Ich bin seit drei Tagen in Athen, fern von meinem Atelier. Aber ich habe Lust zum großformatigen Zeichnen mit Kohle. Was tun? Ich kaufte mir große Pappen, die eine glatte weiße und eine raue graue Seite haben, und klebte sie an eine Wand, die graue Seite nach vorn. Ideal ist das Festkleben nicht, denn ich drehe und wende die Zeichnungen gern. Dann nahm ich eine dicke Kohle und zeichnete … einen Wald mit See. Finster stehen Zypressen oder Pappeln ähnelnde Bäume dicht an dicht rund um die ausgesparte helle Fläche des Sees. Durch Verwischen mache ich den Wald noch undurchdringlicher.
Zu viel des Guten? Sollte ich die schwarzen Flächen nicht ein wenig aufhellen, den Bäumen ein wenig Licht gönnen? Gedacht, getan. Das weiche Innere vom Weißbrot, das ich aus der Küche hole, ist bestens als Radiergummi geeignet. 
Und jetzt kann auch ein Kahn ins Bild fahren. Fertig.
Hier siehst du den Kahn in groß.
Auch die anderen Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern. Die Originalgröße der Zeichnung ist 70 x 100 cm.
Während ich zeichnete, stieg in mir eine Erinnerung auf: Der geheimnisvolle Nachen von Friedrich Nietzsche, im Anhang zur Fröhlichen Wissenschaft zu finden.
Gestern Nachts, als alles schlief,
Kaum der Wind mit ungewissen
Seufzern durch die Gassen lief,
Gab mir Ruhe nicht das Kissen,
Noch der Mohn, noch, was sonst tief
Schlafen macht, – ein gut Gewissen.
Endlich schlug ich mir den Schlaf
Aus dem Sinn und lief zum Strande.
Mondhell war’s und mild, – ich traf
Mann und Kahn auf warmem Sande,
Schläfrig beide, Hirt und Schaf: –
Schläfrig stiess der Kahn vom Lande.
Eine Stunde, leicht auch zwei,
Oder war’s ein Jahr? – da sanken
Plötzlich mir Sinn und Gedanken
In ein ew’ges Einerlei,
Und ein Abgrund ohne Schranken
Tat sich auf: – da war’s vorbei!
– Morgen kam: auf schwarzen Tiefen
Steht ein Kahn und ruht und ruht …
Was geschah? so rief’s, so riefen
Hundert bald: was gab es? Blut? – –
Nichts geschah! Wir schliefen, schliefen
Alle – – ach, so gut! so gut!
Und so wollen wir es ebenfalls halten: GUTE NACHT wünsche ich allen, die mir bis hierher gefolgt sind.


Wow Gerda, dies muss gerade auch in diesem großen Format sehr eindrucksvoll aussehen! Ja, es ist eine geheimnisvolle Stimmung, die eine Geschichte erzählen könnte!
Dir einen schönen Abend
❤liche Grüße Babsi
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danke dir, Babsi, ich freu mich!
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Was so ein kleines Boot alles kann. Ich bin verblüfft, liebe Gerda.
Da präsentierte sich der dunkle Wald in seiner dusteren Pracht, der kleine See war noch unbedeutend, aber dann kam dieser winzige Kahn, gab der Kohlezeichnung den letzten Schliff und siehe da, die Zeichnung erhob sich, blickte stolz und Dein Bild war vollendet schön
Liebe Grüße von Bruni
PS Bisher wußte ich nicht mal, daß es von Herrn Nietzsche auch Gedichte gibt und jetzt bin ich hoch erfreut, wirft es doch noch mal ein ganz anderes Bild auf ihn als das, was ich vorher hatte. Er kommt mir näher …Feine Zeilen sind ihm eingefallen
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Danke Bruni, und ich schmunzele, dass ich dir was Poetisches nahebringen konnte. Schau mal das Gedicht „Der neue Kolumbus“ an, das ich sehr mag.
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mach ich 🙂
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Oh, der Nietzsche war doch vor allem auch ein großer Dichter, liebe Poetin!
Was ist denn “ Also sprach Zarathustra“ anderes als ein großes Poem?!
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Ja,komisch. Trotz Zarathustra war er bei mir in der Schublade Denker und Philosoph. Anderes um ihn verschwand im Hintergrund meines Speichers 😊 leider,aber nun habe ich ihn aus seiner viel zu engen schublade befreit
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gut so 🙂
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Mir machen diese Bilder Furcht. Ich finde keine Aussage in ihnen.
