Ich hatte vorgestern das Vergnügen, stille Beobachterin bei einem Foto-Shooting zu sein. Unterhalb des Platzes, wo ich meinem Hund die quirligen Kinder der Wirtsleute vom Leibe hielt und der untergehenden Sonne zuprostete, erschien ein weißes Auto, dem geschäftig eine Menschengruppe entstieg: Hochzeiter und ihre drei Fotografen.
Die Braut wirkte recht energisch und bestimmend, gab Anweisungen, wusste, was zu geschehen hatte, während der Bräutigam ihr brav beim Raffen des Kleides half und sie stützte, wenn sie mit ihren feinen High Heels im schottrigen Kies des Strandes steckenblieb. Wegen des professionellen Gehabes der Frau dachte ich schon, die machen nur Fotos für ein Modejournal. Aber nein, der Bräutigam war echt, legte seine Hände weit williger um den schlanken Leib seiner Künftigen, als es die pure Professionalität verlangt hätte. So schien es mir.
Das Endprodukt – das Hochzeitsfoto eines Paares, das versonnen in den Sonnenuntergang blickt – darf natürlich nichts von der vorangegangenen Mühsal und Anspannung, sogar Gereiztheit der Braut verraten. Dieser Teil der Wirklichkeit ist auszublenden. Übrig bleiben soll nur ein Bild, das im silbernen Rahmen auf das blank polierte Buffet platziert wird, damit es einst den Enkelkindern vorgewiesen werden kann: Oma und Opa, damals, im Sommer 2018, als wir heirateten. Mögen sie glücklich sein! Mögen sie sich vieler Kinder und Enkelkinder erfreuen!

Naja…
Ich weiß dazu eine Anekdote.
War in einem südlichen Land, in dem ein Zusammenkommen mit Braut und Bräutigam in einem Restaurant stattfand, wo ich auch war.
Jeder lobte die Schönheit der Braut und beglückwünschte den Bräutigam, soviel verstand ich.
Sicher war sie nicht unhübsch, das nicht, aber der Bräutigam war gemessen daran hübscher!
Ich erlaubte es einem weibl. Gast gegenüber, der deutsch sprach, anzumerken:
„Wieso feiert ihr nicht die Schönheit des Manns und beglückwünscht die Frau?“
Sie verstand das sehr wohl. Es war kein Fauxpas meinerseits.
Vielleicht sieht man das in 50 Jahren etwas ausgeglichener.
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Bei Frauen ist Schönheit eben immer noch conditio sine qua non (Bedingung, ohne die gar nix geht), außer sie bringt Geld oder einen einflussreichen Vater mit oder Mama sucht eine dienstfertige tugendhafte Schwiegertochter für Sohnemann, oder Mann interessiert sich für Männer und braucht ne gesellschaftliche Deckung oder, selten genug, der Mann pfeift auf äußere Dchönheitsattribute. Ich kenn auch eine Anekdote, betrifft die Organistenstelle an der Marienkirche von Lübeck. Die hatte Buxtehude inne. Als Nachfolge-Anwärter kamen Händel und JSBach vorbei, doch leider hätten sie auch die schon etwas ältliche Tochter Buxtehudes heiraten müssen (die Stelle war erblich). Sie verzichteten und die große Musik verschwand aus Holstein. Bach reizte zwar der Braten, aber den Knochen fand er zu groß. Frauen müssen schön sein, sonst geht gar nix.;)
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Da gibt es so schöne jüdische Witze , gesprochen von Fritz Muliar, wo ein Heiratsvermittler einem Suchenden so nach und nach die (immer zahlreicher werdenden) Mängel der Braut offenbart. Als der Mann aufbegehrt, sagt der Heiratsvermittler: „Ja, mein Herr, soll sie denn keine Fehler haben????“.
Abropos Schönheit: Vor vielen Jahren eine Doku gesehen, in der eine Frau ohne Beine es schaffte, eine Familie zu bekommen.
Welche Energie, ein Leben leben zu können wie all die anderen!
Das ist irgndwie lehrbuchhaft.
Nach dem Krieg waren manche Frauen in großer Not. Altersgemässe Männer waren nicht da, also mussten sie sich jüngere Männer angeln.
Ein weites Thema, liebe Gerda.
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*lach*, na sowas
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Locker und versonnen, genau so blicken sie aufs weite Meer hinaus!
Ach, bei dir, da kann man was erleben!
Schön, deine guten Wünsche für die beiden!
