Bisweilen setze ich mich an das leicht verrostete runde metallene Tischchen, das gleich rechts neben den Eingangsstufen zu unserem Haus steht. Meine Augen folgen dem Wuchs des Aprikosenbaums vor mir, den Umrissen der Steinplatten zu meinen Füßen, dem Mäandern des Gartenschlauchs. Vor allem aber dem Licht und den Schatten auf der Tischplatte, auf der ein großer heller Stein ruht, den ich dort hinlegte, um die Mandeln, die ich kürzlich geschenkt bekam, darauf aufzuklopfen.
Auf die Tischplatte stelle ich, je nach Tageszeit, auch meinen Kaffeebecher oder mein Rotweinglas. Die treten dann in eine stille Kommunikation mit dem Stein ein.
Stein und Kaffeebecher unterhalten sich tiefsinnig und stumm….
Die Blätter des Aprikosenbaums flappen und flüstern leise vom kommenden Herbst …
und die eisernen Tischbeine bilden mit Fliesen und Schlauch das Orchester.
Am Abend kommt eine neue Melodie dazu: das tiefe Rot des Weins.
Ein Blatt des Aprikosenbaums, gelb schon und abgefallen, glätte ich zwischen meinen Fingern, da rollt es sich ein. Ich lege es ins Rot, das heller aufglüht.
Auch den Stein rücke ich ins Rot und bestaune das Lichtspiel von Glas – Stein – Blatt.
Würde nicht auch das Tagpfauenauge Freude an diesem Spiel haben? frage ich mich und hole den Zeichenblock….
..tauche auch die Fliege in das rote Feuer des Weins.
Und was habe ich hier in den Lichtkreis gezogen?
Du hast einfach einen tollen Blick.
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danke, lieber Kormoran.
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Was es ist, kann ich nicht sagen.
Die Insekten lieben ja offenbar Alkohol. 🙂
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ja, so scheint es.Manchmal fallen sie auch ins Glas. 😉
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Du machst aus allem Kunst 🤗
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Danke, Karin. Mir scheint: Alles IST Kunst.
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Ja, wenn man es mit dem kunstsinnigen Blick betrachtet und das Leben zu gestalten, ist eine andere Art von Kunst.
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Kunst ist doch immer ein Statement, egal wie sie dargestellt wird, oder? 🤔
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Ich weiß nicht, ob ich deine Frage jetzt richtig verstehe, Babsi. Meinst du: ich sage, etwas sei Kunst, und darum ist es Kunst?
Für das, was ich meine, ein Beispiel. Ich nehme eine Tasse in die Hand, betrachte Hand und Tasse in der Bewegung, in ihrer Beziehung, Farbigkeit, ihre Beziehung zum Raum etc, nehme all das bewusst war, mache sozusagen innerlich einen Rahmen drum rum – dann habe ich ein Kunstwerk geschaffen. Ich kann es natürlich auch zeichnen, filmen odeerr fotografieren. im Roman oder Gedicht beschreiben, eine Performance machen, damit auch andere es als Kunst wahrnehmen. Aber nötig ist das nicht.
Wenn ich eine Tasse achtlos in die Hand nehme, um draus zu trinken, ist es keine Kunst. Aber wenn ich dies „achtlose Trinken“ zum künstlerischen Thema mache, ist es wieder Kunst. Es kommt also auf das Bewusstsein an, ob etwas Kunst ist. Ohne künstlerisches Bewusstsein keine Kunst.
Oft sagen wir: die Natur sei die größte Künstlerin, weil sie so wundervolle Werke hervorbringt, an die wir Menschen keineswegs heranreichen. Damit es aber Kunst genannt werden kann, muss man schaffende Geister annehmen oder auch einen schaffenden Geist, den wir „Mutter Natur“ oder „den Allerschaffer“ nennen. Sonst ist es Zufall oder das Ergebnis von Naturgesetzen
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Im Grunde ist Kunst doch relativ, da immer im Auge des Betrachters der Eindruck und die Wahrnehmung unterschiedlich sind.