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„nichts geschah…“, liebe Arabella. Das ist doch nicht zum fürchten, oder?
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So viel Schwarz, nur ein Boot.
Wohin sollen die, welche das als Überfluß finden…
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nur ein Boot. Das gibt mir zu denken, liebe Arabella. Wäre es mit zehn Booten besser bestellt um die Menschheit?
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Das ist eine ausweichende Frage, die eine Fangfrage beinhaltet.
Die Arche war ein Boot mit der Kraft von Millionen Booten.
Dein Bild zeigt sie nicht.
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Eine Arche Noah ist es freilich nicht. Vielleicht fehlt mir die Zuversicht? Mich freuen deine Einwände, sie geben mir Stoff zu denken. Gute Nacht!
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Das freut mich. Einen guten Tag
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Aus diesem Wald ist kein Entkommen. Fasziniert bin ich von der spiegelnden Wasseroberfläche. Oder ist es Eis, der Kahn gar festgefroren?
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Das für mich Interessante ist, dass die „Wasseroberfläche“ nichts als eine ausgesparte etwas durchkritzelte und leicht verschmierte hellgraue Pappe ist. Zeichnen ist Zaubern.
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Was für ein wunderschöner Eintrag, liebe Künstlerin, beeindruckend stimmig in der Entstehung und Assoziation zu Nietzsche mit seinem Poem als Korollar, klasse!
Enjoy Athens 🙂
Liebe Morgengrüße vom Lu
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Danke, lieber Lu. Ich versuch es, Athen zu genießen oder doch jedenfalls, von Athen lernend zu profitieren.
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Hab ein schönes WE dort 🙂
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drei Wochen …
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…wow!
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Das ist eine ordentliche Größe für eine Kohlezeichnung, Gerda 🙂 Mir gefällt das kleine Boot auch sehr gut zwischen den hohen Bäumen. LG von Susanne
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Ja, liebe Susanne, kleine Formate rücken Landschaften in die Ferne, große holen sie heran. Ich habe früher noch viel größer gezeichnet. Manchmal fühle ich mich mit kleinen Formaten sehr gut bedient, aber es gibt Zeiten, da hätte ich am liebsten eine ganze Wand, nur um die Leere zwischen zwei Menschen darzustellen.
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Gefällt mir alles sehr gut. Aber das Innere des Weißbrotes als Radiergummi: das hat was.
Da fehlt fur mich als alter Brotbäcker nur noch das Rezept für ein solches Brot.
Liebe Grüße juergen
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Am besten, du kaufst dir ein billiges Weißbrot. Das bappt und klebt ausgezeichnet und macht eine gut knetbare krümelfreie Masse. Schlecht fürs Verdauen, gut fürs Radieren. (Ich hatte gestern zu gutes Brot, es krümelte ein bisschen).
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Tja, es ging mir eigentlich weniger ums Radiermaterial und mehr um das nach- Backen eines griechischen Weißbrotes nach Originalrezept.
Gruß
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tja, leider bin ich keine Brotbäckerin und habe keine Ahnung vom Backen. Die wichtigste Unterscheidung ist wohl die „mit prosimi“ (προζύμι, Sauerteig) und ohne. Es gibt, wie ich eben sah, ellenlange Rezepturen fürs Herstellen des Sauerteigs, den man gewöhnlich beim Backen verwendet. Die Sorten sind sehr verschieden von Ort zu Ort, da es noch viele Kleinbäckereien als Familienbetrieb gibt. Hier in meinem Athener Umfeld haben wir einen traditionellen Bäcker, der seine großen runden Brote mit dem Schieber aus dem Ofen holt – eine Freude fürs Auge und für die Nase. Aber wie er sie macht? Tut mir leid, weiß ich nicht. Liebe Grüße! Gerda
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Kein Problem. Ich hoffe nur, dass ich Dich mit meinem Anliegen nicht in Verlegenheit gebracht habe?
Schönes Wochenende, liebe Grüße,
Jürgen
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Ach wo, lieber Jürgen! Keine Verlegenheit. Wieso auch? ich backe zwar nicht selbst, aber freu mich am Backen der anderen. Liebe Grüße dir!
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Die sind aber sehr ausdrucksstark!
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