Dora zum DrittenVierten: Redestein

Dora findet meinen neuen Stein Klasse. „Es ist ein Redestein“, erkläre ich ihr. „Wer ihn in der Hand hält, darf reden. Die anderen müssen solange zuhören. Wenn der Steinehalter zuende geredet hat, gibt er den Stein weiter an jemanden, der nun reden will undsoweiter.“

Seither will sie den Stein überhaupt nicht mehr aus der Hand lassen. Und ich kann ihr nicht sagen, dass ich ihn auch mal haben möchte. Denn solange ich ihn nicht habe, muss ich schweigen. Schließlich kann ich die Regel nicht brechen, die ich eben gerade aufgestellt habe, um mehr Ordnung in unsere Unterhaltungen zu bringen.

Ich schaue mir also Doras Kunststücke schweigend an, bis…. ja, bis sie „Hilfe“ schreit. Der Stein ist zwar immer noch in ihrer Hand, aber sie liegt jetzt drunter und zappelt. „Nimm den verflixten Stein runter!“ schreit sie. Und das tue ich dann auch.

„So“, sage ich und grinse. „Nun rede ich, solange ich will, und du musst den Mund halten.“

Dann aber sage ich nichts mehr, sondern freue mich nur noch, diesen merkwürdig-schönen Stein in der Hand zu halten.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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4 Responses to Dora zum DrittenVierten: Redestein

  1. Ein „Redestein“ , welch tolle Idee!😊

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  2. Avatar von wildgans wildgans sagt:

    Vielleicht ist alles gesagt!?
    Gruß von Sonja

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  3. Steine lügen nicht…

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  4. *lach*, nun bist Du an der Reihe, liebe Gerda 🙂
    Ein toller Stein, den würde ich auch nicht mehr aus der Hand geben.

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