Die gestern im leichten Licht-Schatten einer Olive fotografierten Zeichnungen habe ich bearbeitet. Ich gehe dabei vor wie andere, die sich an ein Klavier setzen und die einzelnen Tasten anschlagen, um sich mit dem Klang vertraut zu machen.
Beim Verstärken und Verschieben der Farben entdecke ich, dass das Hintergrundsgesicht bei Blau-Rot-Tönen stärker hervortritt, bei Gelb-Grün aber fast ausgelöscht wird. Das hatte ich nicht erwartet, denn normalerweise weicht Blau in den Hintergrund zurück, Gelb aber drängt nach Vorne. Du kennst das in der Natur: die Berge „blauen“, das Gelb der Blüten springt dir ins Auge.
Bei den weiteren Versuchen hatte ich die Wahl, entweder das Doppelgesicht zu verstärken und zu dramatisieren oder das durchscheinende Gesicht zur mitlaufenden Hintergrunderscheinung abzuschwächen oder fast ganz verschwinden zu lassen.
Im folgenden Beispiel lasse ich einmal nur die vordere Skizze gelten, dann beide in dramatischem Lichtspiel und schließlich übergebe ich der hinteren die Leitfunktion, indem ich die vordere in ein helles Drahtgeflecht verwandle. Durch Verschieben der Farbskala (Modulieren) variiere ich den seelischen Ausdruck und den ästhetischen Eindruck weiter. Das also sind die Grundtöne und Doppelanschläge meiner Klaviatur.
Jetzt kann ich spielen und die Grundmelodie eines Gesichts variieren. Ich schlage weiße und schwarze Tasten an, spiele die Tonleiter vorwärts und rückwärts, füge zu Durklängen Moll, Missklänge löse ich zu vorläufigen Harmonien auf…. Hier alle Wandlungsformen eines Gesichts, wie ich sie abgespeichert habe.
Selbstverständlich erfordert jedes Gesicht seine eigene Melodie, seine eigene Harmonik. Wenn es, wie im folgenden Beispiel, sehr verzerrt ist, drängt es mich, es zu harmonisieren. Hier suchte ich Heilung durch das Hintergrundsbild, das wie ein „Höheres Selbst“ das entstellte Vordergrundsbild durchleuchtet oder sich diesem als heiles Imago zugesellt.





















Sehr spannend, liebe Gerda!
Trotz aller Variationen: das linke Bild in der ersten Reihe gefällt mir persönlich immer noch am besten.
Gruß Werner
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Danke, Werner. ich finde es auch gut.
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Liebe Gerda, ich folge deinem Block sehr gerne
und freue mich über deine Kunst und einiges mehr, das du
mir an Anregungen gibst.
Gerade bin ich wieder im Urlaub in Griechenland auf Peloponnes
und freue mich über die vielen Blüten und die Natur!
Ich habe hier ein Gemüse entdeckt, das ich gerne
zubereiten möchte, es heißt auf grch. οβριες
und sieht aus wie die Blütenstände einer Pflanze.
Kannst du mir einen Tipp geben?
Herzliche Grüße
Beate
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Liebe Beate, Hallo und herzlich willkommen. Ich kenn mich mit den Pflanzen auch nicht so gut aus, habe daher eben nachgelesen. οβριες heißen auf Französisch „Das Kraut der geschlagenen Frauen“ (!), weil seine Wurzeln gut gegen blaue Flecken seien. Ansonsten wird es seit dem Altertum verzehrt und auch als Heilmittel genutzt. Man soll die hellgrünen bis bräunlichen Blättchen sammeln, die aussehen wie „σπαραγγι“ – eine Art wilder Spargel, den sie hier überall sammeln und der sehr lecker ist. Auf Kreta ist es eine beliebte Spezialität gekocht und mit Öl und Essig oder Zitrone serviert als Salat oder im Omelette. Da das Kraut sehr bitter ist, werfen viele das erste Kochwasser weg. Roh solll man es nicht verzehren, da ist es giftig.
Wo auf der Peloponnes bist du denn?
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Danke für deine Hilfe!
Ich habe zum Glück momentan keine blauen Flecken, 😉
Werde mal ausprobieren, wie es gedünstet
schmeckt und dann berichten.
Ich mache in der Nähe von Ζαχάρω Urlaub.
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Herrliche Strände! Zaharo selbst ist natürlich ein elendes Kaff und wegen seines Bürgermeisters sogar zu einer Lachnummer geworden. Aber die Kiefernwälder (soweit noch vorhanden) und die Sandstrände sind einmalig. wünsche dir schöneTage und einangenehmes mahl. Vielleicht doch erst ankochen, Wasser wegschmeißen, dann dünsten?
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also, du bist es nicht, trotz aller ´Versuche, oder hab ich dein Vorhaben falsch verstanden, ich hoffe, du hattest einen guten Start in die neue Woche?
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Natürlich bin ichs nicht, lieber Klaus. Darum ging es mir auch nicht…..
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Das hast du sehr schön beschrieben und die Ergebnisse sind auch beeindruckend! 🎹🎨
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Herzlichen Dank dir!
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Du musst ja in einem wahren Komponierrausch gewesen sein bei diesem Sinfoniekonzert, das dabei entstanden ist. Ich könnte mich nicht entscheiden, wenn ich sagen müsste, welches Bild mir am besten gefällt. Die mit den sehr starken Farben? Oder gerade die eher monochromen? In jedem Fall ist das Wechselspiel der beiden Gesichter fesselnd: wie sie sich mischen, einander Konkurrenz machen oder sich gegenseitig unterstützen, einander verdrängen – ganz wie es unsere verschiedenen Ichs auch tun.
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danke, Ule! Du verstehst so gut, was ich ausdrücken möchte!
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🙂
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Ule hat es gesagt, ich könnte es nicht besser formulieren!
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Wundervoll drückst Du aus, um was es Dir geht und wieso Du experimentierst, liebe Gerda,
und ich klicke mich gespannt durch alle Deine Variationen und finde mein Bild für mich von Dir *lächel*
Es ist das Grün/Gelbe in der ersten Reihe. Da blickt mich Dein hellwaches Auge an, klug und aufmerksam, so wie ich Dich sehe
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ein feines Kompliment, liebe Bruni, und auch ein Selbstkompliment: die Hellgrüne ist ja von angenehmer Klarheit. kein bisschen bissig, auch nicht doppelsinnig und hinterlistig, sondern schmunzelnd und freundlich verstehend schaut sie in die Welt. Und da jedes Urteil eine Projektion des Urteilenden ist, hast du dich zugleich selbst beschrieben. 😉
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Es stimmt nur insofern, liebe Gerda, daß ich das Vorherrschende mochte in diesem einen.
Eines, das an Bissiges hätte erinnern können, hätte ich tatsächlich für mich nicht ausgesucht. (War da eines? *g* ) Doppelsinniges ist wundervoll, liegt es doch auch in der Klugheit, in der Aufmerksamkeit und hinterlistig im negativen Sinne bist Du ganz bestimmt nicht. Ich dagegen bin sehr oft unnötig kritisch und honoriere nicht genug, was andere leisten… Schmunzelnd und freundlich verstehend bin ich viel zu oft nicht…
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Viel Forschergeist in deinen Erkundigungen 🙂
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🙂
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