Dora zum SiebenunzwanzigstenDritten: Kunstfiguren

Dora sah mir neugierig zu, als ich an dem Bild zu Marens Kommentar bastelte. „Wer ist das?“ verlangte sie zu wissen und zeigte auf die Gravur mit Dr. Faustus und Mephisto.

Dr. Faustus zu erklären, fiel mir nicht weiter schwer. Schließlich sind wir Leute, die sich mit Büchern umgeben und ein Leben lang studieren, um am Ende resigniert festzustellen, dass „wir nichts wissen können“. Aber Mephisto? Erklär du mal einer jungen Zeitgenossin, wer oder was das ist. Ich versuchte es mit „Lügenbold“, „kalter Verstand“, „Verführer“, „Illusionist“, erhielt aber nur verständnislose Blicke zur Antwort. Als ich „Teufel“ sagte, lachte sie und meinte: „Der Putin?“ Nun guckte ich verständnislos. Wo hatte sie das nun wieder her?

Für die beiden menschlichen Schattengestalten interessierte sich Dora überhaupt nicht. Aber das rollernde bunte Wesen gefiel ihr sehr. Lustig, wie es auf der Kugel balancierte und mit ihr um die Wette rannte! Ein akrobatisches Meisterstück! befand sie und wollte es auch gleich ausprobieren. Das sei ein künstliches Menschlein, ein Humunculus – erklärte ich ihr. „Wie ich!“ schrie sie fröhlich. „Ja“, sagte ich, „wie du, aber …“ Dann verstummte ich.

Da saßen wir beide nun, stumm und etwas bedrückt. Aber Dora gewann schnell ihre gute Laune zurück. „Komm, ich helf dir, deinem Bild mehr Schwung zu geben. Erstens muss ICH drauf sein. Zweitens will ich die Kugel ausprobieren, die dein Hummunkulluss reitet. Drittens brauchen wir keine Schattenmenschen, sondern richtig bunte. Viertens hattest du doch so Vögel mit gelbblauen und gelbschwarzen Binden, die gegeneinander schießen. Such die mal raus, ich arrangiere derweil das Bild neu.“

Gesagt – getan. Aber ohne den Narren mit Willie.s Kind Elpis (Hoffnung) wollte ich das Bild nicht freigeben.  Dora zuckte nur die Achseln. „Wenn du meinst, dass das nötig ist…“

Die Original-Kohlezeichnung, die hier zur Bühne wurde, hatte ich übrigens „Aufbruch“ genannt:

 

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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2 Antworten zu Dora zum SiebenunzwanzigstenDritten: Kunstfiguren

  1. Gisela Benseler schreibt:

    Oh Gerda. Da entsteht ja wieder eine Bühne für Dein neues Drama. Denn daß es sehr heiter wird, kann ich mir nicht denken.

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  2. Gisela Benseler schreibt:

    Immerhin sorgt Dora mit ihrer Naivität und ihrem kindlichen Charme dafür, daß es „im Rahmen“ bleibt.

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