Wie verbinden sich Vorder- und Hintergrund, wenn ich gemalte Schnipsel auf gemaltem Grund platziere?
Hraban57 schrieb mir zum vorigen Beitrag (Futterneid) folgenden Kommentar: Bei der Betrachtung der „farbigen Scherenschnitte“, wie Du sie bezeichnest, assoziiere ich ebenso keine Dreidimensionalität, aber sie erinnern mich sehr an Ergebnisse, wie sie bei der Photographie mit Spiegelreflexkameras erzielt werden. Eine hohe Auflösung, Schärfe im Vordergrund, der Hintergrund taucht eher ab, welches Deiner „Verschränkung von Vorder- und Hintergrund“ entspricht.
Der Vergleich mit dem Fotografieren leuchtet mir ein. Tatsächlich nimmt das Auge die gelegten Teile als „Vordergrund“ wahr, während die gemalte Fläche als Hintergrund fungiert, der nur unscharf wahrgenommen wird – quasi als Milieu für die gelegte Szene. Genau das aber möchte ich überwinden. Ich möchte, dass die beiden Ebenen sich gleichberechtigt miteinander verschränken.
Also mache ich einen neuen Versuch, diesmal mit abstrakterer Gestaltung, um das vorschnelle „Schließen einer Gestalt“ zu vermeiden.
Ich meine, bei diesem Bild wird das Auge in einer Suchbewegung gehalten, wandert unaufhörlich zwischen dem gelegten „Vordergrund“ und dem gemalten „Hintergrund“ hin und her, verwebt sie miteinander, um ein Thema zu erkennen. Denn das Bild ist zwar abstrakt, aber auf Themenfindung mag kein Mensch verzichten. Schau mal auf die „Antennen“ am oberen Rand des Bildes und auf die kreisende Bleistiftbewegung rund um das zerrissene Rot. Füge das Grün hinzu, lass dich auf die dunkle Unordnung in der Mittelzone des Bildes ein und folge dem dicken schwarzen Zeiger nach unten. Von dort her erschließt sich auch ein möglicher Sinn, den ich umschreiben möchte als „Weltzustände“.
Natürlich kannst du das Bild auch ganz anders lesen…
Warum dies Insistieren auf Vorder- und Hintergrund? Weil wir meist nur die Gegenstände wahrnehmen, die sich unserem Auge aufdrängen, nicht aber die dahinter wirkenden Kräfte, die sie hervorbringen. Genau für diese aber sollten wir unser Bewusstsein schärfen, meine ich. Es wäre gut, wenn wir nicht nur die einzelnen Ereignisse, die uns aus den Medien entgegenschreien, registrieren, sondern einen Zusammenhang herstellen zwischen den Ereignissen und den im Hintergrund wirkenden Kräften.

Wundervoll Dein letzter Satz, liebe Gerda
und doch sehe ich mir ein Bild, ob gemalt oder geklebt (wie meine ja auch) immer in ihrer Gesamtheit an und dann gehe ich an die Details, gehe nahe heran und prüfe, was oder wie sie sind, trete wieder zurück und lasse das Ganze auf mich wirken.
Bei einer Fotografie konzentriere ich mich wirklich auf das Vordergründige, bei gemalten Bildern ist es irgendwie anders. Da will ich den Strich des Malers sehen, seine schwere oder leichte Hand erkennen, aber ich fasse nie an *g*.
Deine Kombination, in der beide Techniken gleichberechtigt gesehen werden sollten, ist Dir wundervoll gelungen. Ich sehe ein Schiff mit 10.000 (lächel) Segeln, ein gemütliches Häuschen darauf und eine bunte in sich geschlossene Welt.
Ein Hauch von Arche Noah weht mich an … und im Bauch des Seglers die Tiere …, denn da ist Platz
Herzlichst Bruni
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Liebe Bruni, ich bin wieder bezaubert von dem, was du siehst und wie du es beschreibst. Es ist solch ein Glück, deinem Blick zu folgen. Vieles Schwere wird leicht. Gute Nacht dir! Gerda
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Wie schön ist es, daß Dir mein Blick gefällt, liebe Gerda.
Ich strahle nun in die Nacht und freue mich
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Du machst schöne Sachen, ich folge dir jetzt mal!
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herzlich willkommen, Andrea, und danke! Schönen Sonntag dir! Gerda
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Das ist ein Bild, liebe Gerda, bei dem ich so schnell nicht satt werde es zu betrachten, immer wieder gleitet mein Blick von hier nach dort und entdeckt neue Details, genauso, wie es mir ergeht, wenn ich mich mit der Geschichte der Welt beschäftige- grosses Chapeau für diese Arbeit an dich
herzliche Grüsse
Ullui
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Wie mich das freut! ich finde es schade, dass es als Foto so eng und klein wirkt. Hätt es gern größer – wie die Welt halt….
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Das ist wohl wahr, dieses Bild braucht Raum, aber du kannst es ja in welcher Grösse auch immer noch entwickeln lassen … wenn auch nicht so gross wie die Welt 😉
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