Dora zum AchtzehntenAchten: Peach-Party (und Bürgeramt)

„Du hast noch gar nicht von der Peachparty in unserer Bucht erzählt!“, erklärt Dora, als ich nach einem Thema für den gestrigen Tag Ausschau halte. Ich lache. „Erstens heißt es Beach-Party, Peach bedeutet Pfirsig, Beach Strand, meine Kleine,“ belehre ich sie. Ich liebe es nämlich, Leute zu belehren. Besserwisserei war schon immer meine Leidenschaft.

Heute zum Beispiel war ich im Büro des Bürgeramtes, um mir bestätigen zu lassen, dass ich noch am Leben bin. Das möchte meine deutsche Rentenkasse alle Jahre wieder wissen. Das Bürgeramt liegt am Rande eines Nachbardorfes, schön bequem für mich zu erreichen. Ich trete also durch die Tür und schreite den leeren Gang entlang, vorbei an offenen leeren Büros bis zum Schalterraum. Hinter dem Schalter sitzt einsam eine junge Beamtin. An Hundstagen wie diesen vermeiden die Bürger, wenn sie können, die Amtsstuben, die wegen des Sommerurlaubs eh unterbesetzt sind. Ich bin die einzige Besucherin, setze mich  bequem vor den Schalter und trage mein Anliegen vor.

Während die Beamtin die nötigen Eintragungen macht, beginne ich zu frieren, denn die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Zum Glück steht das große Panoramafenster weit offen und lässt die heiße Luft von draußen rein, sonst würde ich mir glatt den Tod holen. Nur mit Mühe halte ich den Satz auf meiner Zunge zurück, dass es vielleicht sinnvoll und energiesparender wäre, wenn … Nein, einmal keine Besserwisserin sein! denke ich. Sie ist ja intelligent genug, meinen Antrag auszufüllen, dann wird sie auch in der Lage sein, ihr Raumklima zu regulieren, und hat nicht auf eine besserwisserische Deutsche gewartet, um es ihr unter die Nase zu reiben.

Bei Dora brauche ich solche Rücksichten nicht zu nehmen. „Erstens“, sage ich also, „heißt es Beach-Party, und zweitens war es keine Beach-Party“. Dora rollt mit den Augen. „Immer deine Besserwisserei!“ grollt sie. „Wenn es keine PeachParty war, was war es dann?“ – „Es war ein ruhiges gesittetes Zusammensein von Menschen, die die heiße Nacht am Meer verbringen wollten. Vielleicht wollten sie feiern, weil sie das alte Haus renoviert und nun sogar elektrischen Strom haben.  Die Lampions und dezente Musik sorgten für eine festliche Atmosphäre, aber es wurde nicht getanzt.“ – „Das weiß ich selbst, hab es ja gesehen!“ murrt Dora. „Aber wie nennt man solches gesittetes Zusammensitzen am Strand?“ – „Weiß ich nicht“, räume ich ein. „Darauf kommt es ja auch nicht an, wie es heißt.“ – „Dann kann ich es ja wohl auch PeachParty nennen, oder?“ fragt Dora spitz. – „Schon gut, nenn es, wie du willst!“ beruhige ich sie.

„Und?“ beharrt Dora, „erzählst du nun von dem ‚Nenn-es-wie-du-willst‘? Und dass ich zur Beleuchtung beigetragen habe, so wie du zur Musik, als du beim Schwimmen deine Lieder gesungen hast?“ – „O, konnte man die hören?“ frage ich erschrocken. – „Ich schon, die anderen wahrscheinlich nicht“, sagt Dora spöttisch lächelnd. „Die haben bestimmt gemeint, dass ihre Musikanlage defekt ist oder ein Hund jault.“

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Antworten zu Dora zum AchtzehntenAchten: Peach-Party (und Bürgeramt)

  1. Werner Kastens schreibt:

    Ganz schön frech geworden die Kleine!

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Na, Dora nimmt ja kein Blatt vor den Mund, und Du hörst Dir das alles ruhig und geduldig an, ohne „Rechthaberei“☺️Und daß Du auf dem Amt geschwiegen hast wegen der K!ima-Anlage, war sicher auch klug.👍

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Wie Du Dora wieder ins Bild gezaubert (und in Szene gesetzt) hast, ist wieder genial und so verständnisvoll. Ach, was soll ich sagen? Es spricht ja für sich selbst.

    Gefällt 2 Personen

  4. Ich musste so schmunzeln Gerda, weil meine Mutti immer wieder Klugscheißer zu mir sagt, wenn ihr sage dies oder das ist aber anders wie du meinst! Dann kommt, ha haste wieder Frau Google gefrag⁉️😂
    Du hast natürlich ein echtes Wissen kein Frau Google Wissen so wie ich!!!😁🙆🏻‍♀️

    Herrlich die kleine/große Dora! Naja für Dich wird sie wohl immer Klein Dora sein! Irgendwann hat sie dann Deinen Wissensschatz übernommen und ist auch belehrend! 😁😉

    Liebe Grüße Babsi

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  5. Achso, ist daß das alte Haus über das Du schon öfters geschrieben hast?

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    • gkazakou schreibt:

      Ja, genau, Babsi. Nun wurde es ein bisschen repariert. Bewohnbar ist es aber noch nicht

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      • Aber es ist schön, daß jemand sich darum kümmert und die Schönh
        eit des Hauses wieder belebt!😁

        Die historie um das Haus wäre bestimmt super spannend!
        Wie alt ist es, wer hat darin gelebt und, wer hat es erbaut????

        Vielleicht kannst Du doch mal mehr in Erfahrung bringen⁉️😁🙆🏻‍♀️

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      • gkazakou schreibt:

        Ja, ich finde es auch schön, dass das Haus nicht schutzlos dem Meer preisgegeben bleibt, obgleich die Ruine ästhetisch reizvoller war. Die Geschichte wüsste ich auch gern. Falls ich etwas herausfinde, werde ich es berichten.

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  6. Gänge zum Amt sind selten wirklich erfreulich, es sei denn, man kennt jemanden dort 🙂
    Eine stille Beachparty? Klingt doch schön und dora hielt ihre Laternw hoch 🙂

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  7. ele21 schreibt:

    Kicher🤭

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  8. Myriade schreibt:

    Haha, Besserwisserei als Hobby gefällt mir sehr. Und wenn die Hobby- und auch die Profibesserwisser alle so sympathisch selbstkritisch sind wie du, kann man gut mit ihnen leben !

    Gefällt 2 Personen

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