Dora zum SiebzehntenZweiten: Hoch oben!

Dora liebt es, wie ihr wohl schon bemerkt habt, die Welt von einem höheren Standpunkt aus zu betrachten.

Kaum kommen wir an einer Mauer vorbei, steht sie schon oben und verkündet, was man von da oben alles sehen kann, was mir als armseliger erdgebundener Fußgänger ganz verborgen bleibt.  Ich gönne ihr den Spaß und lasse sie gewähren…

… zumal wenn der Boden eine Trockenwiese ist, auf der ein Sternenmeer blüht. Es sind Asphodelen, höher und prächtiger als ich sie sonst gesehen habe, und vom Abendlicht durchglüht.

Aber das war nicht heute. Heute haben wir es mit einem anderen Höhenabenteuer zu tun. Unser Ziegeldach, das vom Boden aus in etwa 4-5 m beginnt und sich dann über dem Gebälk unseres Salons elegant verzweigt, gefällt auch einer Tierfamilie. Welche es ist, habe ich nicht herausfinden können. Ich tippe auf Wiesel oder Marder, aber auch ganz banale Ratten kommen in Frage.  Gelegentlich rieseln blaue Isolationskrümel in die Wohnstube, die ich dann auffege und drohend an die hohe Decke starre. Die da oben lassen sich von meinem Blick aber nicht erschrecken – sie sehen ihn nicht mal. Und zum Dranklopfen ist die Decke bei weitem zu hoch.

In diesen Tagen wurde es da oben immer lebendiger, das Kratzen und Scharren machte mir Angst, ich sah schon unsere Isolation in Fetzen. Also fragte ich unseren albanischen Freund Giorgos, der schon beim Bau des Hauses mitwirkte, um Rat. Er kam mit einer langen Leiter, stellte sie an der niedrigsten Stelle an die Wand und erklomm das Dach, fegte es von alten Piniennadeln sauber, begutachtete die Ziegeln. Später fuhren wir Zement-Materialien einkaufen, und nun hockt er seit Stunden auf dem Dach und macht Löcher und Lücken zu. Alle wird er so nicht erreichen können, das Dach ist zu steil.

Dora ist seither nicht vom Dach runter zu kriegen. Sie turnt über die Ziegel, balanciert auf dem Schornstein, beschreibt die Aussicht, fuhrwerkt mit dem Besen herum, benutzt auch ihre Latüchte als Besen, lobt sich für ihren Erfindungsreichtum und gibt Giorgos gute Ratschläge. Der ist zum Glück ein geduldiger freundlicher Mensch und lässt sich von Dora nicht aus der Ruhe bringen.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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14 Antworten zu Dora zum SiebzehntenZweiten: Hoch oben!

  1. Ulli schreibt:

    Die Löcher zu schließen ist bestimmt schlau, aber die Tiere sind ja schon drin, müsste man da nicht erst einmal ein Teil des Daches öffnen, um hinein zu schauen? Oder könnt ihr von Innen schauen? Sonst habt ihr bald wirklich ein Problem …
    Mein Mitgefühl.

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    • gkazakou schreibt:

      Nee, von unten kann man nicht reinschauen, und Abdecken würde das Problem nicht lösen. Ich bin sicher, dass ein paar Löcher bleiben, so dass die Tiere, wenn sie sich nicht eh schon wegen der Arbeiten verzogen haben, raus können. Wir warten jetzt mal ein bisschen ab, wie sich die Sache entwickelt. Dankke für dein Mitgefühl. 🙂

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  2. elsbeth schreibt:

    Liebe Gerda, bevor ihr zumauert … damit da oben dann niemand vielleicht eingemauert verendet, denn das gäbe ja neue Probleme, .. …habt ihr an so ein Gerät gedacht ?https://www.henri.de/haustechnik/schaedlingsabwehr/9582/tiervertreiber-fuer-marder-ratten-maeuse-schreck.html?gclid=CjwKCAiAgbiQBhAHEiwAuQ6BknvdkreZXHq0g33DpmGBoU
    Es vertreibt mit Ultraschallfrequenzen die Tiere, ist für Menschen unschädlich, weil unser Gehör anders gebaut ist. Hier in Berlin gibt es dasselbe Problem mit Mardern, Siebenschläfern, Mäusen. u.u.u..Ich höre von guten Erfahrungen damit.. und die Tiere haben die Chance sich zu verziehen….mal nur so als Idee…Grüße !!!

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  3. Gisela Benseler schreibt:

    Dora, verdoppelt, vervierfacht….Und immer oben und „obenauf“, auch im Anspornen und Selbermachen. Merkwürdig, wie Dir das mit einer „Kunstfigur“ gelingt, Gerda. (Ich hoffe, Dora ist jetzt nicht beleidigt?😕)

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    • gkazakou schreibt:

      Nein nein, Gisela, sie ist nicht beleidigt, im Gegenteil. Sie mag es, wenn man sie eine Kunstfigur nennt, sie bewundert ihre Vorgängerin und Namensvetterin, die Pandora, die der Hephaistos schmiedete. Hauptsache, man nennt sie nicht einen Kunstfehler.

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    • gkazakou schreibt:

      Jetzt hast du es doch geschafft, Dora auf die Zehen zu treten. liebe Gisela. „aus Gerda entsprungen“ . – pffft! Sie hält sich für genuin und bedeutend und nicht für das Machwerk irgendeiner Gerda, mit der sie „nett verbunden“ sei. Schon das Wörtchen „nett“ bringt sie auf die Palme. Und wenn sie auf der Palme ist – wie soll ich sie dann wieder runter holen, bitte sehr?

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  4. Bei dem schwarz/weiß Bild ist auch noch ein Tiger im Geäst, hat Dora da keine Angst? Oder ist es ihr Freund?

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  5. Mitzi Irsaj schreibt:

    Liebe Gerda, lass uns wissen wenn du und Dora herausgefunden habt, welche Gäste sich dort einquartiert haben. Die Geräusche kann ich dir gut nachempfinden. Auf unserer kleinen Hütte mitten im Wald haben wir mehrere Sippen an Siebenschläfer. Wir haben alles versucht ihnen andere Plätze schmackhaft zu machen. Da es sich um eine Hütte im Wald handelt, hatten die Tiere die älteren Rechte und mittlerweile haben sie alles aber auch alles zu ihrem Reich erklärt. Nachts im Bett hört man sie durch die Zwischenwände toben und du glaubst nicht, wie laut so kleine Tierchen sein können. Die sehr alten Küchen anrichten, haben sie hinten aufgefressen um leichter in den Wohnraum zu kommen. Wie gesagt, die Hütte in den Bergen, da sind wir nur zu Besuch drum sei es ihnen gestattet. Für dein Haus drücke ich dir die Daumen, dass die Besucher sich einen anderen Ort suchen und deine Isolierung bestehen bleibt. Liebe Grüße

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  6. Die Sternenwiese im Abendlicht ist wunderschön, aber das Bild mit dem Handwerker auf dem Dach bringt mich ein bissel ins Trudeln. Ich hätte da Angst, daß er runterfällt, aber vermutlich ist er erfahren und sehr sportlich.
    Was es wohl für Tierchen sein mögen, die über Euren Köpfen herumkratzen?

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