Was ich mit Statement meinte, ist der Ausdruck was ein Kunstwerk sagen will! Das kann bewusst oder unbewusst entstehen, manch mal erst im Nachhinein. Dann sieht man aufeinmal etwas, was so nicht gewollt war!
Ich finde auch Kunst macht sichtbar, was im Verborgenen lag.
Kunst ist auch philosophisch!
Und trotzdem ist die Wahrnehmung für Kunst immer subjektiv! 🤔🤗
Die Fliege und der Rotwein, da könnte man jetzt sehr viel rein interpretieren, also erzählt dieses Bild etwas, für mich ist das Kunst! 🤗🤔😉👌👍
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Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Novalis
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Das klingt schön, Hella. Nun müsstest du nur noch uns Ahnungslosen erklären, was Novalis mit romantisieren meint…. 🙂
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Das Pfauenaugenspiel gefällt mir, vor allem mit dem Schluss-„Auge“.
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Ja, das Schlussauge. Aber was ist es?
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Ich dachte an eine Sicht durch den Fuss des Glases nach oben.
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hm. Stimmt nicht.
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Wunderbar weich fließende Linien hast du fotografiert, Gerda, die einander folgen und spiegeln, miteinander spielen und Flächen bilden, gefüllt mit sanften Farbtönen. Ich stelle mir deinen mußevollen Tag vor, voll der ruhigen Betrachtung der Schönheiten des Alltagslebens, bis dein Schauen sich wandelt in Schöpfung.
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Liebe Ule, schön stellst du dir meinen mußevollen Tag vor! 🙂
„Schauen wandelt sich in Schöpfung“, das klingt wunderbar. Schauen ist ja eigentlich schon Schöpfung, oder? Ich schrieb dazu etwas zu Babsis Frage weiter oben.
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Ja, insofern das Schauen schon eine besondere, auf Strukturierung gerichtete Form des Bewusstseins ist.
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genau!
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Liebe Gerda, das sind ganz zauberhafte Studien! Schön dieses Licht- und Schattenspiel, egal ob nur Stein oder mehr. Eine tolle Idee ist auch die Fliege ins Rot zu tauchen – hach … seufze ich, hätte ich doch endlich einmal wieder Musse!
Liebe Grüsse
Ulli
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Ich las bei dir, dass du zwei Tage Vorstandssitzungen hattest. Puh, ich kenne das. es ist zermürbend. Man braucht viel gute Energie und kommt nur winzige Schrittchen voran.
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Wir sind ganz gut vorangekommen, nur hört es nicht auf, es steht so unglaublich viel gerade an und ich könnte mich vierteilen. Dazu kommt die Tochterfamiliensituation und mein sterbender Bruder und … nicht einfach gerade-
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Bei so vielen Anforderungen gleichzeitig, liebe Ulli, hat man oft ungeahnte Kräfte. aber hinterher kommt dann das große Ausruhbedürfnis. Pass auf dich auf und vergiss das Durchatmen nicht! 🙂
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du hast eine Mail!
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Ganz wunderbar! Diesen Farbklängen könnte ich ewig lauschen…
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danke, Maren, ich freue mich sehr!
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Wunderschön, wie Du Schritt für Schritt gehst, liebe Gerda, Deine Worte und Bilder geben uns Einblicke, die es nur bei Dir gibt und Du fragst am Ende:
und was ziehe ich am Ende in meinen Lichtkreis und ich antworte Dir, weil ich es nicht besser verstehe, ein kleines Geheuerchen, mit Äuglein, so aufmerksam und klar, daß ich entdecke, wie hier bei Dir in der Nacht ein Wunder geschah
Ich wünsche Dir eine feine südliche Nacht
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Danke, Bruni. Und weil du wohl die letzte hier bist, sag ich auch, was auf dem letzten Bild drauf ist: ich habe einen alten metallenen Aschenbecher, der da rumlag, umgedreht, er hat auf dem Boden eine runde Vertiefung, in der sich Licht und Dunkelheit sammeln, so dass es wie ein Auge aussieht. Ein anderes Pfauenauge, sozusagen.
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Es war eine tolle Idee, liebe Gerda! Das Ergebnis war sehr geheimnisvoll
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Schön, diese roten Kaustiken!
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🙂
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