23. Dezember 1942 – 2015

Das erste Datum: da fiel mein Vater in Stalingrad.

Das zweite Datum: heute. Das ist lange vorbei, wirst du sagen. Ja, solange wie ich lebe, 73 Jahre. Ein lebenslanger Verlust, sozusagen.

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Als Kind habe ich mit dem Vater gehadert: Was hattest du da zu schaffen! Was musstest du da hingehen, und bist nicht bei mir geblieben! Für mich wars Verrat.

So viele Kinder hadern wie ich. Der Frieden ist so schwach, die Wut so groß. Daran musste ich heute denken und bitte um Vergebung, dass ich nicht so leicht in die Harmonie der Herzen hineinfinde, die sich um diese Zeit der Christenmenschen bemächtigt – bemächtigen soll – bemächtigen möge. IMG_3009a

Ab morgen, ich versprechs, werde ich alle Kriege ruhen lassen. Keine Kugel wird fliegen, kein Mensch wird zum Mörder, keiner zur Leiche. Kein Kind wird weinen, keine Mutter, kein Mann, keine Frau. Alle werden ein warmes Zuhause haben und Lebkuchen und Kerzenlichter.

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About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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9 Responses to 23. Dezember 1942 – 2015

  1. Das tut mir sehr leid, liebe Gerda. Wenn es Dich ein Leben lang begleitet, dann ist es nicht „lange her“, dann ist es präsent und Gegenwart. Ich wünsche Dir Frieden und danke Dir für diesen wunderbaren Blog. Alles Gute.

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  2. Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

    danke herzlich, madame Filigran. Das „lebenslang“ bezieht sich vor allem auf das Erleben: was es für ein Kind heißt, dass der Vater so sinnlos in einem Krieg umkommt.. Bei mir führte es zu einem Hass auf den Krieg. Auf jeden Krieg. Der Hass belebt sich immer wieder, sobald ich von einem Kriegsgeschehen höre. Hass ist natürlich nicht grad ein freundliches Gefühl ….- Daher, ab morgen gilt: Frieden.

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  3. Avatar von haluise haluise sagt:

    OJE (= OJESUS)
    KANNST DU mir erklären, wie man ERFOLGREICH krieg mit hass transformiert ?
    ICH lernte: krieg und hass lassen sich N U R transformieren, transmutieren mit LIABI, LIABI, LIEBE, LIEBELIEBELIEBE, im SEGEN hingeflogen, geschenkt ohne rück(gabe)schein oder ausgleichs-tun …..
    „Der Hass belebt sich immer wieder, sobald ich von einem Kriegsgeschehen höre. “ = wie sollte hass und krieg enden können, wenn ihnen ständig nahrung/Energie/kräfte, nachschiebend zuströmen.?
    kinder können die unterschiedlichen ENERGIEN von den aufgeschriebenen worten LIEBE und hass, s p ü r e n.
    probiers mal: je ein stück papier für 1x LIEBE und für 1x hass und dann halte deine handinnenfläche drüber und spüre hin: es kann alles sein: wärme, druck, kitzel,prickel etc.und dann die qualität …
    grüssele zum FESTE der LIABI-LIEBE
    von
    LUISE

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  4. Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

    ist mir schon lange klar, Luise. Ich arbeite dran.
    Allerdings hasse ich nicht Menschen, sondern Zustände. Die lassen sich nicht durch Liebe transformieren. Aber ich kann darauf verzichten, sie zu hassen, dann verlieren sie etwas von ihrer Kraft. Und meine Energie für Nützlicheres verwenden.

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  5. Liebe Gerda, das ist sehr ergreifend…die Legebilder, die Fotos der Familie, die Erinnerungen, der Schmerz…Gut, dass du den Mut hattest, darüber zu schreiben und es auch in Bildern zu verarbeiten (wahrscheinlich immer wieder).

    Ich habe es mir auch überlegt, ob ich etwas über die Vergangenheit sage, denn gerade in den Festtagen kommen ja die alten Bilder noch mal hoch und somit auch die alten Empfindungen…Ich wusste nicht, ob es gut ist, darüber zu berichten. Vielleicht mache ich es nächstes Jahr…Denn meistens steht man mit seinen Gefühlen gar nicht so alleine da und viele von uns haben ähnliche Einsamkeits-Erfahrungen in sich, die Bilder sind aber anders.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Liebe Nadia, auch ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich persönliche Bilder und Erinnerungen teilen darf. In diesem Jahr bin ich noch einen Schritt weitergegangen, und es war mir etwas mulmig dabei. Aber nun hat es mir doch geholfen. Die Bilder sind zu Zeitdokumenten geworden, und als solche sind sie wertvoll für viele. Und bei mir hat sich der alte Schmerz aufgelöst und geblieben sind Liebe, Dankbarkeit und eine stille Freude über die Menschen, die damals um mein Körbchen standen und irgendwie immer noch stehen.

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      • Danke, Gerda, diese Worte machen auch mir Mut. Und es ist spannend, das eigene Schicksal tatsächlich in eine Zeit mit seinen Problemen/ Kriegen/ Zeitgeist-Gedanken zu sehen. Das lerne ich auch so ganz langsam…

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Es braucht seine Zeit. Übereilen geht nicht. Ich bin ja nun sehr viel älter als du, und erst jetzt gelingt es mir langsam. Habs gut, Nadia!

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