Montags ist Fototermin: Am Gartentischchen sitzend sehe ich…

Bisweilen setze ich mich an das leicht verrostete runde metallene Tischchen, das gleich rechts neben den Eingangsstufen zu unserem Haus steht. Meine Augen folgen dem Wuchs des Aprikosenbaums vor mir, den Umrissen der Steinplatten zu meinen Füßen, dem Mäandern des Gartenschlauchs. Vor allem aber dem Licht und den Schatten auf der Tischplatte, auf der ein großer heller Stein ruht, den ich dort hinlegte, um die Mandeln, die ich kürzlich geschenkt bekam, darauf aufzuklopfen.

Auf die Tischplatte stelle ich, je nach Tageszeit, auch meinen Kaffeebecher oder mein Rotweinglas. Die treten dann in eine stille Kommunikation mit dem Stein ein.

Stein und Kaffeebecher unterhalten sich tiefsinnig und stumm….

Die Blätter des Aprikosenbaums flappen und flüstern leise vom kommenden Herbst …

und die eisernen Tischbeine bilden mit Fliesen und Schlauch das Orchester.

Am Abend kommt eine neue Melodie dazu: das tiefe Rot des Weins.

Ein Blatt des Aprikosenbaums, gelb schon und abgefallen, glätte ich zwischen meinen Fingern, da rollt es sich ein. Ich lege es ins Rot, das heller aufglüht.

Auch den Stein rücke ich ins Rot und bestaune das Lichtspiel von Glas – Stein – Blatt.

Würde nicht auch das Tagpfauenauge Freude an diesem Spiel haben? frage ich mich und hole den Zeichenblock….

..tauche auch die Fliege in das rote Feuer des Weins.

Und was habe ich hier in den Lichtkreis gezogen?

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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32 Antworten zu Montags ist Fototermin: Am Gartentischchen sitzend sehe ich…

  1. kormoranflug schreibt:

    Du hast einfach einen tollen Blick.

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  2. kopfundgestalt schreibt:

    Was es ist, kann ich nicht sagen.
    Die Insekten lieben ja offenbar Alkohol. 🙂

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  3. Karin schreibt:

    Du machst aus allem Kunst 🤗

    Gefällt 3 Personen

  4. kunstschaffende schreibt:

    Kunst ist doch immer ein Statement, egal wie sie dargestellt wird, oder? 🤔

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    • gkazakou schreibt:

      Ich weiß nicht, ob ich deine Frage jetzt richtig verstehe, Babsi. Meinst du: ich sage, etwas sei Kunst, und darum ist es Kunst?
      Für das, was ich meine, ein Beispiel. Ich nehme eine Tasse in die Hand, betrachte Hand und Tasse in der Bewegung, in ihrer Beziehung, Farbigkeit, ihre Beziehung zum Raum etc, nehme all das bewusst war, mache sozusagen innerlich einen Rahmen drum rum – dann habe ich ein Kunstwerk geschaffen. Ich kann es natürlich auch zeichnen, filmen odeerr fotografieren. im Roman oder Gedicht beschreiben, eine Performance machen, damit auch andere es als Kunst wahrnehmen. Aber nötig ist das nicht.
      Wenn ich eine Tasse achtlos in die Hand nehme, um draus zu trinken, ist es keine Kunst. Aber wenn ich dies „achtlose Trinken“ zum künstlerischen Thema mache, ist es wieder Kunst. Es kommt also auf das Bewusstsein an, ob etwas Kunst ist. Ohne künstlerisches Bewusstsein keine Kunst.
      Oft sagen wir: die Natur sei die größte Künstlerin, weil sie so wundervolle Werke hervorbringt, an die wir Menschen keineswegs heranreichen. Damit es aber Kunst genannt werden kann, muss man schaffende Geister annehmen oder auch einen schaffenden Geist, den wir „Mutter Natur“ oder „den Allerschaffer“ nennen. Sonst ist es Zufall oder das Ergebnis von Naturgesetzen

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      • kunstschaffende schreibt:

        Im Grunde ist Kunst doch relativ, da immer im Auge des Betrachters der Eindruck und die Wahrnehmung unterschiedlich sind.
        Was ich mit Statement meinte, ist der Ausdruck was ein Kunstwerk sagen will! Das kann bewusst oder unbewusst entstehen, manch mal erst im Nachhinein. Dann sieht man aufeinmal etwas, was so nicht gewollt war!
        Ich finde auch Kunst macht sichtbar, was im Verborgenen lag.
        Kunst ist auch philosophisch!
        Und trotzdem ist die Wahrnehmung für Kunst immer subjektiv! 🤔🤗
        Die Fliege und der Rotwein, da könnte man jetzt sehr viel rein interpretieren, also erzählt dieses Bild etwas, für mich ist das Kunst! 🤗🤔😉👌👍

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  5. felsenquell schreibt:

    Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Novalis

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  6. puzzleblume schreibt:

    Das Pfauenaugenspiel gefällt mir, vor allem mit dem Schluss-„Auge“.

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  7. Ule Rolff schreibt:

    Wunderbar weich fließende Linien hast du fotografiert, Gerda, die einander folgen und spiegeln, miteinander spielen und Flächen bilden, gefüllt mit sanften Farbtönen. Ich stelle mir deinen mußevollen Tag vor, voll der ruhigen Betrachtung der Schönheiten des Alltagslebens, bis dein Schauen sich wandelt in Schöpfung.

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  8. Ulli schreibt:

    Liebe Gerda, das sind ganz zauberhafte Studien! Schön dieses Licht- und Schattenspiel, egal ob nur Stein oder mehr. Eine tolle Idee ist auch die Fliege ins Rot zu tauchen – hach … seufze ich, hätte ich doch endlich einmal wieder Musse!
    Liebe Grüsse
    Ulli

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  9. Maren Wulf schreibt:

    Ganz wunderbar! Diesen Farbklängen könnte ich ewig lauschen…

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  10. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Wunderschön, wie Du Schritt für Schritt gehst, liebe Gerda, Deine Worte und Bilder geben uns Einblicke, die es nur bei Dir gibt und Du fragst am Ende:
    und was ziehe ich am Ende in meinen Lichtkreis und ich antworte Dir, weil ich es nicht besser verstehe, ein kleines Geheuerchen, mit Äuglein, so aufmerksam und klar, daß ich entdecke, wie hier bei Dir in der Nacht ein Wunder geschah

    Ich wünsche Dir eine feine südliche Nacht

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou schreibt:

      Danke, Bruni. Und weil du wohl die letzte hier bist, sag ich auch, was auf dem letzten Bild drauf ist: ich habe einen alten metallenen Aschenbecher, der da rumlag, umgedreht, er hat auf dem Boden eine runde Vertiefung, in der sich Licht und Dunkelheit sammeln, so dass es wie ein Auge aussieht. Ein anderes Pfauenauge, sozusagen.

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  11. Schön, diese roten Kaustiken!

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