Wir steigen aus dem Boot, das uns von Salerno nach Amalfi gebracht hat, und landen auf einem von Touristen überwimmelten Hafenkai. Nur weg! ist mein spontanes Bestreben. Doch wohin? Vor mir zeigt sich ein Tor, daneben ein Plakat: eine Ausstellung über den „Bussula“. Ich weiß, was das ist, denn Bussula heißt – auch auf griechisch – Kompass. Im Leben braucht man einen Bussula, unbedingt, am besten man trägt ihn in sich, aber notfalls tut es ja auch einer im Äußeren, wenn man, wie ich eben gerade, Orientierung sucht.
Also bezahle ich meinen Obulus und steige hinab in ein unterirdisches Gewölbe. Sofort umfängt mich tiefer Frieden. Wo bin ich? Es scheint, es sind die Eingeweide der alten Stadt Amalfi.
Hier, im kühlen stillen Gewölbe lerne ich ein wenig über den Ort, den ich zu besuchen mich anschicke: Amalfi war eine der vier stolzen See-Republiken, und sogar die älteste. Pisa, Venedig, Genua waren die drei konkurrierenden Schwestern. Amalfi gehörte zum byzantinischen Reich, erhielt aber bereits im 9. Jahrhundert volle Autonomie, um sich besser gegen die Attacken der Moslems wehren zu können. Berühmt war es wegen seiner Handels-und Schifffahrts-Gesetze, die für die kommenden Jahrhunderte vorbildlich blieben. Während seiner Blütezeit im 10-12. Jahrhundert unterhielt es Niederlassungen in Konstantinopel, Syrien, Ägypten und an den afrikanischen Küsten. Hier erblickst du Amalfi mit einem Palmenzweig, schön in Marmor ausgeführt. Dazu auch einen sinnenden Hl. Petrus und eine Madonna in Sandstein, einen bronzenen Pegasus, ein Fresco mit einer mittelalterlichen Stadtszene und ein nachgebautes Schiff.
Merkwürdig, die Madonna kommt mir jetzt, beim Betrachten, irgendwie bekannt vor. Nahm ich nicht genau diese Haltung ein, letztens, als Magda mich zeichnete? Manche Haltungen wie die des/der Nachdenklichen mit aufgestützem Kopf sind, scheints, unsterblich.



Bildungsurlaub ohne selbst zu reisen, so empfinde ich deinen heutigen Beitrag, von dem ich wieder einmal eine Menge gelernt habe. Dank und fröhliche Grüße, Ulli
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Immer gern zu Diensten 😉
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🙂
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Madonna mia ! 😀
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Danke fürs Mitnehmen in den Keller… so wird mir auch gleich kühler. Wunderschöne Bilder und Skulpturen. Liebe Grüße von Marie
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Seid ihr am Verschmurgeln in Deutschland? Hier ist heute Nacht ein Windchen aufgekommen, und ich fühle mich gleich viel wohler.
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Wie beeindruckend, dass die innere und äußere Bussula Dich von einem „Touristen überwimmelten Hafenkai“ in dieses ruhige unterirdische Gewölbe geführt hat. Vielen Dank für das bisherige Mitnehmen auf eine schöne und lehrreiche Reise.
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immer gern, Serap! 🙂
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Die Haltung der Madonna, so wie sie fotografiert und festgehalten ist, legt eine Auslegung nahe, die auf ein aufmerksames Nachspüren eines tiefen Schmerzes (oder eines Tons) hinweist.
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danke, Gerhard, für diese schöne Resonanz.
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einfach schön ist das, auch wenn es heiß ist und nicht regnet, genieße einfach diesen Sommer.
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danke, lieber Klaus.
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Orientierung suchen. Ja, so geht es. Wunderbar geht das so!
Gruß von Sonja
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danke, ja, es ging. es ging sogar wunderbar. 🙂
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Was für ein toller, funktionierender Kompass in Dir, der Dich in diese Unterwelt führte, liebe Gerda!
Gleich dem Touristengehabe entkommen und neue wundervolle Erkenntnisse gewonnen.
Besser hätte es ja gar nicht kommen können.
Wie gerne bin ich jetzt wieder mitgegangen, nicht nur wegen der Kühle da unten… *lächel*
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Danke, Bruni! Der innere Kompass hat mich auch danach wunderbar geführt.
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Sehr inspirierend, die Gegenüberstellung der beiden Madonnen.
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das freut mich besonders, Maren!
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