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Herzlichen Dank, Sonia. Ich hab auch ne Portraitaufnahme mit Zoom gemacht, da strahlt echte Freude aus dem Gesicht des Mannes, während die Frau eher verhalten wirkt. wegen der Personenrechte zeige ich lieber nur diese hier, dienliche so nah rangehen.
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Herzlichen Dank, Sonia. Ich hab auch ne Portraitaufnahme mit Zoom gemacht, da strahlt echte Freude aus dem Gesicht des Mannes, während die Frau eher verhalten wirkt. wegen der Personenrechte zeige ich lieber nur diese hier, die nich so nah rangehen.
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Das letzte Foto ist wundervoll. 🙂 LG Alexander
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🙂 ich habe die beiden in der Pose auch rangezoomt, es ist sehr schön, aber ich traue mich nicht, es hier zu veröffentlichen. Datenschutz..
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Ja, da muss man heutzutage echt aufpassen denn schnell winken die Abmahnanwälte.
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Wow! Was für ein schöner Ort für ein Hochzeitsfoto!
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Danke, Katrin
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Besonders das letzte Foto bietet Stoff für ersonne Geschichten.
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Das letzte ist sozusagen das bereinigte Bild. Das symbolische Bild für das ganze vor den beiden liegende Leben
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Die Fotos sind wunderschön, ihr Gesichtsausdruck ist aber irgendwo besonders. Nachdenklich, ernst, stolz.
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Herrliche Fotos hast DU gemacht, liebe Gerda, herrlich ironisch! Dein Text unterstreichts.
Aber ja, mögen sie glücklich werden 🙂
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Ach weißt du, Ulli, in dem Fall fällt es mir leicht, die Welt zu nehmen wie sie ist. Ich meinte die guten Wünsche durchaus unironisch. Mögen sich noch die Enkelkinder am Hochzeitsbild der Großeltern freuen!
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Okay, dann wollte wohl ich das so sehen…
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…zu Deinem Text passt am besten das dritte Foto, wo sie ihn so ganz verdeckt, selber aber nicht zu sehen ist, also von vorn….aus jeder Konstellatiion kann sich eine gute und dauerhafte Ehe entwickeln, meine Großeltern hatten eine solche über 60 Jahre…mögen die beiden glücklich werden!
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Danke teggytiggs, ich stimme dir zu, Glück ist nicht die Funktion einer bestimmten Konstellation, sondern immer möglich (und leider oft auch unmöglich). Ich freu mich von dir zu hören, fragte mich schon, was mit dir ist. Liebe Grüße!
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…liebe Gerda, ich komme zurück wenn es herbstelt…alles ist gut…liebe Grüße zu Dir!
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Solange die Perfektion der Hochzeit/-sfotos nicht wichtiger werden, als die Harmonie in der beginnenden Ehe, gibt es sicherlich nichts zu befürchten. Noch schöner als die Fotos empfinde ich Deine kleine Geschichte dazu. Wirklich sehr gelungen.
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danke, Serap!
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Der stille Beobachter sieht oft mehr als alle anderen, die dabei sind *schmunzel*
Meine Tochter heiratet Anfang September und es gibt keinen Berufsfotografen, nur mich…
Ich bibbere jetzt schon, daß ich es einigermaßen gut hinbekomme.
Es werden auch keine gestellten Aufnahmen sein. Posen mag ich partout nicht.
Da hätte ich mich geweigert, das Fotografieren zu übernehmen
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Manchma sind Posen doch auch angemessen, Bruni! Beim Hochzeiten handelt es sich ja schon mal um eine „Pose“ im großen Maßstab. Muss man heutzutage ja nicht mehr, um zusammenzuleben, tut man aber doch, weils so schön ist. Am liebsten mit weißem Brautkleid und allem Klimbim. (Wir haben nicht so geheiratet, aber das ist ein anderes Kapitel). dazu gehört dann auch DAS HOCHZEITSFOTO, das man bei sich zuhause aufstellt und das Mutter und Schwiegermutter gern vorzeigen. Also besinn dich, ob du nicht doch mal ne Pose fotografierst.
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Das stimmt natürlich. Die beiden leben schon seit zehn Jahren zusammen, aber sie wollen halt, weils, wie du so schön sagst, so schön ist *g*. Ach ja, die Schwiegereltern, die sollen ihr Bildchen bekommen. Wer weiß, vielleicht möchte ich ja dann auch eines, mal sehen,
Ich beginne, mich zu besinnen *lächel*
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