In dieser Jahreszeit ist wenig Blühendes auf den Feldern zu entdecken. Um so mehr erfreuen die Meerzwiebeln mit ihren weiß bestirnten Kerzen mein Auge. Sie wachsen aus dem dunklen trockenen Grund der Olivenhaine hervor, manchmal schlangengleich züngelnd und tänzelnd, übermannshoch. Geheimnisvolle Wesen sind es, giftig und wohltätig dem Menschen.
Ja, die Meerzwiebel ist giftig, aber gerade dadurch auch ein Heimittel. Pharmako heißt auf Griechisch Medizin, Pharmaki aber ist Gift. Παν μέτρον άριστο – auf das rechte Maß kommt es an. Zu wenig hilft nicht, zu viel bringt um. Außer den schon in antiken Zeiten üblichen Anwendungen – von Wundheilung über Wassersucht und Asthma bis Rattengift – kam im 18. Jahrhundert die Erkenntnis hinzu, dass die in der Zwiebel enthaltenen Substanzen ähnlich wie Digitalis des Fingerhuts als Herzmittel eingesetzt werden kann.
Die große Zwiebel überdauert schadlos den harten Sommer und treibt nun überall die hohen Blütenstände aus. Die blühen von unten nach oben: im unteren Abschnitt sind die weißen sechsblättrigen Blüten bereits vergangen, in der Mitte sind sie voll erblüht und im oberen Abschnitt knospen sie. Die bodenständigen Blätter kommen erst später zum Vorschein. Zum Jahreswechsel zieht man so eine Zwiebel am Schopf aus dem Boden und hängt sie über die Haustür. Das ist ein sicheres Hausmittel für ein fruchtbares glückliches Neues Jahr.
Der Blütenstand, der nie ganz aufgeblüht ist, so dass man an ihm beobachten kann, wie das Leben zwischen abgeblühter Vergangenheit und knopsender Zukunft im Hier und Jetzt erblüht, wird durch die große Überlebenskraft der Zwiebel zu einem freundlichen Gleichnis. Alles vergeht und alles ist aufgehoben in der Dauer.
Meereszwiebeln noch nie gehört. Sehr interessant!
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Wunderschön ist sie, die Meerzwiebel!
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Ja, Gisela. Danke!
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Schön und spannend zu lesen.
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Dein Zuspruch freut mich sehr, Jürgen!
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Sehr interessant, von dieser Pflanze hatte ich noch nicht gehört. Faszinierend, welche Symbolkraft!
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In Italien dürfte es sie auch geben, vielleicht fällt sie dir jetzt auf.
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Ich werde darauf achten.
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Diese schlanken Stängel vor der dunklen Olive – sehr berührend. 🧡
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Danke, Christiane. So empfand ich es auch.
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Ja, ja die Dosis macht das Gift. Sollte man immer im Auge behalten, in vielen Bereichen
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Genau. Das besagt auch der griechische Satz Pan metro aristo.
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So wie der goldene Mittelweg …. ja
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Eine Meerzwiebel kannte ich bisher nicht, liebe Gerda.
Dein letztes Bild ist unglaublich schön geworden.
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Danke, Buni, für dein Lob,das eigentlich nicht mich, sondern die Meerzwiebel betrifft. Ich habe sie übrigens auch schon früher manchmal gezeigt, weil sie auf deen Feldn, nach den heißen Sommern, als erstes wieder blüht. Nun sind auch die Zyklamen da, und heute zeigte sich auch die Lilie in meinem Garten, die ich im letzten Jahr durch all ihre Blühstadien begleitete. ..
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