Heute hat Bruni von Wortbehagen eine ihrer zarten Collagen gezeigt, zusammen mit einem wundervollen Gedicht, das beginnt mit der Zeile: Mohnblütenblatt du leuchtest am Mittag…
Dies Gedicht lag mir im Gemüt, als ich auf einem Feldweg in unsere Schlucht hinabstieg. Zärtliches Maienlicht umschwebte die Blüten der Wildblumen. Und zwischen ihnen, glorios und alle übertönend: der rote Mohn, griechisch Paparuna, französisch Coquelicot, englisch Poppy, italienisch Papavero, spanisch Amapola, russisch-polnisch-ukrainisch Mak. Rot wie das Blut, das in unser aller Adern fließt.
Der Mohn ist für immer mit den Schlachtfeldern verbunden, jedenfalls für mich (siehe zB hier).
…wegen ihrer Farbe. Wegen ihrer zarten Zerbrechlichkeit und Flüchtigkeit. Weil sie auf Ruinen besonders gut gedeihen. Wegen des Gedichts, das McCrae im 1. Weltkrieg unter dem Eindruck der Schlachtfelder von Flandern schrieb (hier gesprochen von Leonard Cohen). Weil ihr Saft Vergessen bringt, woran uns Paul Celans „Mohn und Gedächtnis“ erinnert.
Nun will ich vergessen und einfach zuschauen, wie das Rot aus dem Grün hervorquellen will, um sich zu entfalten.
und will das Rot sich entfalten lassen, in all seiner Pracht.
Und will in diesen Ton des Mohns das zarte Glöckchenblau sich einschwingen lassen.
Liebe Gerda * angeregt durch deinen interessanten Text und die ausdruckstarken Fotos habe ich weiter nach der Bedeutung des Mohns gesucht * Vielleicht interessiert auch das:
„Weltweit gibt es zwischen 50 und 120 Mohnarten. Die gerade aufsteigenden Stängel der Mohnblume sind meist borstig behaart und enden in eiförmigen bis kugeligen Blütenknospen. Öffnen sich die Blüten des wilden Klatschmohn, wie die Mohnblume auch genannt wird, ab Ende Mai, dann läuten sie den Beginn des Frühsommers ein.
Die Bedeutung der Mohnblume und der Farbe Rot
Jetzt fasziniert die Mohnblume mit einer ganz ungewöhnlichen Kombination von kräftigstem Rot und zartester Gestalt. Gemeinsam mit der Natur steuert die Mohnblume auf den Höhepunkt zu, die Farbe Rot steht für Energie und Aktion, sie regt die Stoffwechselvorgänge bei Natur und Mensch an und mobilisiert dessen vegetatives Nervensystem.
Auf emotionaler Ebene wirkt die Mohnblume durch die reizvolle Kombination von Kraft und Zartheit belebend. Deshalb wurde der Mohnblume von jeher große seelische Kraft zugesprochen. Im einen Augenblick mag die Mohnblume Bilder von verführerischen Freuden, sinnlicher Liebe und leidenschaftlichen Gefühlen hervorrufen. Kurz darauf aber erinnert sie an die stets präsente Vergänglichkeit, denn heute erst blüht die Mohnblume grazil und leidenschaftlich und morgen schon wirft sie ihre Blütenblätter ab.
So steht die Mohnblume sowohl für die leidenschaftliche Liebe als auch für das Liebesleid, sowohl für die Fruchtbarkeit als auch für das Vergehen, sowohl für das pralle Leben als auch für den Tod. Solche innere Bewegungen unterstützt die Komposition der Kraftblüten im Wandbild mit dem «Mohnblumen-Paar in Rot» durch den Kontrast der Farbe Rot mit dem Tiefschwarz der Mohnblumen-Samen.“
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Danke, Ingrid. Kannst du bitte noch die Quelle angeben?
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Wie mir das zärtliche Maienlicht gefällt…
und erst die wunderbaren Blumen. Ich will nur noch Mai, Frühling, Frieden…
Gruß von Sonja
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Ach ja. Seufzer von Gerda
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und das allerzarteste Glöckchenblau sollte immer nur Frieden bringen, liebe Gerda.
Wenn die Knospe sich seitlich zu öffnen beginnt und durch das Grüne endlich das Rote dringt – dann zerfließe ich vor einer Ästhetik, wie sie nur die Natur hervorbringt.
Ein tolles Foto mit sehr feinen Zeilen!
Wie schön, Dein Link zu wortbehagen.
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Danke von Herzen, Bruni!
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undn ich danke Dir, liebe Gerda!
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[Mein Kommentar von eben scheint durch einen Fehler meinerseits im digitalen Vergessen verschwunden zu sein. Ich versuche es noch einmal, unter dem Risiko eines Doppelposts:]
Ich muss an Sting denken: „Children’s crusade“. „Poppies for young men, death’s bitter trade – all for a children’s crusade.“
Und an das herzzerreißende Lied „Flowers“ von den Nits, über die untröstlichen Hinterbliebenen der Gefallenen. Hier das Video, mit viel Mohn: https://www.youtube.com/watch?v=WR7oNWWDndo
Auf der CD folgt unmittelbar darauf eine zarte Paraphrase auf „In Flander’s Fields“.
Krieg ist furchtbar. Ich wünsche den Ukrainern Frieden – keine Waffen.
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Danke für deine musikalischen Assoiationen! Ja, Krieg ist furchtbar, leider aber einfach zu beschließen – Frieden zu schaffen und zu bewahren ist weit schwieriger ! Dein erster Kommentar war „anonym“ und wartete daher auf Freischaltung,
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Wunderschön, wie das blaue Glöckchen den Frieden einläutet neben dem roten Mohn. Rot ist das Blut der Lebenden. Mit dem Eintritt des Todes verschwindet die rote Farbe.
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Ich sollte es anders sagen: Die rote Farbe des Blutes ist die Verbindung zwischen dem Geist, der Seele, mit dem Körper.
Ich bin aber sehr berührt von Deiner Art, die Dinge zu empfinden und zu beschreiben. Die Zartheit der Sprache ist so etwas Besonderes und spricht ja zur Seele, zum Geist.
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