Alle reden vom Schnee. Darf ich mitreden?

In Bloghausen ist heute viel von Kälte und vom ersten Schnee die Rede, und so möchte auch ich einen Beitrag zu diesem Thema schreiben. Doch wie? Was? Hier in der Mani wird es nicht schneien, weder jetzt noch überhaupt. Es schneit hier nie. Und warm und sonnig ist es wie im Frühling.

Zum Glück fallen mir Sabines Schnipsel ein: Sabine ist der Lyrifant, für die, die es nicht wissen.  Eine Besonderheit ihrer Schnipsel ist: sie tragen Spuren von Sätzen, Wörtern, Buchstaben.

Und so legte ich unter dem Titel „Verständigung ist möglich“ ein Bild mit einer Unterhaltung zwischen einer Ente und einem Schwan.

Die Ente quasselt drauf los, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Der Schwan neigt elegant sein Haupt und hält meist den Schnabel. Wenn überhaupt, spricht er in Rätseln.

Schaffen es die beiden, sich trotz aller Unterschiede von Persönlichkeit und Temperament zu verständigen? Das fragte ich mich. Und fand auch die Antwort: Ja!

Schau ihnen auf den Schnabel, dann siehst du es: Sie sprechen eine gemeinsame Sprache. Es ist die Sprache des Schnees.

Ja, Verständigung ist möglich! Selbst wenn der eine das, was ihm auf den Kopf fällt, für Schnee, der andere aber für Blütenblätter hält, so können wir uns doch leicht darauf verständigen, was „schneien“ und was „in tiefe Weiße schreiben“ bedeutet.

Heinrich Heine

Unterm weißen Baume sitzend

Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;

Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.

Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.

Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freudgem Schrecken;
Duftge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.

Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz es liebt aufs neue.

Avatar von Unbekannt

About gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Responses to Alle reden vom Schnee. Darf ich mitreden?

  1. Avatar von ruhlerhof ruhlerhof sagt:

    Ja, das ist so eine Sache mit dem Schnee,

    Für die einen ist der Schnee im norddeuteschen Flachland, wie z.B. in Lutterloh eine Katastrophe, egal wann es scheint und wie lange der Schnee liegenbleibt oder so wie ich der sich sehr über den Schnee und die damit verbunden Kälte freut.

    Ich selbst versuche dann immer die eine oder andere Fotostelle zu Fuß, aber auch mit dem Fahrrad zu erreichen um dort dann Fotos zu machen.

    Außerden können zwei oder drei Wochen mit Schnee und Kälte auch zur einer Entschleunigung führen, die jeder sicherlich mal braucht um zur Ruhe zu kommen.

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Das mit dem Entschleunigen finde ich wichtig. Ich habe es mal in Athen erlebt: in unserer Gegend im Norden von Athen lag zwei Wochen eine Schneedecke, die Autos trugen Hauben und rührten sich nicht, die Väter spielten mit ihren Kindern im Schnee, denn sie bekamen schulfrei – die Welt war wunderbar still und friedlich. Ich stapfte in den Stadtwald, die Beine versanken bis zum Knie im Schnee, der noch völlig unberührt war. Die Palmen sahen besonders merkwürdig aus inmitten des Schnees.

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  2. Avatar von elsbethberlin elsbethberlin sagt:

    Για σου, Gerda !!…die „Sprache des Schnees“ Deiner Beiden! Inspierierend, auch ohne Schnee vom Himmel. Ja–heute war die Welt weiß… und die Gesichter einiger Menschen, trotz Kälte, vergnügt. Schneekristalle bestaunen, auf schwarzem Wollhandschuh sichtbar: Das sah ich bei zwei Schuljungen… auch ein Gespräch.
    Im Halbschweigen….
    Gute Zeit Dir wiederum auf der Mani !!!

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  3. Avatar von Myriade Myriade sagt:

    Eine sehr schöne Komposition ! Ich muss demnächst auch ein paar Schnipseln erzeugen um sie dir zu schicken …

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  4. Avatar von Lyrifant Lyrifant sagt:

    Zauberhaft, liebe Gerda – Lyrifant ist ganz entzückt! Schneesprache zwischen Wasservögeln – wunderbar!

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  5. Die Sprache des Schnees schien mir bisher nur kalt und wie eingefroren.

    Nun überlege ich, wo ist nur meine fantasie geblieben und ich finde sie wieder, wenn ich mir ganz viel Mühe gebe ⚘️🎶✨️🌹

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    • und Heinrich Heines Worte sind so wundersam schön, Gerda!

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    • Avatar von gkazakou gkazakou sagt:

      Die Sprache des Schnees kalt? mit all seinen wunderbaren Kristallen, seinem Gefunkel, seinem blauen Schimmer dort, wo sich Schatten bilden? Der Schnee, diese schützende Hülle für die Pflanzen, damit sie nicht erfrieren, kalt? Ich kanns nicht glauben…

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      • Wenn ich mir den Schnee mit deinen Augen betrachte und mir die zarten Kristalle betrachte, dann empfinde ich ihn auch nicht als kalt, sondern nur wunderschön. Leider hab ich als 8jährige ein täglich sich wiederholendes Ergebnis mit verharschtem schnee gehabt und es dauerte, bis meine kinderfingerchen an jedem abend wieder Gefühl bekamen…
        Ausserdem viel zu dünne und sehr falsche Kleidung, weil ich nichts anderes hatte, liebe gerda.

        Due Schönheit und Wichtigkeit des Schnees sehe ich sehr wohl und ich mag sie auch, aber lieber aus der Gemütlichkeit eines warmen Raumes heraus…

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  6. Manchmal
    hält das kalte Herz
    weiße Blüten des Frühjahrs
    für Schneetreiben.
    Manchmal
    hält das heiße Herz
    kalten Wintereisregen
    für Blütenreigen

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  7. Avatar von Amorak Amorak sagt:

    sag niemals nie du liebes … heutzutage weiss man es nicht mehr 😊

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