Das Kleine und das Große (Kunst am Sonntag)

Immer mal wieder lese ich, dass wir Menschen angesichts des großen Universums doch nur Winzlinge seien, viel kleiner als ne Laus. Und dann sehe ich Macro-Aufnahmen von Läusen, die mir offenbaren, dass diese Viecher ja ganz gewaltige Ausmaße annehmen können und überhaupt höchst komplex gestaltet sind.

Das bringt mich zur Frage: ist die Laus vielleicht gar nicht klein? Und der Mensch?

Nun, wie auch immer.

Jedenfalls machte ich mich auf die Suche. Ich nahm ein Blatt Papier, legte es an eine gemauerte Wand und rieb mit dem Bleistift, um eine „Frottage“ zu machen. Was würde mir dieser Abdruck über das Leben offenbaren?

Einige gewaltig hohe Baumstämme entdeckte ich sofort – war ja auch nicht weiter schwer. Aber dann bemerkte ich ein Gewimmel am Grund, dort wo das alte Laub liegt. Ich zoomte mich vorsichtig heran. Zuerst sah ich nur ein farbiges Geflimmer.

Dann wurden feine Umrisslinien sichtbar.

Immer schärfer fokussierte ich:

Endlich, nachdem ich das störende Geflimmer herausgefiltert hatte, sah ich klar, was sich da am Boden tat:

Sieh selbst und sag mir, ob du das an einer Zimmerwand zu sehen erwartest hättest! Eine Wichtel-Kommune! Die Welt ist doch voller Rätsel und Wunder!

Und nicht genug damit, ich hörte auch ein Wispern, das sich immer mehr steigerte, je schärfer ich mein Hörgerät einstellte. „Immer diese Kinder! Nichts als Unsinn im Kopf“ kreischte eine Frauenstimme.  Eine andere aus dem Off klang ruhig: „Nun lass sie doch, es sind ja Kinder!“

Eben, beim Nachtbummel, habe ich sie auch am Himmel gesehen – als Sternbilder. Und wunderte mich. Sooo groß sind sie, diese kleine Zwerge?

Größe ist doch eine ziemlich relative Angelegenheit, scheint mir.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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25 Antworten zu Das Kleine und das Große (Kunst am Sonntag)

  1. mynewperspective schreibt:

    Dies ist eine wunderbare Geschichte, um ein Wochenende kreativ zu beenden. Ich nehme sie als Gute Nacht Geschichte und ziehe meinen Hut vor Deiner Kreativität, Idee, Umsetzung und Tiefgründigkeit.

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  2. versspielerin schreibt:

    ganz zauberhaft! unsere welt ist voller (großer und kleiner) wunder, man muss nur genau hinsehen! 🙂

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  3. Madame Filigran schreibt:

    Seltsam, heute hatte ich ganz ähnliche Gedanken. Liebe Grüße.

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  4. Gar zu entzückend diese Wichtelfamilie 😉 Wer weiß schon, wen wir so alles bei uns beherbergen. Ich meine allerdings, unsere Katze ist im Bilde..

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  5. wechselweib schreibt:

    Wichtel, Wurzelmännchen… Es ist eine zauberhafte Welt!🦄
    (Wir haben ja auch Hauswichtel, die leider unsere Sachen verstecken…)

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  6. Ulli schreibt:

    Eine Freude sind deine Bilder!
    liebe Grüße
    Ulli

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  7. derdilettant schreibt:

    Herrlicher Beitrag! Ich stellte mir immer vor, dass die Größenebene der Atome in sich wieder ganze Universen birgt, und am anderen Ende der (unendlichen) Skala unser Universum wiederum nur ein Atom eines Lebewesens innerhalb einer noch viel größeren Welt ist. Und so weiter und so fort. Die Relativität von Größe ist ein wirklich faszinierender Gedanke, den du schön in Bilder gefasst hast. Danke!

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  8. PPawlo schreibt:

    Ein gelungenes Experiment und dein Fazit überzeugt mich! 🙂 Herzlich, Petra

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  9. Peter Klopp schreibt:

    Der Mikrokosmos ist genau so unerschöpflich und geheimnisvoll wir das Universum.

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  10. www.wortbehagen.de.index.php schreibt:

    Wunder voll, liebe Gerda! Eine Fottage
    ich kannte bis eben nicht mal das Wort, geschweige denn seine Bedeutung, aber nun hab ich mal in meinem Lexikon geblättert, dem digitalen, und es mußte nicht mal kurz nachdenken 🙂 🙂 , es wußte sofort, was Sache ist, das kluge.
    Was Du da entdeckt hast, ist einfach grandios und was dann die Bearbeitung noch herausfand, das konnte ich kaum glauben. Hast Du wirklich nicht mit Deinem schönen blauen Kugelschreiber nachgeholfen? *verschmitzt guck*
    Die Baumstämme mit ihren borkigen Rinden und Schrunden, die sah ich ja gleich, aber weiter reichte meine Fantasie einfach nicht aus..
    Ich sah jetzt Menschen und keine Tiere (oder ahne ich da den Schnurrbart einer Katze?) und unter den Bäumen die Pilze, die im gefallenen Laub stehen, stolz gereckt und sich ihrer Wichtigkeit bewußt.
    Du hast das Leben in einer Zimmerwand entdeckt, liebe Gerda. Ein ganz wunder voller Beitrag

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  11. schreibenwaermt schreibt:

    Meine Rede. Man muss halt einfach mal genau hinschauen. Sehr schön.

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