Das Archäologische Nationalmuseum von Athen ist nicht gerade arm an berühmten Schätzen. Der Minotaur, den ich euch heute zeigen möchte, gehört nicht dazu.

Minotaur, Foto (c) Gerda Kazakou
Irgendwie berührt der Minotaurus mein Herz. Vielleicht liegt das an den Darstellungen Picassos, besonders die mit dem Mädchen, das den blinden Minotaur führt. Seine Missgestalt hat etwas Tragisches an sich. Er wirkt so hilflos und schutzlos, trotz seiner Riesenkräfte und seines Rufes als Mädchen-fressendes Ungeheuer. Es ist ein Wesen, das seine menschliche Gestalt nicht bis zu Ende hat ausbilden können.

Minotaur, Foto (c) Gerda Kazakou
Während die Kentauren einen Pferdeleib haben, der von der Brust an in die menschliche Form übergeht, ist es beim Minotaur umgekehrt: sein Körper ist durchaus menschlich, aber sein Kopf ist in der Tierform steckengeblieben. Er fühlt wie ein Mensch, aber er hat keinen Anteil am Geist. Das ist seine Tragik.
Dass die Skulptur nur rudimentär erhalten ist, macht für mich das Drama dieses Stiermenschen sogar noch einfühlsamer.

Minotaur, Foto (c) Gerda Kazakou
Wie anders wirkt der kleine Junge, der auf dem ungestümen Pferd reitet und es zügeln kann, obgleich er ein Federgewicht ist!

reitender Knabe, Foto (c) Gerda Kazakou
Das ungestüme Pferd – Symbol der Vitalkräfte – reißt ihn nicht mit sich fort, denn er hat, so jung er auch ist, schon gelernt, Kontrolle über die Impulse seiner tierischen Natur zu gewinnen.
(Auch diese Bronzeplastik wird im Archäologischen Nationalmuseum von Athen gezeigt. Sie ist eine der wenigen Bronzen, die überlebt haben. Denn der Ruf: „Macht aus den Schwertern Pflugscharen“, verhallt meist ungehört, während die Umschmelzung großer Kunstwerke zu Kanonenkugeln und Schwertern allezeit höchst beliebt war.)
Ja, wirklich auf dem 2ten Foto sieht der Minotaurus richtig anrührend aus …
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Ich finde ihn schön.
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