Person/Maske/Persönlichkeit und Inneres Kind

Wieder beschäftigen mich die Wörter  „sichtbar“ (verborgen) und „bekleidet“ (ursprünglich), die ich auf Peter Maschkes Material* entdeckte.

Sichtbar ist die Bekleidung, die Maske. Im griechischen Wort für Maske (prosopeio), aber auch für Person und Gesicht (prosopo) steckt das altgriechische ops-ωψ Auge. (Du kennst es von Optik, Optiker. Vergl. hierzu meine Beiträge „Griechisches Alphabet des freien Denkens“  o und ω). Prosopo ist das, was „vor Augen liegt“, was ich sehe und was der andere von mir sehen kann. Die „prosopikotita“ ist die Persönlichkeit: die will gesehen werden. Verborgen ist, was darinnen steckt: der Mensch.

Oben unterhalten sich zwei „Persönlichkeiten“. Vielleicht ist die eine Buchgelehrte und die andere Kunsttheoretikerin. Sie sprechen durch ihre Masken hindurch. Schwer zu sagen, ob sie als Menschen mit einander auskommen werden.

Im Bauchbereich der Alten treten zwei Kinder in Erscheinung. Es sind ihre „inneren Kinder“. So dachte ich, als ich die Bilder legte. Und ich dachte auch: die „Inneren Kinder“ der beiden vertragen sich gut, egal welche Gesichter die da oben schneiden und welche Hüte sie tragen. Sie sind die ursprünglichen dem Leben zugeneigten Menschenkinder. Verborgen und meist ignoriert leben sie in uns weiter. Sie weinen und lachen und wollen gut sein und spielen und sind trotzig und neugierig und treuherzig und was nicht noch alles. Meist können sie noch nicht lesen, und Bilder malen sie noch selbst.

*Dιe Schnipsel dieser Legebilder stammen, wie schon öfter angesagt, von Jürgen Küster, der seinerseits das Material seines verstorbenen Kollegen Peter Maschke für seine Scherenschnitte verwendete und mir die Schnittreste überließ. Die Legefläche beträgt 7o x 100 cm.

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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9 Antworten zu Person/Maske/Persönlichkeit und Inneres Kind

  1. christahartwig schreibt:

    Ganz wunderbar, liebe Gerda. Das spricht mich sehr an.
    Liebe Montagsgrüße
    Christa

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  2. gkazakou schreibt:

    Das freut mich, Christa! Komm gut in die Woche!

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  3. Ulli schreibt:

    Schön, wie die inneren Kinder aus den Figuren heraustreten, da hilft auch der Schleier der Dame links im Bild nichts, sie haben ihre eigenen Köpfe, ihr eigenes Handeln, sind neugierig aufeinander und lassen die Großen schwatzen…
    Ja, liebe Gerda, diese Legearbeit mag ich auch wieder sehr!
    Herzliche Montagmorgengrüße, Ulli
    P.S. Ich dachte noch an Ego und Selbst, das Ego mit seinem Maskenspiel und das Selbst, in dem das wahre Wesen alle Anteile vereint…

    Gefällt 2 Personen

  4. kunstschaffende schreibt:

    Oh, die gefallen mir auch super gut! Erwachsene Menschen mit Masken, Kinder haben sich da weniger unter Kontrolle. Da gibt es vielleicht auch weniger Kompromisse, entweder es passt oder eben nicht!
    Ich deute es für mich so, während die Erwachsene noch diskutieren, fordert das eine Kind, das Andere auf, komm lass und was Anderes machen! Sie sind sich einig! 😉💃💃

    Liebe Grüße Babsi

    Gefällt 1 Person

  5. www.wortbehagen.de schreibt:

    Toll sind sie, Deine beiden Persönlichkeiten, liebe Gerda, ein wundervolles Bild ist es geworden, wieder einmal und scheinen nicht ihre Persönlichkeiten durch die Masken hindurch?
    Sie unterhalten sich scheinbar friedlich, wir hören keine bösen Worte und können sie auch nicht von ihren Lippen ablesen. Stattlich scheinen sie mir und ihre inneren Kinder verstecken sie nicht. Sie sind auch nicht schüchtern, sondern blicken keck in die Welt.
    Um Deine Hutkreationen würden Dich die Hutmacher beneiden *schmunzel*. Sie sind zu schön.

    Lieber Gruß in die Nacht von Bruni

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou schreibt:

      Danke dir, liebe Bruni! Mir scheint, es handelt sich um zwei gebildete Damen gesetzten Alters, die sich gern über Literatur und Malerei austauschen. Das „innere Kind“ der Bilderfreundin tritt direkt aus den Eingeweiden hervor, ist kecker, neugieriger und zupackender, wohl auch abenteuerlustiger als das der Buchgelehrten, das sich ein wenig schüchtern und blässlich in die Rockschöße der Mutter drückt und lieber zu Hause bei seinen Stofftieren bleibt. Die beiden ergänzen sich recht gut, finde ich.

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