Griechische Kunst am Sonntag: der Minotaur und der reitende Knabe

Das Archäologische Nationalmuseum von Athen ist nicht gerade arm an berühmten Schätzen. Der Minotaur, den ich euch heute zeigen möchte, gehört nicht dazu.

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Minotaur, Foto (c) Gerda Kazakou

Irgendwie berührt der Minotaurus mein Herz. Vielleicht liegt das an den Darstellungen Picassos, besonders die mit dem Mädchen, das den blinden Minotaur führt. Seine Missgestalt hat etwas Tragisches an sich. Er wirkt so hilflos und schutzlos, trotz seiner Riesenkräfte und seines Rufes als Mädchen-fressendes Ungeheuer. Es ist ein Wesen, das seine menschliche Gestalt nicht bis zu Ende hat ausbilden können.

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Minotaur, Foto (c) Gerda Kazakou

Während die Kentauren einen Pferdeleib haben, der von der Brust an in die menschliche Form übergeht, ist es beim Minotaur umgekehrt: sein Körper ist durchaus menschlich, aber sein Kopf ist in der Tierform steckengeblieben. Er fühlt wie ein Mensch, aber er hat keinen Anteil am Geist. Das ist seine Tragik.

Dass die Skulptur nur rudimentär erhalten ist, macht für mich das Drama dieses Stiermenschen sogar noch einfühlsamer.

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Minotaur, Foto (c) Gerda Kazakou

Wie anders wirkt der kleine Junge, der auf dem ungestümen Pferd reitet und es zügeln kann, obgleich er ein Federgewicht ist!

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reitender Knabe, Foto (c) Gerda Kazakou

Das ungestüme Pferd – Symbol der Vitalkräfte – reißt ihn nicht mit sich fort, denn er hat, so jung er auch ist, schon gelernt, Kontrolle über die Impulse seiner  tierischen Natur zu gewinnen.

(Auch diese Bronzeplastik wird im Archäologischen Nationalmuseum von Athen gezeigt. Sie ist eine der wenigen Bronzen, die überlebt haben. Denn der Ruf: „Macht aus den Schwertern Pflugscharen“, verhallt meist ungehört, während die Umschmelzung großer Kunstwerke zu Kanonenkugeln und Schwertern allezeit höchst beliebt war.)

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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2 Antworten zu Griechische Kunst am Sonntag: der Minotaur und der reitende Knabe

  1. Myriade schreibt:

    Ja, wirklich auf dem 2ten Foto sieht der Minotaurus richtig anrührend aus …

    Gefällt 1 Person

  2. Madame Filigran schreibt:

    Ich finde ihn schön.

    Gefällt 1 Person

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