibt niemals zwei gleiche Motive, selbst wenn es uns so scheinen mag. Letzlich entscheidet sich unser Unbewußtes für das eine oder das andere. Wir Esel sind ja nicht doof. 😉
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So ist es. Es ist ein philosophisches Problem, das keine praktische Bedeutung hat. Praktische Bedeutung hat allerdings das Festhängen in Dilemmata. Ich kenne Menschen und sogar Regierungen, die denken, sich gar nicht zu entscheiden sei besser als falsch zu entscheiden. 😉
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„der Weg nach oben und unten ist ein und derselbe“… das erscheint mir sehr logisch, wenn ich auf irgendeinem Punkt dieses Weges stehe: ein Weg von unten bis oben… Nur wenn ich am Anfang stehe, gibt es kein unten und am Ende kein oben. Der Weg ist einer, die Bewegung auf ihm unterscheidet sich allerdings sehr. Anstrengend die eine, genussvoll die andere (vorausgesetzt, der Wpeg ist nicht zu steil). Ich befürchte, das ist eine sehr pragmatische Betrachtung, die nicht wirklich angemessen ist…
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Genau solche realistischen Geedanken hatte ich auch, als ich den Satz das erste Mal las. liebe Leela. Denn wenn ich zum Schwimmen gehe, gehts flott bergab, aber zurück, und in der prallen Sonne ist derselbe Weg eine Plage. 😉
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Mir kam noch der steilsteinige Weg ins Himmelreich und die breite Strasse zur Hölle in den Sinn… und natürlich: wie oben so unten, wobei es sich hierbei wohl eher um zwei Enden derselben Energie handelt als um einen Weg…
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Ohje das passt gerade zu meiner Situation des Lebens
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Na dann! wünsche gute Lösung und Luft unter den Flügeln!
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Pingback: Heraklit und Buridans Dilemma – Künstlerwesen
Wenn Du zweifelst, wohin es Dich zieht, dann gehe einen der Wege, aber verhungere nicht an einer Stelle….
Der Weg auf dem nicht so viele gehen ist nur manchmal der richtige, liebe Gerda.
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Ich hab das Problem nicht wirklich, liebe Bruni. es ist nur ein Gedankenspiel um eine alte philosophische Fragestellung. .
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Das beruhigt mich *lächel*
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