Wir haben uns dieses Jahr nicht aufgemacht, in einer Kirche die österliche Liturgie mitzuerleben. Stattdessen sahen wir einige der Umzüge im Fernsehen an. Besonders eindrucksvoll ist das „Heraustragen des Sargs“ in der Karfreitagsnacht, das je nach Region unterschiedlich ausgestaltet wird. Einige kenne ich aus eigenem Erleben, so auch den eindrucksvollen „offiziellen“ Umzug in Athen, der unter Beteiligung der politischen Parteiführungen und wichtigsten Würdenträger stattfindet. Er bewegt sich unter den Klängen eines militärischen Blasorchesters, geleitet von den höchsten Geistlichen in Prachtgewändern und gefolgt von vielen Menschen mit brennenden gelben Kerzen, von der Mitropolis-Kirche zum Verfassungsplatz. In diesem Jahr gipfelte er in einer Ansprache des obersten Kirchenführers, der die Brudervölker Ukraine und Russland aufrief, Frieden zu schließen. Denn beide sind ja vorwiegend orthodox und feiern jetzt ihr Osterfest.
„Offizielles“ Karfreitag im 2. Programm des staatlichen Fernsehens (meine Fotos)
- die Mitropolis-Kirche
- Psalten (die Sänger der Liturgie)
- Priester
- Hinaustragen des Katafalks
- der blumengeschmückte Katafalk
- Vorweg wird ein Kreuz getragen
- Mitglieder des millitärischen Blasorchester
- der Sarg
- Verfassungsplatz mit Rednertribüne
Gleichzeitig mit diesem offiziellen finden in Athen zahreiche andere Umzüge statt. In einem Jahr, als ich Ostern in Athen verbrachte, sah ich fünf sehr verschiedene allein in der Innenstatt und war tief beeindruckt. Berühmt sind die Umzüge auf manchen Inseln, so der besonders prächtige von Korfu (auch dort war ich einmal dabei). Schön und bewegend sind die Umzüge in Bergdörfern und Klöstern. Aber auch die vielen verschiedenen Umzüge der Kirchen kleinerer Städte gefallen mir sehr. Hier eine Erinnerung an Karfreitag in Kalamata:
Ostern ist weniger innig. Vor den Kirchen warten schon die bösen Buben, um die frommen Kirchengänger mit ihren Knallkörpern zu erschrecken. Die Symbolik aber ist wunderschön: aus der Grabeskirche von Jerusalem wird eine lebendige Flamme geholt. Diese Flamme wird dann im ganzen Land weitergereicht. Auf dem Höhepunkt der Liturgie gehen alle Lichter aus, es gibt nur noch die eine Kerze mit dem Licht aus Jerusalem. Die reichen dann die Gläubigen von Kerze zu Kerze weiter, umarmen sich und rufen: Christos anesti (Christus ist auferstanden), und du antwortest: alithinos anesti, er ist wahrhaftig auferstanden. Und ich denke: 2000 Jahre tun das die Menschen schon. Durch all die Jahrhunderte, durch Besatzungen, Kriege, Fremdherrschaft wurde es durchgetragen bis heute. Hier, in Griechenland, ist ja der Keim des Christentums zuerst aufgegangen. Und auch wenn vieles nur noch Gewohnheit und Brauchtum und leere Floskel ist: was wäre, wenn dies alles nicht mehr geschähe und die Menschen es ganz vergäßen?
Warum bin ich nicht zu einer der Kirchen gefahren, um das noch einmal mitzuerleben? Mein Mann hatte keine Lust, er hört die Liturgie lieber von guten Psalten im Fernsehen als von schlechten lokalen Sängern. Ich kann das durchaus nachfühlen, denn alles wird ja gesungen, und es ist quälend, wenn unmusikalische Priester diese alten Texte falsch tönend heruntersingen.
Dennoch wünsche ich mir fürs nächste Jahr, noch einmal physisch dabei zu sein. Am TV – das ist nichts für mich.
Karfreitags-Liturgie: „Das Leben im Grab“.
War ich etwa vor einer Woche zu schnell? 😉 Dann wünsche ich euch eben jetzt ein schönes Osterfest! :-)) LG Michael
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Lieben Dank, Michael!
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Es ist ja schön, dass man so vieles jetzt auch im Internet oder im Fernsehen verfolgen kann. Physisch dabei zu sein, ist dann aber doch wieder anders. Es spricht mehr Sinne an. Liebe Grüße nach Griechenland.
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Wahr. TV ist nichts für mich.
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Dieser Umzug in Kalamata ist wunderschön.
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Ja.
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😊
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Also Dir und Euch heute ein frohes Auferstehungsfest Christi.
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Danke, Gisela!
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Frohe Ostertage ❣️
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Danke von Herzen, Ele!
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Da du das Privileg hast an zwei Osterfesten teilzunehmen, wünsche ich dir ein weiteres Mal frohe Ostern. Ich sah gerade im Fernsehen Teile der orthodoxen Feier in einer Kirche, die für die ukrainischen Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wurden. Ich war überrascht, welche Bedeutung das Fest diese Menschen hat.
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Danke, Joachim. Nicht nur für diese Menschen,vermutlich. Auch hier in Griechenland und in Russland, Serbien, Bulgarien, Armenien… wird dieses Fest mit großer Beteiligung und Innigkeit gefeiert. Ostern (Auferstehung) ist in der Ostkirche das Fest der Feste, weit wichtiger als Weihnachten. Ich hatte heute die Freude, doch noch an einer Liturgie teilnehmen zu können.
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Ich habe mit Freude gelesen, daß Du doch noch an einer Liturgie twilnehmen konntest, liebe Gerda! Traditionen sind wichtig und ich würde es fürchterlich finden, wenn sie alle wegfallen würden.
Leider gab es keine Waffenruhe in diesem verdammten Krieg …
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Ja, Traditionen sind wichtig. Weder bei der Olympiaden noch während der christlichen Feste schweigen heute die Waffen. Nicht einmal dann. Es ist zum Weinen.
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Es ist ein Affront gegen die Religionen und all das, was den Menschen ausmacht.
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